Sportler helfen der Ukraine Oberhof fährt mit drei Bussen mit

Sportler helfen der Ukraine: Bereits viermal haben Athleten und Unterstützer des Vereins Athletes for Ukraine von Bayern aus Hilfsgüter an die polnisch-ukrainische Grenze gebracht und von dort Kriegsflüchtlinge nach Deutschland mitgenommen. An Karfreitag werden sie auch von drei Bussen aus Oberhof begleitet. Foto: Athletes for Ukraine/Athletes for Ukraine

Sport verbindet die Menschen – das gilt auch in Kriegszeiten. Der Verein Athletes for Ukraine bricht an Karfreitag ein weiteres Mal mit Hilfsgütern an die polnisch-ukrainische Grenze auf. Aus Oberhof schließen sich drei Busse an.

 
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Noch weiß Christian Schmidt nicht, was ihn in diesem kleinen Dorf an der polnisch-ukrainischen Grenze erwartet, rund 70 Kilometer westlich von der Stadt Lwiw, wo sich Tag für Tag Kriegsflüchtlinge sammeln und auf ein Weiterkommen hoffen, Hauptsache weg vom Krieg.

An Karfreitag werden Christian Schmidt und andere Freiwillige mit drei Kleinbussen von Oberhof aus Richtung Ukraine aufbrechen. Die Busse werden vollgepackt mit Hilfsgütern sein: Babynahrung, Konserven, Medikamente, Erste-Hilfe-Kästen, Schmerzmittel und vieles mehr.

Die Oberhofer haben sich dem Verein Athletes for Ukraine angeschlossen. Cheforganisator Christian Schmidt konnte einfach nicht anders. Seit der letzten Biathlon-WM in Oberhof im Jahr 2004 ist der Mann aus dem Dermbacher Ortsteil Zella/Rhön mit dem Biathlon-Virus infiziert. Aus dem Zuschauer wurde schnell ein Helfer und Vereinsmitglied des WSV Oberhof 05. Heute gehört Christian Schmidt zum OK-Team für die Biathlon-WM im nächsten Jahr. Viele enge Freundschaften zu den Sportlern sind seit Schmidts Biathlon-Anfängen entstanden.

Als sich in den letzten Wochen die Gründung von Athletes for Ukraine in der Sportwelt herumspricht, ist auch Schmidt angefixt und will mit anpacken. Er nimmt Kontakt zu einer der Dutzenden Botschafter der Initiative auf und fragt, ob auch Nicht-Sportler mithelfen dürfen.

Johannes Vetter, Katharina Hennig, Felix Loch und Dajana Eitberger sind vier der prominenten Unterstützer. Auch viele bekannte Biathleten gehören dazu, etwa Laura Dahlmeier, Vanessa Hinz, Maren Hammerschmidt, Simon Schempp und Quentin Fillon Maillet.

Christian Schmidt schreibt Biathletin Maren Hammerschmidt und wird so schnell Mitglied bei Athletes for Ukraine. Kurz darauf bietet er den Machern an, auch in Oberhof Hilfstransporte zu organisieren. Die nehmen Schmidts Angebot gerne an. Damit war Oberhof an Bord.

Ein Konvoi aus 23 Bussen

Das Ergebnis des Engagements biegt an Karfreitag auf die Zielgerade. Am Morgen startet der Hilfsgüter-Transport am Rennsteig. Auf der Rückfahrt werden Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine die Plätze in den Bussen füllen. Für Oberhof ist es die Pionierfahrt, sagt Christian Schmidt. Die anderen Stützpunkte von Athletes for Ukraine haben bereits mehrere Fahrten an die Grenze hinter sich. Auch die Orte Traunstein, Rosenheim und Berchtesgaden sind zu Ostern wieder dabei; dazustoßen werden drei Busse aus Dresden, die Biathlet Michael Rösch organisiert hat. 23 Busse sind es insgesamt.

Rennrodler Felix Loch wird am Steuer eines Busses sitzen. Für den dreifachen Olympiasieger ist es bereits die zweite Fahrt Richtung Ukraine. Auch in Oberhof wären etliche Sportler gerne mit eingestiegen, erzählt Christian Schmidt unserer Zeitung. „Da haben wir offene Türen eingerannt. Einer nach dem anderen hat sich angeschlossen.“

Doch der April ist traditionell Urlaubszeit bei den Wintersportlern. „Erik Lesser ist noch im Urlaub, Philipp Horn kommt erst aus dem Urlaub zurück, Lisa Lohmann wäre auch sofort dabei gewesen, muss aber Dienst in Bad Endorf schieben“, so Schmidt.

Olympionikin Vanessa Voigt gehe es ähnlich, berichtet Bruder Kevin Voigt. „Sie fliegt am Sonntagmorgen in den Urlaub. Wir sind aber erst Samstagabend wieder da, das wäre dann zu viel Stress.“ So fährt der Zwillingsbruder als weiterer Organisator der Hilfsgüter-Lieferung zunächst alleine mit, bevor er am Sonntag wieder als Fotograf in der Fußball-Bundesliga hinter der Werbebande sitzt.

Nicht die letzte Fahrt

Mehr als zehn Stunden werden die Helferbusse unterwegs sein. An der tschechisch-polnischen Grenze vereinigt sich der Hilfskonvoi mit denen aus Bayern und Sachsen. Sind alle Hilfsgüter in der Flüchtlingsunterkunft kurz vor der ukrainischen Landesgrenze ausgeladen, ist in jedem Bus Platz für fast zehn Kriegsflüchtlinge. Zurück in Oberhof geht es in ein Hotel, das als offizielle Erstaufnahmestelle des Landkreises Schmalkalden-Meiningen dient. Hier werden die Menschen aus der Ukraine registriert und verbringen ihre ersten Tage in Deutschland, erklärt Christian Schmidt. Anschließend werden sie auf freie Wohnungen im Landkreis verteilt.

Christian Schmidt denkt schon die nächsten Schritte durch. Die Pionierfahrt zu Ostern soll auf jeden Fall nicht die letzte von Oberhof gen Ukraine gewesen sein, versichert er.

Athletes for Ukraine: Spenden erwünscht

Am Freitagmorgen, 15. April, bricht der Oberhofer Hilfskonvoi Richtung Ukraine auf. Noch bis Donnerstag nehmen die Unterstützer von Athletes for Ukraine Spenden entgegen – am Mittwoch und Donnerstag von 9 bis 12 sowie von 13 bis 16 Uhr in der Tourist-Information (Crawinkler Straße 2); außerdem am Donnerstag von 18 bis 20 Uhr in der Geschäftsstelle des WSV Oberhof 05 (Gräfenrodaer Straße 5-7). Besonders benötigt werden nicht-verderbliche Lebensmittel wie Fertiggerichte, Mehl, Milchpulver, Babynahrung, Windeln und Damenbinden, Süßigkeiten; darüber hinaus medizinische Produkte wie Blutstillungsmittel und Verbandszeug, weiterhin Isomatten.

Die Hilfstransporte finanziert Athletes for Ukraine durch Spenden. Bislang konnten rund 40 000 Euro gesammelt werden. Wer spenden möchte, findet alle Informationen dazu auf:

www.athletes-for-ukraine.org

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