Spendenaufruf Stadt nimmt Anteil am Schicksalsschlag

Wenig mehr als eine Brandruine ist Frank Fichtmüller von seinem Zuhause geblieben. Das Gebäude im Bahnweg gilt im Ergebnis der Feuersbrunst vom Freitag als einsturzgefährdet. Freies Wort hilft, das Hilfswerk dieser Zeitung, ruft auf zu spenden.

 
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„Die Hilfsbereitschaft ist überwältigend“, sagt Frank Fichtmüller. Viele Zeichen der Anteilnahme haben den 60-Jährigen am Wochenende erreicht, Worte des Trostes und des Zuspruchs. Der Bekanntenkreis sei groß: Kegler aus ganz Thüringen und Franken zählen dazu. Zuletzt Anfang Juni in Lampertheim heimste Fichtmüller für seinen SV Lauscha den Titel eines Deutschen Meisters im Einzel in der Seniorensparte ein. So manches Sportlerteam habe sich daher bei ihm gemeldet mit der ungläubigen Frage, „was da eigentlich abgegangen ist bei mir. Wie man mir helfen kann.“ Sowieso gilt das für Freunde und Bekannte aus der Heimatstadt, die ihm und seiner Familie Mitgefühl für den erlittenen Nackenschlag bekundeten. Und Unterstützung zusagten. Sohn Jan und Tochter Moni haben zwischenzeitlich über Paypal eine Online-Spendenkampagne gestartet. Sich hieran zu beteiligen, dazu rief am Wochenende auch Sonnebergs Landrat Robert Sesselmann (AfD) in den sozialen Netzwerken auf. Die Resonanz ist enorm.

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Und sie ebbt nicht ab. Lauscha rückt zusammen, um dem vom Schicksal gebeutelten Mitbürger beizustehen: Zu einer festlichen Abendmusik mit „Benedicantus“ lädt etwa die Kirchgemeinde für den 5. Januar um 17 Uhr in Lauschas Kirche ein. Die Sänger des Vocalensembles haben sich spontan entschlossen, die Einnahmen des Konzertes am Vorabend des Dreikönigstages dem Brandopfer zu spenden, um so ein Zeichen der Hoffnung und Solidarität zu setzen. (Nicht nur) Lauschaer sind am ersten Sonntag im neuen Jahr somit gern als Zuhörer des Benefizkonzerts gesehen. Dabei ist Gelegenheit in die Sammelkörbchen Geld einzulegen.

Anruf von den Nachbarn

Für all die Anteilnahme bedankt sich Frank Fichtmüller ausdrücklich. Nach dem Totalverlust seines Hauses im Bahnweg ist er bei seiner Freundin in Steinach untergekommen. Das Krankenhaus konnte er noch am 27. Dezember wieder verlassen. Der Verdacht einer Rauchgasvergiftung bestätigte sich nicht. „Es hat mir halt schlicht die Beine weggezogen, es war der Schock“, beschreibt der Glasmacher seine Gefühle, als er vorm lichterloh brennenden Haus stand. Aber immerhin: „Ich bin unverletzt geblieben.“ Das Materielle? Das sei eben so. „Das Wichtigste ist doch die Gesundheit.“

Vom Hab und Gut des 60-Jährigen ist nichts übrig. Schutt und Asche prägen die Szenerie im Innern des Einfamilienhauses. Das Gebäude ist unbewohnbar. Ob es sich überhaupt je wieder aufbauen lässt, dahinter ist vorerst ein großes Fragezeichen gesetzt.

Auf 150 000 Euro schätzte die Polizei am Montagmorgen den Sachschaden. Die Spezialisten der Kripo werden sich voraussichtlich am Donnerstag ein Bild machen von der mutmaßlichen Ursache des Geschehens. Bis dahin, so heißt es, halte man sich bedeckt. Doch stehe die Vermutung im Raum, dass das Feuer etwaig im Umfeld eines Schürofens im Erdgeschoss seinen Ausgangspunkt gehabt haben könnte, so eine Polizeisprecherin.

Seine Nachbarn, so schildert Fichtmüller, hatten am 27. Dezember gegen 13 Uhr die Rauchmelder Alarm schlagen hören und zeitgleich Rauch ausgemacht an der Rückseite. Am Telefon habe er so von der sich anbahnenden Katastrophe erfahren. „Wenig später war ich da.“ Doch mit eigenen Mitteln der sich ausbreitenden Feuersbrunst etwas entgegen zu setzen, war unmöglich.

Als erster Retter im Bahnweg war am Freitag Kreisbrandinspektor Mathias Nüchterlein. Dem Ernstthaler folgte wenig später Lauschas Wehrleiter Manuel Greiner-Stöffele. Das über mehrere Stockwerke hinweg brennende Gebäude zu löschen, konnte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr die erste Aufgabe sein. Vielmehr galt es ein Übergreifen auf dicht angrenzende Nachbarhäuser abzuwenden. Dort waren von der Hitze bereits Scheiben geborsten, kokelten Fensterrahmen und Fassadenteile. „Es stand spitz auf Knopf. Eine dramatische Situation im ersten Moment. Da ging es um jede Minute.“ Schlauchstrecken wurden gekuppelt. Ein Hydrant im Bahnweg konnte genutzt werden, die Löschwasserversorgung zu stabilisieren, dazu ein zweiter nahe der Apotheke. Rasch war auch die Drehleiter aus Neuhaus eingetroffen. Doch konnte die Technik angesichts der überaus beengten Verhältnisse mit der sehr schmalen Straße und dem steilen Bahndamm zu den Gleisen hinunter ihre Möglichkeiten kaum ausschöpfen. Der Winkel war zu gering für die Mannschaft im Korb. Effektiv rangieren? Ließ sich nicht mit den Blaulichtfahrzeugen.

Das Dach musste erst durchbrennen

Im Innern fraß das Feuer den Treppenaufgang weg. So konnte der Löschangriff nur noch von außen erfolgen. Ein mühsames Geschäft, wenn man nicht vordringen kann zum eigentlichen Brandherd. Über Stunden zog sich der Einsatz, berichtet Nüchterlein. Rund hundert Freiwillige aus dem gesamten Landkreis mühten sich, so zielgerichtet es ihnen die Umstände erlaubten, die Lage in den Griff zu bekommen. Die Sanitätsbereitschaft bezog Position, das DRK versorgte die Retter mit Getränken und Essen. Gegen 16 Uhr schließlich rückten Helfer aus Tettau nach für die ausgelaugten und patschnassen Freiwilligen aus Lauscha und Umgebung.

Am Schluss entschied die Einsatzleitung darauf, dass Dach kontrolliert durchbrennen zu lassen, um hernach durch die Löcher von oben herab die Flammen zu ersäufen. Beobachtern bot sich am späten Nachmittag neuerlich das Bild meterhoch auflodernder Flammen. Eine strategische Entscheidung, wie Nüchterlein erklärt, die schließlich zum Erfolg führte. Gegen 21.16 Uhr konnte endlich „Feuer aus“ vermeldet werden.

„Das Zusammenspiel der Einsatzkräfte hat wirklich hervorragend geklappt, alles hat sehr gut funktioniert“, würdigt der Kreisbrandinspektor im Nachgang. Wobei den Feuerwehrlern nachts Mitglieder des Technischen Hilfswerks nachfolgten um im Auftrag der Polizei die einsturzgefährdete Brandruine zu versiegeln gegen unbefugtes Betreten. Steinachs Feuerwehr leuchtete dies aus. Als Spanplatten verschraubt und Flatterbänder gespannt waren, sei gegen 0.30 Uhr auch das THW zurück in Sonneberg gewesen, sagt Nüchterlein. Auf der Habenseite aller Anstrengungen? Darf stehen, dass es keine Verletzten gibt, heißt es in der Nachlese. Und auch nicht der Verlust einer womöglich ganzen Häuserzeile mit vielen Geschädigten zu beklagen ist.

Der Verlust ist umfassend

Wie es für Frank Fichtmüller weitergeht? Er wird nun gefordert sein, den Schaden mit der Versicherung abzuwickeln. Und den Verlust dessen, was einmal sein Zuhause war, zu verkraften. Sein Bruder Axel, der im gemeinsamen Elternhaus – in fünfter Generation im Familienbesitz – eine Werkstatt für orthopädische Schuhe hatte, habe sich seit einiger Zeit mit dem Gedanken getragen, den Service so allmählich auslaufen zu lassen. „Das kommt jetzt für ihn von einem Tag auf den anderen.“

Freies Wort hilft“, das Hilfswerk dieser Zeitung, ruft auf zu spenden für die Brandopfer-Familie aus Lauscha. Die IBAN bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse lautet auf die Nummer DE39 840500 00 1705 017 017.