„Hier gibt’s nur Vollgas“, verkündete Nico Staude und brachte ein Blech voller mit Käse überbackener Pattys. „Drei Cheeseburger und einen ohne Gurke!“, lautete eine Bestellung. „Kriegen wir hin, wir kriegen alle satt“, kam die Antwort von Tina Staude. Gemeinsam mit ihren beiden Kolleginnen belegte sie die Burger. „Das machen wir sehr gerne“, meinte sie. Kein Gedanke an Stress. Kein Klagen. Natürlich war es viel Arbeit. Aber man verfolgte ein gemeinsames Ziel und das trieb alle an.
Die Schlange reichte locker bis zur Tankstelle. Ein jeder verhielt sich coronakonform. Abstände und Maskenpflicht waren selbstverständlich. Daniel Marr sprach vom Handwerk, das verbindet und wickelte Rippchen in Papier. Sein Bruder Thomas sorgte dafür, dass das Fleisch besonders lecker wird und pinselte die Rippchen ab und an mit würziger Soße ein.
„Nachdem der Bericht über Ben in der Zeitung stand, war uns klar, dass wir etwas unternehmen müssen“, erklärte Daniel Marr. Weil die Bäckerbrüder und Nico Staude ohnehin zusammen arbeiten, lief alles über den kurzen Dienstweg. Martin Holland-Nell, Bens Papa, weihten die Organisatoren erst ein, als alles in Sack und Tüten war.
Die Familie war völlig hin und weg. Für Sicherheit beim BBQ sorgten zehn Feuerwehrleute. Auf die Frage, wie man bei solch einer Aktion kalkuliere, antwortete Thomas Marr: „Wir sind Bäcker.“ Die Aktion selbst brauchte man nicht lange zu bewerben. Über die sozialen Netzwerke verbreitete sich das Vorhaben in Windeseile.
Nico Staude presste 986 Pattys (so nennt sich das Hackfleisch, das zwischen die Burgerbrötchen kommt). Auf vier Feuerplatten wurden sie gegart. Die Kundschaft hatte die Wahl zwischen Beef und Pulled Pork Burgern. Im Vorfeld waren vom Team zwölf Kilogramm Tomaten geschnitten und 44 Salatköpfe zerlegt worden. Dazu kamen 14 Kilogramm Käse und 26 Liter Soße. Zehn Minuten vor 18 Uhr gab es die ersten online-Bewertungen bei Google und Facebook. Durchweg positive Feedbacks. Das gab Auftrieb.
Regionale Firmen haben die Aktion unterstützt. Allein der Edeka-Markt in Steinbach-Hallenberg stellte 120 Kilogramm Rippchen zum Nulltarif zur Verfügung. „Das ist schon Wahnsinn und keinesfalls selbstverständlich“, waren sich die Organisatoren einig. Nico Staude bedankte sich beim gesamten Team. „Das sind hier alles fähige Leute“, sagte er.
Derweil wanderte Geldschein um Geldschein in die durchsichtige Spendenbox, die schon die gesamte vorige Woche in der Bäckerei Marr gestanden hatte. Am Abend hatte man mehr als 9000 Euro eingenommen. Martin Holland-Nell traute seinen Ohren nicht. Der dringend gebrauchte Kleinbus rückt damit in greifbare Nähe.
Hilfe für Ben und seine Familie
Die Resonanz nach dem Spendenaufruf in der Heimatzeitung für Ben ist riesig: Rund 10 000 Euro sind bis Ende vergangener Woche bereits auf dem Konto von „Freies Wort hilft“ eingegangen, um der jungen Familie zu helfen. „Einer für alle, alle für Ben“ hieß es kürzlich auch im „Grünen Baum“ in Viernau, wo Chef Hans Fischer versprach, sämtliche Einnahmen eines Tages zu spenden. Die Pizzabestellungen gingen daraufhin durch die Decke. Und nun folgte das ebenfalls privat organisierte „BBQ für Ben“.
Der kleine Ben aus Unterschönau leidet an der seltenen Alexander-Krankheit, am 6. April berichtete diese Zeitung erstmals über seine Geschichte. Gleichzeitig begann die Spendenaktion über „Freies Wort Hilft – Miteinander Füreinander“. Bens Eltern benötigen zunächst vor allem einen Kleinbus, der ihre finanziellen Möglichkeiten derzeit übersteigt.
Wer spenden möchte, kann das unter „Freies Wort hilft“ unter dem Stichwort „Ben“ tun. IBAN DE39 8405 0000 1705 0170 17 bei der Rhön-Rennsteig-Sparkasse.