SPD-Kandidaten am Rennsteig Einer trifft immer, einer fast immer

Olaf Scholz und Frank Ullrich am Schießstand. Foto: /ari

Der Kanzlerkandidat der SPD, Olaf Scholz, übt den demonstrativen Schulterschluss mit dem Südthüringer SPD-Bundestagskandidaten Frank Ullrich – und geht dafür sogar auf den Boden.

 
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Oberhof - Er sieht es nicht, weil er Olaf Scholz ausgerechnet in dem Moment den Rücken zugewandt hat. Aber ein Gehör wie das von Frank Ullrich ist nach so vielen Jahren im Biathlon darauf gedrillt zu erkennen, ob ein Schuss die Scheibe getroffen hat. Dieses metallische Klicken… Deshalb weiß Ullrich, dass sein Parteifreund und Kanzlerkandidat seiner Wahl ins Schwarze getroffen hat. Wieder verfällt der Ex-Biathlon-Bundestrainer deshalb in seine Trainer-Attitüde, ruft „Jawoll“, und fuchtelt mit den Armen in der Luft.

Der Besuch von Scholz in Oberhof am Mittwoch, dessen Höhepunkt die Schüsse des SPD-Kanzlerkandidaten mit einem Biathlongewehr direkt am Rennsteig sind, ist als demonstrativer Schulterschluss des Spitzengenossen mit Ullrich gemeint, der im Bundestagswahlkreis 196 als Direktkandidat für die Sozialdemokraten und vor allem gegen den CDU-Rechtsaußen Hans-Georg Maaßen antritt.

Entsprechend zwiespältig ist das, was auf diesem Termin von Scholz geschieht. Einerseits plaudert Scholz ebenso häufig wie lässig mit Ullrich und anderen Thüringer Genossen, erzählt vor allem den begleitenden Journalisten, dass er selbst schon einmal mit seiner Frau den kompletten Rennsteig abgewandert sei. Außer an einem Tag habe es dabei immer geregnet, sagt er. Kommentar Ullrich dazu: Es seien doch gerade solch widrige Bedingungen, die dazu führten, dass man sich an derartiges Ausflüge erinnere.

Andererseits wird Scholz immer wieder auf die Causa Maaßen angesprochen, darauf, wie er die Aussagen des ehemaligen Präsidenten des Bundesverfassungsschutzes bewertet, wie sie nach seiner Einschätzung in eine politische Auseinandersetzung passen, die gerade im Osten Deutschlands immer auch an der Abgrenzung der politischen Akteure nach ganz rechts gemessen wird.

Die Antworten von Scholz auf diese Fragen im Kern: Maaßen stehe nicht für das, was die CDU ausmache und vertrete Positionen, die nicht diejenigen seien, die „die meisten“ in der Union vertreten würden. Es sei deshalb bedauerlich, dass die CDU das nicht selbst gerade rücke. Man merkt: Polarisieren und Zuspitzen, das war noch nie der Stil von Scholz und wird es auch in diesem wohl wichtigsten Wahlkampf seines Lebens nicht mehr werden.

Kurz nachdem Scholz zehn Schuss abgefeuert und sich wieder vom Boden erhoben hat, zeigt übrigens Ullrich noch einmal, dass er das Biathlonschießen noch längst nicht verlernt hat und wohl auch nie verlernen wird. Fünf Schuss, fünf Treffer, liegend, ohne Auflage. In – geschätzt – einem Fünftel der Zeit die Scholz gebraucht hat.

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