Ex-VW-Chef Diess lobt Blumes Sparkurs
Unterdessen gab der frühere VW-Chef Herbert Diess seinem Nachfolger Oliver Blume Rückendeckung für den neuen Sparkurs in Wolfsburg. Die von VW angekündigten harten Einschnitte seien unvermeidlich, sagte er in zwei Interviews mit dem Magazin "Stern" und der "Wirtschaftswoche". Europas größter Autobauer müsse jetzt seine Hausaufgaben machen, die Produktivität verbessern und die Effizienz steigern. "Das sind Themen, die man lange vor sich hergeschoben hat", sagte Diess im "Stern".
Volkswagen hatte angekündigt, den Sparkurs bei der Kernmarke VW deutlich zu verschärfen. Betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen werden nicht länger ausgeschlossen. Die seit 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung wurde aufgekündigt.
"Es ist für VW eine neue Situation, auch ein Tabubruch", räumte Diess in der "Wirtschaftswoche" ein. Diess stand bis August 2022 an der Konzernspitze. "Es wird nun eine Rosskur für Volkswagen, aber eine, die dem Unternehmen guttun wird." Denn die Produktivität der meisten deutschen VW-Werke reiche nicht, um die hohen Lohnkosten auszugleichen.
Durch das Aufkündigen der Job-Garantie gestern sei Vertrauen gebrochen worden, sagte dagegen der stellvertretende Emder Betriebsratsvorsitzende, Herbert de Vries, nach dem Gespräch mit Weil. Er sagte, der Emder Betriebsrat stütze Weils Kurs. "Wir müssen zusammen an einen Tisch kommen." Die Belegschaft setze aber auch auf die Unterstützung des Ministerpräsidenten. Es müsse nun darum gehen, die Situation zu beruhigen und der Belegschaft Ängste zu nehmen. "Wir werden definitiv um jeden Arbeitsplatz kämpfen."
Weil sagte, die Vorstellung, VW werde künftig tariffrei sei, sei unrealistisch. Mitbestimmung und Zusammenarbeit zählten zu wichtigen Grundregeln, die auch den Erfolg des Autobauers ausgemacht hätten. "Deswegen gehe ich davon aus, dass Teil einer Gesamtlösung dann eben auch Tarifverträge sein werden. Etwas anderes kann ich mir nicht vorstellen", sagte er.
VW wichtigster Arbeitgeber in Ostfriesland
Bei Volkswagen in Emden arbeiten rund 8.000 Beschäftigte. Der VW-Standort ist der wichtigste industrielle Arbeitgeber in der Region. Für den Konzern ist das Werk in Ostfriesland, wo inzwischen seit 60 Jahren Autos gebaut werden, ein wichtiger Standort für den Hochlauf der Elektromobilität.
In den vergangenen Jahren baute VW die Fabrik im laufenden Betrieb zu einem reinen Werk für die E-Auto-Fertigung um – als erstes Werk in Niedersachsen und zweiten Standort in Deutschland nach Zwickau. Für neue Produktionskapazitäten investierte der Konzern seit 2020 nach eigenen Angaben in Emden mehr als eine Milliarde Euro.
Im vergangenen Sommer begann VW in Emden mit der Serienfertigung der Elektrolimousine ID.7. Der kleinere SUV ID.4 wird bereits seit Mai 2022 in Emden gebaut. Nicht zuletzt das Streichen der Kaufprämie für E-Autos in Deutschland Ende 2023 hatte die Nachfrage einbrechen lassen. Auch die Emder Autofabrik war deshalb zuletzt nicht ausgelastet.
"Wenn die Elektromobilität besser ins Laufen kommt, wir die richtigen Modelle haben, dann müssen wir nachher auch den Markt befriedigen können", sagte de Vries. "Da hilft uns eine Werksschließung nicht." Neben Emden und dem Stammwerk in Wolfsburg gibt es VW-Fabriken auch in Hannover, Salzgitter, Kassel, Zwickau, Chemnitz, Dresden, Osnabrück und Braunschweig. Allein in Niedersachsen sind mehr als 100.000 Menschen bei VW beschäftigt.