Auch der Energieexperte Lionel Torres Rodríguez sieht das Potenzial der Geothermie auf La Palma. Aber der Teufel liegt im Detail. "Wir stehen unter großem Zeitdruck", sagt der Ingenieur, der bei der Gesellschaft für die Entwicklung der Insel Sodepal im Auftrag des Inselamts für Energie arbeitet. Spaniens ambitionierter nationaler Energie- und Klimaplan sieht eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes bis 2030 um 23 Prozent im Vergleich zu 1990 vor. "Bei der Geothermie rechnen wir mit zwei Jahren Planung, zwei Jahren Erkundung mit Tiefenbohrungen und weiteren eineinhalb Jahren für den Bau eines Geothermiekraftwerks", sagt der Experte. "Wenn alles richtig perfekt läuft", fügt er hinzu, aber das sei eigentlich nie der Fall.
Um das Klimaziel zu erreichen, plädiert er deshalb für einen Mix aus Geothermie, Photovoltaikanlagen auf Dächern öffentlicher und privater Häuser und Windkraft. "Diese beiden letzten Techniken sind erprobt und vor allem die Panels für Photovoltaikanlagen können von Handwerkern auf der Insel installiert werden", gibt Torres zu bedenken. Er befürchtet auch Verzögerungen durch gerichtliche Klagen gegen Probebohrungen für Geothermie. Noch gebe es nur wenige Photovoltaik-Anlagen auf der Insel. "Aber die stark steigenden Energiekosten tun ihre Wirkung. Wenn erst mal einer eine Anlage auf dem Dach hat, werden die Nachbarn nachdenklich, vor allem, wenn sie die niedrigere Stromrechnung sehen", hofft Torres.
Zunahme der Elektrofahrzeuge belastet das Netz
Bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes dürfe auch der Transportsektor nicht vergessen werden. Er steuere zurzeit etwa 75 Prozent aller Klimagase auf der Insel bei. Auch in diesem Bereich werde der Strombedarf durch immer mehr Elektrofahrzeuge stark steigen, wofür das aktuelle Leitungsnetz nicht ausgelegt sei. "Die Klimaziele für 2030 sind absolut notwendig, aber auch unglaublich schwer zu erreichen", sagt Torres. Nicht nur die Energiequellen müssten sich ändern, sondern auch das Verhalten der Menschen.
Pionier bei der Energieversorgung war die kleine Insel schon viel früher mal. Schon 1893 ging das kleine Wasserkraftwerk El Electrón in Betrieb. In der Inselhauptstadt Santa Cruz de la Palma wurde die öffentliche Beleuchtung auf Strom umgestellt. Nur wenige Städte weltweit, vor allem Metropolen wie etwa New York, Paris, London, Madrid oder Berlin, waren noch früher elektrisch beleuchtet. Jetzt will die Insel, die knapp so groß wie Hamburg ist, auch bei der Energiewende ganz vorn dabei sein.