Mit Julia Neigel steht seit 2018 eine echte Powerfrau auf der Silly-Bühne, die überglücklich ist, auch 2023 wieder mit Uwe Hassbecker, Ritchie Barton und Hans-Jürgen Reznicek auf Tour zu gehen – sagt sie mit strahlenden Augen vor dem Konzert. Gespannt ist die Ostrock-Fangemeinde, die sich zum gut 1500 Mann großen „Sommer in Südthüringen“-Publikum in Suhl versammelt hat, aber vor allem auf die Premiere von City-Frontmann Tony Krahl auf der Bühne. Der hatte sich erst am Donnerstag in der superillu dafür bedankt, bei den Jungs von Silly „Asyl bekommen“ zu haben – zunächst für einen Sommer lang. In Suhl bittet er die Fans augenzwinkernd um Nachsicht, falls der ein oder andere Song, den man ja irgendwie noch mit der unvergleichlichen Stimme von Tamara Danz im Ohr hat, ein ganz klein bisschen anders klingen sollte. Er sei erstens noch Praktikant und zweitens schon in Altersteilzeit. Und versucht sich dann gleich an den richtig guten Hits, mit der die Band ein großes Stück Rockgeschichte im Osten geschrieben hat: An den „Kindern von Berlin“, an „Bataillon d’Amour“ und „So ne kleine Frau“. Ungewohnt, klar. Ungewohnt, solche Texte aus männlicher Brust zu hören – aber mit der rauen Stimme Krahls, mit seiner lakonisch-lässig-inbrünstigen Art in den Suhler Abendhimmel geschickt, auch schon wieder eine besondere Klasse. Oder würde jemand bestreiten, man könne seine Paradiesvögel nicht einfangen?