SoS-Festival „Es hätten ruhig ein paar Besucher mehr sein können“

Blick über den Festivalplatz – hier beim Chorfestival am Sonntag – erstmals mit der schmucken Fassade des Hauses der Geschichte als Kulisse Foto: /Karl-Heinz Frank

Der „Sommer in Südthüringen“ hallt noch immer nach. Eine erste Bilanz des Veranstalters fällt durchwachsen aus.

 
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Die letzten Töne sind verklungen, die große Bühne auf dem Platz der Deutschen Einheit ist abgebaut, die Biertischgarnituren eingelagert: Das SoS-Festival, veranstaltet von „Freies Wort“ und dem Verein Provinzkultur ist vorbei. Vier Wochen lang gab es im Herzen Suhls mit Musik, Artistik, Tanz und vielen, vielen Begegnungen von Menschen jede Menge Kultur, – kurz Lebensfreude pur. Lebensfreude, die in den vergangenen Jahren aus bekannten Gründen nur allzu kurz kam und deshalb umso mehr ersehnt wurde. Unvergessen bleiben die spektakulären Darbietungen der Geschwister Weisheit am Hochseil zum 70. Geburtstag unserer Zeitung, die stimmungsvollen Konzerte der Münchener Freiheit, von Stefanie Heinzmann oder Axel Prahl. Oder der 1. Suhler Weinsommer und der Partysamstag mit „Gestört aber geil“ , die Italienische Nacht und die Schwarzbiernacht am letzten Festivalwochenende. Das alles zu toppen, wird mit Sicherheit nicht leicht.

„Alles sehr gelungene, schöne Veranstaltungen mit dankbarem Publikum“, resümiert Pierre Döring und verweist auf viele lobende Worte, anerkennendes Schulterklopfen und das vielfach positive Feedback. Doch so ganz zufrieden ist der Freies Wort-Verlagschef, der nahezu an den Wochenenden meist selbst mit auf dem Platz war und anpackte, nicht. „Es hätten“, sagt er „bei jeder Veranstaltung ruhig 200 Besucher mehr kommen können.“ Zum einen wegen der Stimmung, zum anderen aus wirtschaftlichen Gründen, obwohl er zur Wirtschaftlichkeit ohne Vorliegen aller Abrechnungen derzeit noch keine Aussage treffen könne. Fakt sei: „Allein aus dem Ticketverkauf lasse sich das Festival nicht refinanzieren.“ Deshalb gelte ein großer Dank allen Sponsoren. „Ohne die wäre das Festival nicht möglich.“ Und auch nicht ohne den engagierten Verein Provinzkultur, der mit Knowhow und vor allem dringend benötigter Manpower flankierte.

7500 Besucher hat Döring bei den Veranstaltungen mit Ticketverkauf – am Geburtstagswochenende 70 Jahre „Freies Wort“ war der Eintritt frei – letztlich gezählt. Zum einen habe die Vielzahl von anderen Veranstaltungen an den vergangenen Wochenenden die Auswahl für viele Suhler und Südthüringer schwer gemacht und die Besucherzahl nach unten gedrückt, zum anderen falle es vielen Menschen nach zwei Jahren Corona-Beschränkungen und Veranstaltungsausfällen noch immer schwer, die heimische Couch zu verlassen, mutmaßt er. Fraglich sei, ob man – bei einer derzeit noch offenen Neuauflage des Festivals im Sommer 2023 – den Anspruch, für jeden etwas zu bieten, korrigieren müsse. Auch die zeitliche Streckung über vier Wochen sei hinterfragen. „Vielleicht ist eine komprimierte, kürzere Form sinnvoller.“

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