Keine Sekunde Abwarten oder Herantasten – nein, schon der Einstieg elektrisiert das Publikum im rappelvollen Saal des Sonneberger Gesellschaftshauses. Das Saxophon im gleißenden Lichtkegel, der regelrechte instrumentale Überfall - mit dem pulsierenden Rhythmus und den ersten Kostproben musikalischer Könnerschaft wissen die Zuhörer, das wird wie erhofft der Höhepunkt der diesjährigen Jazztage. Eine Zeitreise fast hundert Jahre zurück in ein Berlin, das noch im Rausch der sogenannten goldenen Zwanziger steckt und in manchen Kreisen wie am Rand eines Vulkans lebt ohne Gedanken ans Morgen – dies gelingt vor allem über Bilder und Musik, wie sie in der TV-Serie „Babylon Berlin“ zu spüren sind. Und im Saal ist es die große Mehrheit, die echte Kennerschaft dieser Geschichten um einen jungen Kriminalkommissar und seine Assistentin verrät. Das spürt man an den Reaktionen auf das Bühnengeschehen, selbst wenn von dort nur Andeutungen kommen. Manche Gäste zeigen sich stilecht im Charlestonkleid und mit schwarzen Spitzenhandschuhen oder mit Schiebermütze und Knickerbocker. Und viele sind schon seit Mittag in Stimmung, nachdem sie sich im City-Center mit der niederländischen Straßenband „May day“ drei Stunden lang für den Abend „aufgewärmt“ hatten …