Sonneberger Café kämpft weiter „Wir lassen uns von Corona nicht unterkriegen“

Von Cathrin Nicolai

Statt Full House mit hungrigen und durstigen Gästen haben Conn Klaus und Kerstin Geisensetter ein leeres Café. Aber sie wollen nicht aufgeben und ihr „Isis“ auf jeden Fall weiterführen. Künftig soll es sogar noch mehr „Isis“ geben.

 
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Die beiden Wirtinnen sind jetzt Maler und gestalten die Küche in Neufang. Foto:  

Sonneberg - Seit acht Jahren laden Conny Klaus und Kerstin Geisensetter zum Essen und Trinken in ihr Café „Isis“ ein. Die kleine, aber feine Gaststätte mit der gemütlichen Einrichtung kam an und so herrschte fast zu jeder Zeit stets Hochandrang. Oft musste man reservieren, wenn man sicher sein wollte, einen Platz bekommen. „Ja, die letzten beiden Jahre haben wir einen totalen Boom erlebt“, erzählen die beiden Frauen mit strahlenden Augen. Doch das Strahlen weicht schnell aus ihren Gesichtern, dann, wenn sie einen Blick in ihr leeres Café werfen.

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„Seit sechs Monaten schauen wir nur auf leere Tische und Stühle und keiner weiß wie lange noch“, erzählen sie. Unfassbar. Natürlich hatte man sich ab und an – gerade in stressigen Zeiten, wenn sowohl im Café als auch auf der Terrasse alle bedient werden wollten – nach etwas Ruhe zwischendurch gesehnt. „Aber das ist einfach zu viel“, sind sich Mutter und Tochter einig. Das Nichtstun ist aber nur die eine Seite. Mit Haus, Hof und Familie kriegen die Beiden auch so den Tag über die Runden und haben immer Arbeit. „Aber uns fehlt das einfach“, sagen sie. Der Umgang mit den Gästen, die Bestellungen, die Einweisung der Mitarbeiter – eben alles, was zu einem Cafébetrieb dazugehört. „Deshalb haben wir es ja gemacht“, begründen sie, denn den Schritt zu tun und eine eigene Gaststätte zu betreiben, haben sie bis heute nicht bereut.

Sorgen bereiten wie vielen anderen auch dagegen die Finanzen. Keine Einnahmen, aber die Kosten laufen weiter. Bis Dezember haben sie die Überbrückungshilfe bekommen, doch seit Januar müssen sie alle Gelder für Miete, Versicherung, Strom und und und aus ihren finanziellen Reserven vorstrecken. „Die anderen Hilfen sind über den Steuerberater beantragt und sollen rückwirkend bezahlt werden“, wissen sie. Aber wann, weiß man nicht. Ihre beiden Mitarbeiter in Kurzarbeit. Sie selber bekommen im Moment gar nichts. Aber zum Glück ist der Zusammenhalt in der Familie sehr groß. Allein wäre man verloren.

Keiner weiß, wann man überhaupt wieder öffnen darf und wenn ja unter welchen Bedingungen. Nur im Außenbereich, nur mit Test? „Ganz ehrlich, ich bin Wirtin und Kellnerin und keine Krankenschwester“, betont Conny Klaus. Sie möchte auf keinen Fall so nah an die Leute ran und ihnen in der Nase bohren. Aber zusätzlich jemanden einstellen, der das übernimmt, geht auch nicht. Das kann man sich finanziell gar nicht leisten.

Eine Zeit lang haben die Beiden noch das Togo-Geschäft angeboten. „Aber über so viele Wochen geht das nicht“, wissen sie inzwischen. Im ersten Lockdown und auch noch eine Zeit im zweiten haben sich viele bemüht, das „Isis“ zu unterstützen und Essen bestellt. Aber dann hat es immer mehr nachgelassen. „Es rechnet sich einfach nicht und ist ein Drauflegegeschäft“, bedauern die Wirtinnen und wissen, dass es auch eine Geldfrage ist, wenn man sich ständig Mittagessen holt. Auf Dauer kann sich das keiner leisten. Deshalb haben sie das vor Kurzem eingestellt.

Natürlich haben auch sie angesichts der schwierigen Situation auch schon mal darüber nachgedacht, zu schließen. Aber dann haben sie diesen Gedanken schnell wieder verworfen. „Das ist unser Café und das lassen wir uns von Corona nicht kaputt machen“, machen sie sich gegenseitig Mut. Sollte – was man auf keinen Fall hofft – aber noch bis September alles zu sein, weiß man nicht, ob man das durchhalten kann und soll. Im Notfall muss dann doch eine Schließung in Erwägung gezogen werden. „Aber daran wollen wir noch nicht denken“, blicken sie optimistisch nach vorn. Und sie haben noch Pläne.

„Wir möchten uns ein zweites Standbein aufbauen“, verraten sie. Konkret im Auge haben sie da einen Cateringservice. „Die Idee haben wir schon lange und der Trend geht ja immer mehr dahin, zu Hause zu feiern“, wissen sie aus Erfahrung. Gerade in jüngster Vergangenheit häuften die Anfragen, ob man denn nicht auch die Feier zu Hause ausstatten könnte. Warum also nicht die verschiedensten Feiern mit dem entsprechenden Essen und Trinken versorgen? „Das machen wir jetzt“, entschieden sie sich. Die Küche im Isis ist dafür aber viel zu klein. „Wenn man da für 100 Leute kochen muss, herrscht Chaos pur“, sagen sie. Deshalb haben sie beschlossen, ihr Privathaus in Neufang umzubauen und hier eine größere Küche zu installieren. Der Platz ist da, warum also nicht? „Tja und so nutzen wir die Zeit und bauen mit privaten Mitteln“, ergänzen sie. Noch ist einiges zu tun, aber wer die Beiden kennt, weiß, dass sie es schaffen. Und sie haben ja auch Unterstützung aus ihrer Familie. In naher Zukunft eventuell sogar auch im gastronomischen Bereich. Max, der Bruder von Conny, hat zwischen Schule und Studium eine Zeit mit als Kellner im „Isis“ ausgeholfen. Dann wollte er eigentlich eine ganz andere Richtung studieren und hat damit auch begonnen. Doch nur online hat bei ihm den Entschluss verstärkt, doch lieber einen gastronomischen Weg einzuschlagen. Mutter und Schwester freuen sich.

Gedacht ist das Catering für alle, die in Sonneberg oder der Umgebung irgendetwas feiern und dafür die passenden Speisen und Getränke brauchen. Häppchen oder Grill-Büfett oder ein Menü, das vom Servicepersonal vor Ort gekocht wird – möglich ist fast alles. Auch Geschirr wird bei Bedarf mitgebracht. „Wir müssen nur wissen wohin, denn es gibt ja auch in der Nachbarschaft vieles, wo man gerne feiert und wir fahren auch nach Coburg, Lichtenfels oder Kronach beispielsweise zum Wasserschloss Mitwitz“, beschreiben sie ihr künftiges Betätigungsfeld.

Einmal am Verändern und erweitern möchten Conny Klaus und Kerstin Geisensetter noch eine weitere Idee gleich mit umsetzen. „Einen Outdoor-Event-Bereich für Kindergeburtstage, Firmen-Events oder Hochzeiten“, erzählen sie. Draußen mitten in der Natur zu feiern, können sie sich gut vorstellen. Aber es muss nicht immer nur eine Feier sein. „Vielleicht auch mal eine Wanderung, bei der mitten im Wald ein Buffet aufgebaut wird“, schlagen sie vor.

Die Küche für das Catering möchten sie im Juni eröffnen und dann loslegen. „Wir hoffen, dass es angenommen wird“, sagen sie. Der Outdoor-Bereich muss noch ein wenig warten. „Vielleicht eine Wanderung im Advent“, blicken sie voraus. Einig sind sie sich, dass man dann auch noch Mitarbeiter braucht. „Es soll ja parallel laufen“, betonen sie und wollen auf jeden Fall auch den Namen „Isis“ mit einbringen. „Isis-Catering“ haben sich inzwischen entschieden. Gedacht haben sie, das Café nach wie vor unter der Woche zum Frühstück, Mittag und Kaffee zu öffnen und Neufang so wie die Bestellungen reinkommen. „Wir sind gespannt wie es anläuft“, sagen sie und hoffen, möglichst bald ihr Café wieder öffnen zu können.