Sonneberg Zum Abschied noch ein Gruß

Martin Blechschmidt
Am Samstag vielleicht zum letzten Mal Heimspiel? Beim SHV glaubt man nicht, dass in diesem Jahr noch ein weiteres Mal Handball gespielt wird. Foto: C.-H. Zitzmann Quelle: Unbekannt

Während manche Sportart überlegte, schon an diesem Wochenende kein Spiel mehr zu bestreiten, haben die Sonneberger Handballer das Okay von Verband und Behörden. Es könnte das Abschiedsspiel für dieses Jahr werden.

 
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Sonneberg - Ralf Seidlers Antwort am Telefon ist kurz und knapp: "Oberliga wird gespielt!" Schließlich, ergänzt der Spielwart des Mitteldeutschen Handball-Verbandes, gelten die neuen Kontaktbeschränkungen des Bundes ja erst ab kommendem Montag. Das Thüringenderby zwischen dem Sonneberger HV und dem HBV Jena 90 kann am Samstagabend ab 19 Uhr also noch über die Bühne gehen, bevor Deutschland wieder herunterfährt.

Dass das so reibungslos eintritt, war am Donnerstag alles andere als klar. Volleyballvereine wie der VfB Suhl verzichteten auf lange Auswärtsfahrten, um ihre Spielerinnen, von denen gut die Hälfte in sozialen Berufen arbeiten, vor unnötigen Ansteckungen zu schützen. Der Thüringer Fußball-Verband grübelte bis zum Abend, ob es angesichts stark erhöhter Inzidenzwerte in etlichen Landkreisen noch sinnvoll ist, an diesem Wochenende anzupfeifen.

Aber auch wenn der Handball an diesem Wochenende noch mal fliegen wird, die Folgen der Corona-Pandemie wirken sich am 6. Spieltag der Mitteldeutschen Oberliga auch bei den Männern des Sonneberger Handballvereins (SHV) unmittelbar aus. Wie der SHV-Vorsitzende Alexander Ebert am Mittwoch mitteilte, werde das Heimspiel in der Steinbacher Dreifelderhalle ohne Zuschauer stattfinden: "Ich habe vom Landratsamt Sonneberg die Mitteilung erhalten, dass wir ohne Zuschauer spielen müssen, was aufgrund der im Landkreis vorherrschenden Inzidenz auch nach unserem Hygienekonzept die logische Folge ist."

Für die Fans besteht zumindest die Möglichkeit, das Spiel im Livestream zu verfolgen. Karten dafür können über das Online-Ticketsystem erworben werden. Für all diejenigen, die bereits eine Sitzplatzkarte für das Heimspiel gegen Jena erworben haben, hält der SHV folgende Lösung parat: "Das bezahlte Ticket ist keinesfalls verloren", betont Ebert und erklärt, "wir werden alle Tickets, die bereits für das anstehende Heimspiel verkauft wurden, auf das nächstmögliche Heimspiel übertragen." Mit dem nächstmöglichen Heimspiel meint er, sobald wieder Zuschauer zugelassen werden. "Alle Ticketbesitzer für das Heimspiel gegen Jena werden dann umgehend von uns benachrichtigt", schließt Ebert seine Erklärung ab. Allein die Frage, wann das sein wird, kann derzeit niemand beantworten.

Alexander Ebert macht sich nach der Entscheidung in Berlin keine Illusionen: "Ich gehe davon aus, dass wir in diesem Jahr keinen Handball mehr sehen werden." Einfach im Dezember so weitermachen als ob nichts gewesen wäre, hält er für fast unmöglich. "Wenn die Hallen zu sind und kein Training gemacht werden kann, dann kann ich mir nicht vorstellen, dass wir Anfang Dezember von null auf hundert wieder loslegen."

Was der Stopp im Amateursport für den Oberligisten bedeutet ist unklar. Fest steht: Entschädigungen für Vereine wird es im Gegensatz zu Branchen wie der Gastronomie nicht geben. "Wir wissen auch noch nicht, wie wir das regeln können", sagt Ebert.

Der Sonneberger Vereinschef nennt die neuerliche Entscheidung von Bund und Ländern "mehr als abstrus". Denn immerhin hätten im Sport so gut wie keine Ansteckungen mit dem Coronavirus stattgefunden. Den wenig logischen Beschluss aus Berlin kann Ebert genauso wenig nachvollziehen, wie die absolut uneinheitlichen Regeln, die zuvor in Deutschland herrschten.

Viele Unklarheiten

Als die Mannschaft vor einer Woche auswärts in Plauen antrat, sei der Inzidenzwert in der sächsischen Kreisstadt rot gefärbt gewesen. Trotzdem durfte die Partie vor Zuschauern ausgetragen werden. 100 Besucher befanden sich in der Halle. Alle mussten eine Maske tragen. In Sonneberg wäre die Sporthalle bereits bei der niedrigeren Inzidenz von 35 für Besucher tabu gewesen. "Wahrscheinlich ist das Virus in Sachsen nicht so schlimm wie in Thüringen", so Ebert mit Galgenhumor.

Mit dem HBV Jena empfängt der SHV nun vermutlich einen direkten Kontrahenten um die Abstiegsplätze. Zumindest, wenn man die letztjährige Tabelle und den bisherigen Saisonverlauf zu Rate zieht, muss man zu dieser Erkenntnis kommen. Jena schloss die letzte Saison mit 9:33 Punkten als 14. und damit Letzter der Mitteldeutschen Oberliga ab. Durch den Corona-bedingten Saisonabbruch gab es allerdings keine Absteiger, weshalb die Universitätsstädter weiterhin in der vierthöchsten Spielklasse Deutschlands vertreten sind. Die zurückliegenden fünf Spiele verließen die Saalestädter vier Mal als Verlierer. Nur gegen Einheit Plauen gelang ein 33:30-Auswärtssieg. Die bisherigen Niederlagen allerdings fielen zum Großteil sehr knapp aus. So verlor man gegen Köthen nur mit 23:24, gegen Pirna/Heidenau mit 23:27 und gegen Aschersleben jüngst mit 24:26 - jeweils zu Hause. In der Fremde hagelte es nur in Freiberg eine Klatsche (22:36).

Apropos deftige Klatsche: Auch die Spielzeugstädter mussten vor Kurzem ihre erste Niederlage einstecken und die fiel zu Hause gegen Halle auch gleich mehr als deutlich aus. Mit 26:38 zog man bekanntlich den Kürzeren. Letzte Woche in Plauen unterlag man zwar auch, zeigte bei der 20:26-Niederlage gegen einen Meisterschaftsanwärter aber ein besseres Gesicht. Für die Südthüringer wird es darum gehen, zurück in die Erfolgsspur zu finden und sich bestenfalls an den guten Saisonstart zurückzuerinnern. shv/kt

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