Im Sonneberger Krematorium ist der Ofen vor vier Jahren ausgegangen. Seitdem diskutierten die Stadträte über diese Einrichtung für den letzten Weg eines Verstorbenen. Soll es in Sonneberg weiter ein Krematorium geben oder übernehmen andere Anstalten die Aufgabe dauerhaft? Wenn das Krematorium bleibt, wer soll es es betreiben, die Stadt wie bisher selber oder ein privates Unternehmen? Fragen, die sich stellten, seit Handlungsbedarf sich auftat, weil die Anlage die Abgasnorm nicht mehr erfüllt und nachgerüstet werden muss. Bereits 2019 stand die Anlage still, weil nach einem Brand größere Reparaturen notwendig waren. 2020 arbeitete sie wieder. 2021 wurde sie wegen der Abgaswerte still gelegt. Die für die Stadt fällige Investitionssumme wurde seinerzeit mit einer halben Million Euro beziffert. Wo liegt das Problem? Gestorben wird doch immer! Die spitze Frage beantwortet Bauamtsleiter Holger Scheler mit einer Betrachtung über die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen. Zur Kostendeckung müssten im Krematorium jährlich 800 Leichen eingeäschert werden. Die Kapazität des bestehenden Krematoriums liegt bei 72 Körpern im Monat. Bislang verzeichnete das Sonneberger Krematorium allerdings lediglich 500 bis 600 Einäscherungen pro Jahr. „Rote Zahlen wären also vorprogrammiert“, so der Bauamtsleiter. Die Sonneberger Stadträte diskutierten das Problem kontrovers. „Es gehört zur Daseinsvorsorge, dass eine Stadt wie Sonneberg diese Dienstleistung weiterhin anbietet. Ich möchte als Toter nicht erst eine Thüringenrundfahrt unternehmen“, so sprachen die einen. „Ist doch egal, wo man eingeäschert wird. Es gibt in der Nachbarschaft ausreichend Kapazität. Bislang ist ein jeder unter die Erde gekommen“, entgegneten die anderen. Die Stadträte einigten sich erst einmal darauf, sich Expertenrat einzuholen und verschiedene Betreibermodelle anzuschauen. Hier verzögerte die Corona-Pandemie allerdings den Fortgang. Im vergangenen Jahr schließlich wurden sich die Stadträte einig. Sonneberg will weiter ein Krematorium haben. Bei der Frage Verkauf oder Verpachtung fiel die Entscheidung: Ein Betreibermodell sei die beste Lösung. Über ein Interessenbekundungsverfahren fand die Stadt mögliche Bewerber. Im November entschied der Stadtrat schließlich, dass ein Bewerber aus Baden-Württemberg den Zuschlag erhält. Er wird das Krematorium über 20 Jahre pachten und selber dort investieren. Holger Scheler zeigte sich zuversichtlich, dass die erforderlichen Baumaßnahmen in diesem Jahr getätigt werden. Es soll eine neue Ofenanlage errichtet werden. Wichtig für die Stadtkasse. Die Firma gründet in Sonneberg ein Tochterunternehmen, womit die Unternehmenssteuern in der Sonneberger Kasse landen. Der Vertrag steht laut Auskunft aus dem Rathaus vor der Unterschrift.