Sonneberg - Der 3. August 1927 war ein Mittwoch. Am späten Nachmittag hatte sich auf dem Bahnhofsplatz anlässlich der Grundsteinlegung fürs neue Rathaus der Stadt eine große Menschenmenge eingefunden: die Mitglieder des Stadtvorstandes, Gemeinderäte, Behördenvertreter, Journalisten, städtische Beamte und nicht zuletzt Bauarbeiter. Alle warteten darauf, dass Bürgermeister Karl Knauer (1872-1951) das Wort nahm.
Er gab von seinem, beziehungsweise vom Standpunkt der Stadtratsmehrheit, die den Rathaus-Neubau beschlossen hatte, nochmals einen Rückblick auf die Entwicklung des Baues. Denn dieser war alles andere als unumstritten. In der im Stadtarchiv noch heute einzusehenden "Sonneberger Zeitung" vom 4. August 1927 heißt es: "Seine Ausführungen bezogen sich im Wesentlichen auf die bekannten und schon genugsam erörterten Argumente, die für den Bau des neuen Rathauses bei der Stadtratsmehrheit ausschlaggebend waren. 1. Bürgermeister Knauer wies darauf hin, dass alle Neuerscheinungen und jede neue Zeit mit Wehen verbunden seien. Auch ehe Sonneberg sich ein neues Rathaus schaffen konnte, habe es natürlich Kämpfe gegeben. Das alte Rathaus stehe ungefähr 80 Jahre. Damals habe Sonneberg 4 000 Einwohner gehabt, heute habe es bald 20 000. Wenn auch der Streit um den Platz nochmals aufgeflammt sei, so hätten Stadtvorstand und Stadtratsmehrheit doch nicht von dem Standpunkt abgehen können, dass hier (wo der Bau ersteht) der Mittelpunkt der Stadt in Zukunft sein werde." Weiter hieß es: "Die Kritik, dass de Bahnhofsplatz zu klein sei, wäre nicht stichhaltig. Es könnten 20 000 Menschen darauf Platz finden. Die Errichtung eines neuen Rathauses wäre zwingend notwendig gewesen, denn es hätte ein Zentralverwaltungsgebäude geschaffen werden müssen. Durch die Hereinnahme anderer Institute in das Rathaus (Sparbank, Handelskammer, zwölf Schaufenster-Läden) werde der Bau erleichtert, der außerdem der Stadt zur Zierde gereiche. Denn er gäbe dem Bahnhofsplatz (ziemlich so hoch wie Woolworth und Krankenkasse mit einem 45 Meter hohen Turm) ein abgeschlossenes Bild."
Sonneberg/Neuhaus "Wir bauen der Zukunft ein Haus..."
Von Stefan Löffler 02.08.2015 - 00:00 Uhr