Sonneberg - Als Immobilien-Entwickler hatte der Regiomed-Konzern in den vergangenen Jahren bekanntlich kein sonderlich glückliches Händchen. Wie berichtet, ist der Krankenhauszweckverband Coburg zuletzt der Ansicht gewesen, die teuren Gutachten und Planungen rund um den beabsichtigten Bau eines Vestestadt-Klinikums auf der Bertelsdorfer Höhe bzw. die Ideen für ein Seniorenzentrum in der Coburger Hauptpost strafrechtlich würdigen lassen zu wollen. In dieser Hinsicht waren zumindest Sonneberger Visionen bislang nicht Mode. Dennoch gab es in der Vergangenheit auch in hiesigen Breiten recht ehrgeizige Pläne für so manches Areal im Besitz der kreiseigenen Medinos-Immobilien GmbH. Im Januar 2018 zum Beispiel warb der vormalige Regiomed-Hauptgeschäftsführer Joachim Bovelet für die Idee, den Büro-Komplex in der Bismarckstraße 42 abzureißen, um schon Anfang 2019 dort mit dem Bau dreier Stadtvillen zu beginnen. Der Chefmanager sprach von einer „Triple A-Lage“ für neuen Wohnraum und einer Kostennote von fünf Millionen Euro. Umgesetzt werden sollte das Ganze von der Besitzerin der Liegenschaft, eben Medinos-Immobilien. Und beziehen würden, so alles aufgeht, später Regiomed-Mediziner das dann neue Ärzteviertel in schönster City-Nähe. Über den Vorschlag-Status gelangten die Pläne freilich nie hinaus. Mit dem Verkauf des in den 1980er-Jahren als Stasi-Repräsentanz errichteten Gebäudes an die Stadt Sonneberg in diesem Jahr für 280000 Euro, haben sie sich endgültig erledigt. Nichtsdestotrotz: An Wohnräumen für seine Beschäftigten scheint Regiomed weiterhin Bedarf zu haben. In den Blick genommen wird hierfür nun eine andere Liegenschaft, das vormalige Verwaltungsgebäude in der Neustadter Straße. Seinen eigentlichen Nutzen verlor der Plattenbau – entstanden als Grenztruppen-Kaserne - Anfang des vergangenen Jahrzehnts, als die damalige Hauptgeschäftsführerin Katja Bittner eine Zentralisierung aller Verwaltungseinheiten im südthüringisch-oberfränkischen Krankenhaus-Verbund in Richtung Coburg zur Chefsache erhob. Mit der Indienstnahme der neuen Rettungswache in der Sonneberger Straße heuer, sind zwischenzeitlich auch die Notfallsanitäter ausgezogen. Damit besteht Beinfreiheit, um die leere Hülle generalzusanieren und zum Wohnheim zu ertüchtigen. Die Kosten hierfür sind auf 2,35 Millionen Euro taxiert. Auf drei Etagen sollen Apartments mit eigener Nasszelle und Kochnische entstehen, die später voll- oder teilmöbliert vermietet werden, wobei ein Mietvertrag gekoppelt wird an ein Dienstverhältnis in den Medinos-Kliniken. Refinanziert wird die Investition schließlich über einen Pachtvertrag. Sollte einen solchen Medinos-Immobilien vorlegen, habe eine Bank bereits einen Kredit in Aussicht gestellt, hieß es zur vergangenen Kreistagssitzung. Mit der Pacht sollen hernach die Schulden bedient werden, wobei das letzte Risiko für Plus und Minus die Betriebsgesellschaft, mithin die Medinos-Kliniken, zu tragen hat. Fördermittel für das Vorhaben stehen nicht in Aussicht. Die Maßnahme diene insbesondere der Bindung von Pflegekräften ans Sonneberger und Neuhäuser Krankenhaus. „Insbesondere bei neuen Azubis in der Pflege bzw. Medizinstudenten im Praktischen Jahr hat die Erfahrung gezeigt, dass schnell verfügbarer Wohnraum in Kliniknähe nicht oder nicht zeitgerecht bereitgestellt werden kann“, so die Beschlussvorlage an den Kreistag. In der Folge kamen in der Vergangenheit viele Verträge gar nicht erst zustande. Um aber bei der Personalakquise für Sonnebergs Krankenhäuser in Zukunft gut aufgestellt zu sein, nennt die Geschäftsführung von Medinos-Immobilien das Wohnheim-Projekt einen wichtigen Schritt, um den Standort zu sichern. Der Kreistag befürwortete - gleichauf dem Aufsichtsrat der Gesellschaft am 21. September – eine Kreditaufnahme über 2,35 Mio. Euro mit 25 Ja-Stimmen bei zwei Enthaltungen. Nachfragen gab es nicht.
Sonneberg: Leerer Verwaltungstrakt wird modernisiert Wohnraum für Pfleger im Plattenbau
Andreas Beer 30.11.2020 - 16:00 Uhr