Vor Anmeldungen kaum zu retten Sonneberg lässt die Puppen tanzen

Von Cathrin Nicolai
Nicht nur bei Sammlern schlägt das Herz voller Freude, wenn sich die Eishalle des Sonnebades in ein buntes Spielzeugparadies verwandelt, in dem Teddy und Puppen aller Art zu bewundern sind. Foto: /Zitzmann

Nach einem Jahr Pause soll das Teddy- und Puppenfest auf jeden Fall wieder in der Sonneberger Eishalle starten. In diesem Jahr allerdings unter neuer Regentschaft, denn das Team der Tourist-Info übernimmt ab sofort alle Aufgaben des Veranstalters. Und zu einem späteren Termin.

 
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Sonneberg - Die Nachricht, dass es vom 13. bis 15. Mai wieder ein Teddy- und Puppenfest wieder in der Eishalle geben soll, schlug Anfang des Jahres in Fachkreisen ein wie eine Bombe. „Kurz nachdem die Infos raus war, kann ich mich vor Anmeldungen kaum retten. Die Aussteller überrennen mich förmlich“, kann es Birger Engel, Vorsitzender der Teddy- und Spielzeugfreunde e.V. nicht fassen. Für ihn ist das ein Beweis, dass alle darauf nur gewartet haben. Nach einem Jahr Pause möchte jeder dabei sein, wenn Sonneberg wieder die Puppen tanzen lässt. Dass sich dafür ein neuer Veranstalter – die Tourist-Information – gibt, interessiert die wenigsten. Hauptsache es gibt wieder ein Fest und eine große Börse.

Doch die Freude war leider nur von kurzer Dauer. „Das kriegen wir zu diesem Termin leider nicht hin“, bedauert Lutz Lange, Geschäftsführer der Sonneberger Bäder GmbH. Keiner weiß, wie lange der Lockdown noch anhalten wird und selbst wenn wieder alles gelockert ist, hat man auch mit einem Hygienekonzept ein zu großes Risiko. Die erstellten Pandemiepläne für das Objekt und die damit verbundene Veranstaltung erfüllen, so schätzt man ein, leider nicht die Standards zur Durchführung einer solchen Großveranstaltung gleich nach Beendigung des Lockdowns. „Wir wollen lieber auf der sicheren Seite bleiben und verschieben das Fest auf den 17. bis 19. September“, ergänzt er.

Dieser Termin passt auch den Neustadtern, mit denen man ja nun schon seit einigen Jahren das Puppen- und Teddyfest organisiert. Auch Neustadt stand vor der Frage ausfallen lassen oder verschieben. Aber nachdem bereits 2020 abgesagt werden musste, möchte man das in diesem Jahr auf keinen Fall. Das Internationale Puppenfest in Neustadt läuft allerdings ein kleines bisschen länger und zwar vom 12. bis 19. September. „Aber bei uns reichen die drei Tage“, sind alle zufrieden.

Als eine der ersten erfährt Solveig Tilly aus Grabow von der Terminverschiebung. Sie ist als Tillyminis mit ihren Reborn-Babys und Zubehör regelmäßig Stammgast auf der großen Börse in der Eishalle und hatte sich schon auf das neue Treffen gefreut. „Aber das ist ok“, sagt sie und ist sich sicher, dass der September-Termin ganz gut liegt. „Urlaub vorbei und die nächste Messe ist erst im November weiß sie.

Ähnlich sieht es stellvertretender Bürgermeister Christian Dressel. „Es ist schön, dass man einen anderen Termin gefunden hat“, sagt er. Auch wenn noch ein wenig Zeit ist, freue man sich auf ein erfolgreiches Puppenfest.

„Nach einer langen Durststrecke endlich ein Lichtblick“, schließt sich der Geschäftsführer der Stadtwerke, Steffen Hähnlein an. Mit diesem Fest könne man was in der Region für die Region tun.

Seit 1996 organisieren die Vereinigten Teddy- und Spielzeugfreunde aus Weidhausen nun schon diese nicht nur in Fachkreisen beliebte Veranstaltung. Bis 2003 blieb man in heimischen Gefilden und organisierte das Teddy- und Puppenfest in Weidhausen/Neuensorg. Zwei Jahre danach war die Domäne in Rödental dafür genau der passende Platz. Doch der reichte angesichts der stets ständigen Ausstellerzahl, die nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus den Niederlanden, der Schweiz, Finnland, Polen, Österreich, der Ukraine, Tschechien oder Russland kommen, nicht mehr aus. Also musste man sich nach etwas Neuem und Größerem umsehen. Der damalige Coburger Landrat Michael Busch hatte die Idee, die Eishalle in Sonneberg zu nutzen. „Ich und viele andere auch waren am Anfang schon etwas skeptisch als man von der Eishalle sprach“, erinnert sich Birger Engel. Obwohl in der Nachbarschaft, hatte man von der Einrichtung noch nie gehört. „Und dann war da im Hinterkopf, dass es in der Eishalle kalt ist“, begründet er. Sollten seine Aussteller etwa mit Schlittschuhen kommen und frieren? Doch die Bedenken waren umsonst und nach einer ersten Besichtigung schnell ausgeräumt. „Perfekt“, entschied man. Auch der damalige Sonnebad-Chef Manuel Krüger war sofort Feuer und Flamme. „Er hat uns von Anfang an sehr unterstützt und überall geholfen, wo es möglich war“, weiß Birger Engel noch ganz genau. Am Männertag 2007 verwandelte sich die Eishalle zum ersten Mal in ein buntes Reich der Spielzeugwelt. „Wir können also in diesem Jahr ein kleines Jubiläum feiern, denn 2021 ist es das 15. Teddy- und Puppenfest, das wie hier in Sonneberg organisieren“, freut sich nicht nur Birger Engel.

Bei aller Freude kommt bei ihm aber auch ein bisschen Wehmut auf. „Wir als Verein können diese Veranstaltung nicht mehr organisieren“, erklärt der Vereinsvorsitzende. Durch Corona ruhten auch bei den Teddy- und Spielzeugfreunden sämtliche Aktivitäten. „Wir hätten neu wählen müssen“, macht Birger Engel deutlich. Doch in Pandemiezeiten eine Mitgliederversammlung einzuberufen, ist nicht möglich. „Tja und dann werden wir leider immer weniger“, bedauert nicht nur er. 2016/17 zählte man noch 89 Mitglieder. Heute sind es noch 45 Männer und Frauen. Ein solch großes Event zu stemmen wird damit immer schwerer. Deutlich macht er dies an der Zahl der Aussteller, die im Laufe der Jahre stetig angestiegen ist und zu 70 Prozent aus Deutschland kommen. So zählte man zu Beginn 10 bis 35 Aussteller. 2004 bis 2006 waren 60 bis 100 dabei und seit 2007 bewegen sich diese Zahlen zwischen 120 und 210. Ähnlich sieht es bei den Besuchern aus. Kamen von 1996 bis 2003 zwischen 150 und 400 Gäste, so waren es von 2004 bis 2006 schon 800 bis 1500. Seit der Sonneberger Zeit kann man zwischen 2500 und 6500 Gäste begrüßen. „Es wäre also wirklich schade, wenn es diese Veranstaltung in Zukunft nicht mehr geben würde“, sagt Birger Engel.

Lutz Lange, Geschäftsführer der Sonneberger Bäder GmbH kann da nur zustimmen. Nachdem er vom Dilemma des Vereins erfahren hatte, setzte er sich mit dem Vereinsvorstand in Verbindung. Schon nach dem ersten Gespräch war man sich einig, dass man eine Lösung finden muss. Weitere intensive und konstruktive Diskussionen folgten und schon bald, nahm die Idee, dass das Team der Tourist-Information künftig die Aufgaben des Veranstalters übernimmt, mehr und mehr Formen an. „Einerseits sind die Mitarbeiter schon von Anfang an mit eingebunden, andererseits ist gerade dieses Fest für die Stadt selber und auch die Region sehr wichtig“, macht Lutz Lange deutlich. „Wir sind die Spielzeugstadt und wollen dafür auch mit vielfältigen Initiativen etwas tun“, ergänzt Susanne Müller als Leiterin der Tourist-Info und freut sich, dass Birger Engel ihrem Team auch weiterhin zur Seite stehen wird. „Er kennt sich nun einmal bestens in der großen Spielzeug-und Sammlerszene aus“, weiß sie. Ein weiterer Kooperationspartner ist die Spielzeugstraße, die bereits in den Vorjahren mit präsent war und es auch weiterhin sein möchte.

Dass das Teddy- und Puppenfest ein Besuchermagnet für die gesamte Region ist, beweisen auch die Übernachtungszahlen. „Rund um das Internationale Puppenfest in Neustadt, mit denen wir ja seit einigen Jahren gut zusammenarbeiten, ist in der gesamten Umgebung kein Zimmer mehr zu kriegen“, weiß sie aus ihrer Arbeit. Daneben steigt gerade in jüngster Vergangenheit die Nachfrage nach Stellplätzen für die Wohnmobile. „Genau so soll es sein und es gehört zu den Aufgaben einer Tourist-Info, die Leute anzulocken“, sagt Lutz Lange. Nicht nur er freut sich, dass unter neuer Regentschaft die Vorbereitungen für das internationale Event auf Hochtouren laufen.

Bereits fertig ist die Facebook-Seite für die Spielzeugbörse und auch die Anmeldebögen sind in verschiedenen Sprachen in Arbeit. Angehängt an die Homepage der Tourist-Info sollte so jeder schnell die Infos rund um das Fest schnell im Netz finden. „Wir wollen in den nächsten Jahren noch mehr tun, um auch das Sonneberger Publikum zu gewinnen“, blickt Susanne Müller voraus. „Es soll ein Fest für die ganze Familie und die Region werden“, fügt Lutz Lange hinzu. Überlegt hat man deshalb, Schulen und Kindergärten anzuschreiben und sie mit verschiedenen Aktivitäten beispielsweise einem Malwettbewerb dazu zu animieren, mal beim Teddy- und Puppenfest vorbeizukommen. „Oder andere Betriebe, wo Dinge hergestellt werden, die Männerherzen höherschlagen lassen“, hat man sich überlegt.

Einmal die Teddys und Puppen bewundert, ist das manchmal genau der Beginn einer Sammelleidenschaft. „So fängt Sammeln an“, weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung. Vielleicht, so hoffen alle, gelingt es ja, den einen oder anderen für diese Leidenschaft zu gewinnen. „Dann steht den Teddy- und Puppenfesten auch in Zukunft nichts mehr im Weg“, sind sich alle einig.

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