Heute eine Rarität: Pico-Express-E-Lok ME102 aus dem Jahr 1949. Foto: Deutsches Spielzeugmuseum
Im September erschien das vierte Buch zur Spielzeugindustrie in der DDR von Bernd Max Sauer. In „Modellbahnland DDR“ stellt er die Geschichte, die erreichten Ergebnisse sowie die Entwicklungen nach 1990 in dieser Sparte dar. Gemeinsam mit dem Autor lädt das Deutsche Spielzeugmuseum für Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr zur Buchvorstellung mit reichlich Anschauungsmaterial ein.
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Bernd Sauer. Foto: Zitzmann
Die Geschichte der Modellbahnen in der DDR begann mit einer Entscheidung von allerhöchster Stelle: Durch die Teilung Deutschlands gab es nach 1945 keinen Hersteller von Modellbahnlokomotiven im sowjetisch besetzten Gebiet. Die Militärregierung erteilte daher 1947 einer sowjetischen Aktiengesellschaft in Chemnitz den Befehl, künftig Modellbahnen zu produzieren. Die Fertigung wurde 1952 nach Sonneberg in den VEB Elektroinstallation Oberlind verlagert und 1961 aufgrund des Ersten Spielzeugdokumentes in den neu gegründeten VEB Piko Sonneberg überführt. Bis 1972 entwickelten sich neben dem VEB Piko als Hauptakteur in der DDR eine Vielfalt von Firmen, insbesondere in Sachsen und Berlin, welche Modellbahnen und Zubehör herstellten, heißt es einführend im Veranstaltungshinweis des Deutschen Spielzeugmuseums.
Das Buch von Sauer verfolgt die Entwicklung der Firmen nach der Verstaatlichung, über die Großkombinatsbildung bis hin zur Wende und ordnet die Bedeutung dieses Zweigs der Spielwarenindustrie wirtschaftsgeschichtlich ein. Modellbahnen und Zubehör wurden hauptsächlich in den Binnenhandel geliefert, rund 45 Prozent gingen in den Export sozialistischer und nicht-sozialistischer Länder. 1989 wurden von rund 3000 Beschäftigten Modellbahnen und Zubehör im Wert von rund 160 Millionen DDR-Mark produziert.
Ein Teil der Publikation beschäftigt sich ebenso mit den Geschehnissen nach 1990. Anhand von Originaldokumenten und Zeitungsausschnitten werden die Betriebe Piko Spielwaren GmbH, Berliner TT-Bahnen GmbH und der Betrieb Zwickau des Plasticart Annaberg-Bucholz GmbH beleuchtet sowie das Wirken der Treuhandanstalt Berlin kritisch reflektiert. Heute produzieren noch rund 300 Beschäftigte in Ostdeutschland Modellbahnen und Zubehör. Auf 176 Seiten sowie mit rund 900 Abbildungen und Dokumentationen dokumentiert das Buch nahezu alle Erzeugnisse der Modellbahnfertigung in der DDR. Dabei sind auch die internationalen Verflechtungen der DDR im Morop (Verband Modellbahner und Freunde der Eisenbahn Europa) und das Wirken des Modelleisenbahnerverbandes der DDR dargestellt.
Das Buch ist im Museumsshop erhältlich. Für die Teilnahme an der Lesung ist keine Anmeldung erforderlich.