Sonneberg Laienreanimation: Alle Puppen haben überlebt

Die Schüler bei der „Live-Reanimation“ mit der telefonischen Unterstützung durch die Leitstelle Suhl per Handy. Foto: Regiomed/Regiomed

Was tun, wenn ein lebloser Körper vor einem liegt? Diese Frage beantworten in Deutschland zu wenige Menschen richtig. In Sonneberg haben Schüler trainiert, wie es richtig geht. Oldie-Musik spielt eine entscheidende Rolle.

 
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Unter dem Motto „Prüfen-Rufen-Drücken“ startete ein kleines Team der Medinos Kliniken Sonneberg eine Initiative an den umliegenden Schulen zur Laienreanimation.

Das Team um die leitende Oberärztin der Notaufnahme des Klinikums Sonneberg, Dr. Franziska Groenen, machte es sich gemeinsam mit den Schülern ab der 8. Klasse zur Aufgabe, Leben zu retten. Zum Team gehören Stefanie Edelmann, Daniela Pecker, Kevin Porzel, Mandy Vogel und Elisa Zander. Sie handelten nach dem Spruch „Kids Save Lives“ (Kinder retten Leben) – eine der zentralen Strategien des European Resuscitation Council (die Europäische Vereinigung für Wiederbelebung) zur Verbesserung der Überlebenschancen von Patienten mit plötzlichem Herz-Kreislaufstillstand.

Zwei Unterrichtsstunden lang hieß es: Prüfen, Rufen, Drücken – die Hauptkomponenten einer Wiederbelebung. In einem kurzen Vortrag erfuhren die Schüler vorab, warum die Ausbildung in Wiederbelebungsmaßnahmen so wichtig ist und welche entscheidende Rolle sie als Ersthelfer dabei haben. „Nur wenn ein optimales Zusammenspiel aller an der Überlebenskette beteiligten Akteure gelingt, können Leben gerettet werden“, so Franziska Groenen. Daneben wurde den Schülern die Grundlagen eines Notfalls, beispielsweise der Ablauf beim Fund einer leblosen Person erläutert und wie ein Notruf abgesetzt werden muss.

Die darauffolgenden praktischen Übungen sollten den Schülern die Sicherheit vermitteln, dass Ersthelfer, egal ob medizinischer Laie oder trainierter Notfallpfleger, mit wenigen Mitteln (in dem Fall lediglich mit einem Mobiltelefon und den eigenen Händen) etwas bewegen und Leben retten können.

An Übungspuppen wurde die korrekte Herz-Druckmassage unter Anleitung des Klinik-Teams kurz geübt und im Nachgang durch die Schüler eigenständig verinnerlicht. Um die korrekte Frequenz von 100 bis 120 Schlägen pro Minute besser einüben zu können, wurden Liedtitel als Taktgeber ausgewählt. Zu den bekanntesten zählen dabei „Stayin’ Alive“ von den Bee Gees oder „Dancing Queen“ von Abba. Die jungen Leute probierten dabei auch aktuelle Songs aus, um den richtigen Takt zu finden. Daneben wurden sie auch im Umgang mit einem AED – einem automatisch externen Defibrillator – geschult. Solche Defibrillatoren erhöhen im Ernstfall die Überlebensrate entscheidend, weswegen die Geräte immer häufiger im öffentlichen Raum zu finden sind, unter anderem auch in Sonneberg. Einer dieser Standorte ist im Hermann-Pistor-Gymnasium.

Die Schüler wurden insbesondere auch im Umgang mit der Rettungsleitstelle durch das Team der Medinos Kliniken geschult (Wo rufe ich an? Was muss ich dort sagen? Wie verhalte ich mich?). Zum Abschluss wurde ein echter Probelauf der zwei Übungsstunden in Zusammenarbeit mit der Rettungsleitstelle Suhl durchgeführt. Dort erhielten Sie nach vorheriger Abstimmung eine telefonische Anleitung zur korrekten Reanimation, wie bei einem richtigen Notfallanruf. Mit Bravour und unter Anwendung der Empfehlungen der Vereinigung für Wiederbelebung meisterten alle Schüler die gestellte Aufgabe und sind ab sofort gut geschulte Ersthelfer.

Die gewonnenen Kenntnisse werden ihnen bei einem Notfall zu Hause, beim Einkaufen oder in der Schule helfen, richtig zu handeln und damit Leben retten zu können. Das Team um Franziska Groenen hatte sichtlich Spaß beim Training in der Schule und ist stolz auf die wissbegierigen Schüler. „Wir sind verblüfft, wie kompetent die Schülerinnen und Schüler am Ende der zwei Stunden, Wiederbelebungsmaßnahmen in den gestellten Szenarien umsetzen konnten. Ein so beherztes Handeln würden wir uns in Notfallsituationen von mehr Menschen im wahren Leben wünschen“, so Stefanie Edelmann. Denn Erste Hilfe rette Leben.

Die Mitarbeiter, die die Schulungstage begleiten durften, bedankten sich bei der Bürgerschule Sonneberg, der Cuno-Hofmeister-Schule und dem Hermann-Pistor-Gymnasium für die Zusammenarbeit bei den Reanimationsübungen. Vor den Sommerferien wird das Team noch die Schulen außerhalb des Stadtgebietes besuchen und gemeinsam mit den dort unterrichteten Schülern die Grundlagen zum Leben retten legen – denn jeder kann ein Held, ein Lebensretter sein.

Hintergrund: Deutschland liegt im Ranking der Laienreanimation auf den hinteren Plätzen. Während in anderen europäischen Ländern, vor allem in Skandinavien und den Niederlanden, Laienreanimationsquoten von über 80 Prozent erreicht werden, liegt die Quote in Deutschland nur bei rund 40 Prozent. Dabei soll Laienreanimationsquote deutschlandweit bis 2025 auf 65 Prozent gesteigert werden. Einer der Gründe für das niedrige Niveau ist die fehlende schulische Ausbildung in Wiederbelebung. Hier setzt das Team der Regiomed Klinik Sonneberg an. Mit der Demonstration sollen mehr Schüler in Notfallreanimation geschult werden und die Quote im Landkreis Sonneberg steigen.

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