Sommertour-Auftakt im Wartburgkreis Bodo Ramelow besucht die Bad Liebensteiner m&i-Fachklinik

Fachkräftemangel und Corona waren zwei Themen, die beim Besuch von Bodo Ramelow (Linke) in der m&i-Fachklinik zur Sprache kamen. Zudem verriet der Ministerpräsident, warum ihm eine private Fahrt nach Bad Liebenstein immer in Erinnerung bleiben wird.

 
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Gut gelaunt und in Plauderlaune ist Bodo Ramelow, als er am Donnerstagnachmittag – dem ersten Tag seiner Sommertour durch Thüringen – mit seinem Tross in der Bad Liebensteiner m&i-Fachklinik eintrifft. Hier wird er vom Führungsteam um den kaufmännischen Direktor Rolf-Peter Hoehle empfangen. Der scheut sich nicht, Probleme, die die Klinik hat und die auch mit Thüringer Landesverwaltungen zu tun haben, direkt anzusprechen.

Vor allem das Werben um ausländische Ärzte, die nicht aus der EU kommen, treibe die Klinikverwaltung regelmäßig schier in den Wahnsinn, berichtete Hoehle. Im Thüringer Landesverwaltungsamt säßen Mitarbeiter, die die Ärzte „schikanös und ausländerfeindlich“ behandelten. Inzwischen habe sich unter Medizinern herumgesprochen, dass es in Thüringen hohe Hürden gebe, eine Arbeitserlaubnis zu erhalten. „Und die wenigen, die es trotzdem probieren, werden auch noch vergrault“, sagte der Klinikchef. Er kenne diese Probleme und genau aus diesem Grund wolle die Regierung ein Landesamt für Migration gründen, in dem es künftig eine „bejahende Form von ausländerrechtlicher Bearbeitung“ gebe, sagte Ramelow. Bislang scheitere dieses Vorhaben jedoch an der CDU.

Beim Thema Corona waren sich Ministerpräsident und Klinikchef ebenfalls einig: Es dürfe keinen weiteren Lockdown geben, Schulen und Kindergärten müssten unbedingt offen gehalten werden. „Wir dürfen nicht blind werden für andere Gefahren“, sagte Ramelow. In den vergangenen Jahren habe die Klinik signifikant weniger Patienten behandelt, die einen Schlaganfall hatten, berichtetet Hoehle beispielsweise. Das habe nicht daran gelegen, dass es weniger Schlaganfälle gegeben habe. „Die Leute sind oft später oder gar nicht zum Arzt gegangen und wir lernen sie nicht mehr kennen.“ Diese Menschen tauchten dann nur noch in der Todesstatistik auf.

Rund 5500 Patienten werden in normalen Jahren in der m&i-Klinik behandelt, die über 450 Betten verfügt – in den Fachbereichen Orthopädie/Unfallchirurgie, Neurologie/Neuropsychologie, Kardiologie/Innere Medizin und Geriatrie sowie in der Frührehabilitation. Während der Corona-Pandemie waren es knapp 1000 weniger. Um die Akutkrankenhäuser während der Pandemie zu entlasten, gab es eine Covid-19-Isolierstation, auf der 150 Patienten behandelt wurden. Hinzu kamen rund 380 Coronafälle auf den anderen Stationen und 60 schwere Fälle in der Frühreha, die zum Teil auf eine Beatmung angewiesen waren. Durch diese vor drei Jahren eröffnete Station führte Chefärztin Dr. Clivia Malsch den Ministerpräsidenten und zeigte, wie mit Hilfe modernster Technik für das Wohl der Patienten gesorgt wird.

Bodo Ramelow zeigte sich beeindruckt von der Klinik. Wobei er schon gewusst habe, dass das Haus einen guten Ruf habe, sagte er. Denn die m&i-Klinik sei ihm durchaus bekannt. „Mein Ziehling hat hier einen Teil ihrer Ausbildung zur Ergotherapeutin absolviert.“ Mehrfach sei er mit seiner Stieftochter von Erfurt über den Rennsteig in die Kurstadt gefahren. Eine Tour sei ihm in bleibender Erinnerung geblieben: „Es war im Winter, die Straße runter war komplett vereist und wir haben uns sechsmal um die eigene Achse gedreht.“ Zum Glück sei damals – außer einem gehörigen Schrecken – nichts passiert.

Im Wartburgkreis fand der Auftakt für die Sommer-Rundreise des Regierungschefs durch den Freistaat statt. In den einzelnen Regionen will er mit den Akteuren vor Ort ins Gespräch kommen. Geplant sind insgesamt acht Tage, die den Titel der Tour „Zusammen wachsen“ auf ganz unterschiedliche Weise aufgreifen. Weiter geht es am kommenden Donnerstag in Ettersburg (Landkreis Weimarer Land) und in Frömmstedt (Landkreis Sömmerda).

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