Sommertheater Kleist-Dichtung in Museumskulisse

red
Akteurin des Kleist-Abends im Theatermuseum: Cora Chilcott aus Berlin. Foto: Sven Hans Tietze

Ein neuer Programmpunkt im Rahmen des Meininger Sommerkulturfestivals Grasgrün ist eine Sommertheater-Veranstaltung der Meininger Museen.

 
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Unter dem Titel „O Himmel, was ist das für eine Welt!“ präsentiert das Theatermuseum der Meininger Museen am Sonntag, 21. August, einen Kleist-Abend mit Cora Chilcott aus Berlin. Das Sommertheater in historischer Kulisse beginnt um 20 Uhr und dauert circa 80 Minuten. Tickets verkauft die Tourist-Information. Im Jahr nach dem 200. Todestag des Dichters werden in diesem Programm Textauszüge aus „Prinz Friedrich von Homburg“, „Amphitryon“, „Penthesilea“ und dem „Käthchen von Heilbronn“ mit Briefen und Schriften verknüpft. Cora Chilcott wird Kleists Darlegungen zum eigenen Werk, seine verzweifelte Auseinandersetzung mit seiner Zeit und seinen Mitmenschen neben seine leidenschaftliche und verstörende Dichtkunst stellen und so eine Hommage an einen der größten deutschen Dichter schaffen.

„Gott, mein Vater im Himmel! Du hast dem Menschen ein so freies, herrliches und üppiges Leben bestimmt. Kräfte unendlicher Art, göttliche und tierische, spielen in seiner Brust zusammen, um ihn zum König der Erde zu machen. Gleichwohl, von unsichtbaren Geistern überwältigt, liegt er, auf verwundernswürdige und unbegreifliche Weise, in Ketten und Banden; das Höchste, von Irrtum geblendet, lässt er zur Seite liegen, und wandelt, wie mit Blindheit geschlagen, unter Jämmerlichkeiten und Nichtigkeiten umher. Ja, er gefällt sich in seinem Zustand; und wenn die Vorwelt nicht wäre und die göttlichen Lieder, die von ihr Kunde geben, so würden wir gar nicht mehr ahnden, von welchen Gipfeln, o Herr! der Mensch um sich schauen kann. ...“ Heinrich von Kleist, der große deutsche tragische Dichter und Dramatiker, schrieb diese Worte als poetische Reaktion auf seine Zeit und leitete mit diesen die Zeitung „Berliner Abendblätter“ ein, dessen Herausgeber er war. Anfänglich erfolgreich verlor das Volksblatt durch die energische Zensur des Staatskanzlers Hardenberg sein ursprüngliches Gepräge; es wurde bereits nach einem halben Jahr eingestellt. Kleist befand sich einmal mehr in einer demütigenden, hoffnungslosen Lage, die schließlich in seinen Freitod mündete. (1811 nahm sich Heinrich von Kleist das Leben - zuvor erschoss er seine ihn um den Tod bittende Freundin Henriette Vogel.) Die Mehrheit der Zeitgenossen verkannte ihn. Erst Jahrzehnte nach seinem Tod sollte die Schärfe und Wucht seiner Dichtung Anerkennung und Würdigung finden.

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