Sommerkino in Steinach Gelungener und mit Musik abgerundeter Neustart

Katja Maria Hein

Ein Mundartexperte, zwei Gitarristen, eine Sopranistin, zwei halbe Bands und zwei Filme – das Programm auf dem Steinacher Schlosshof zum Sommerkino des Kulturvereins „Schwarzwurzel“ konnte sich somit nicht nur sehen, sondern auch hören lassen.

Ob das Publikum das Sommerkino-Angebot wohl annehmen würde? „Nach so langer Zeit ohne Veranstaltungen ist da immer eine gewisse Unsicherheit“, erklärte Tobias Kurtz, Vorstand beim Kulturverein Schwarzwurzel, der am Wochenende zu Musik und Filmabend auf den Steinacher Schlosshof eingeladen hatte. Schließlich war da nicht nur die gefühlt endlos lange Coronazeit mit ihren Einschränkungen.

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Die Kulturmacher selbst – fast alle mit Wurzeln in Steinach – sind zum großen Teil mittlerweile aus beruflichen oder familiären Gründen weitab von der Heimat zu Hause, was das Miteinander nicht einfach macht. In ihrer Heimatstadt Kultur der verschiedensten Art anzubieten und vor allem auch andere Steinacher zum Mitmachen zu animieren, war von Anfang an das erklärte Ziel. Mit verschiedenen Workshops vom Theater bis zum Cajón-Spiel, mit Lesungen selbst verfasster Bücher und anderen Aktivitäten hatte der Kulturverein in der Vergangenheit nicht nur reichlich Publikum, sondern teils auch interessierte Mitstreiter etwa für die Theateraufführungen angezogen.

Nun wollte man nach Corona endlich wieder einen Neuanfang wagen. Das Sommerkino der Schwarzwurzler hat ja nicht nur in Steinach schon Tradition. Sogar bis nach Neuhaus am Rennweg und in den Sonneberger Stadtteil Neufang hatte der Verein die Idee schon erfolgreich weitergetragen. Das Kulturkollektiv Goetheschule in Lauscha führt das anfangs von Schwarzwurzel initiierte Freiluft-Kino-Angebot inzwischen selbstständig mit großem Erfolg weiter.

Musik „macht den Abend irgendwie runder“

Auf dem Schlosshof in Steinach gab es heuer nicht nur interessante Filme zum Schauen, sondern im Vorfeld auch Musik, die den Besuchern die Zeit bis zur ausreichenden Dunkelheit für die Filmvorführung nicht lang werden ließ. „Das macht den Abend irgendwie runder“, kommentierte Kurtz die neue Variante. Am Freitagabend war diese allerdings verbunden mit einem Wermutstropfen für einen Teil der Gäste. Eine Gruppe Jugendlicher hatte sich nämlich extra für den Punkrock der Band „Gülleschiss“ eingefunden. Doch diese konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht auftreten. Musik vom Feinsten gab es trotzdem, allerdings, wie die jungen Leute kommentierten, „Musik für Ältere“. Paul Orlowski von „Gülleschiss“ hatte kurzerhand eine Woche lang intensiv mit Ira Petermann, der Schwester seiner Freundin Lucia, geprobt und trat dann gemeinsam mit Fiona Lehmann und Philipp Orlowski, der ebenfalls in reduzierter Besetzung angereisten Band „Frau Lehmann“, auf.

Fiona Lehmann schreibt seit 2018 eigene Songs, in denen sie, nach eigener Aussage, „die Schwere des Textes mit der Leichtigkeit der Musik kombiniert“, in deutschsprachiger Liedermacherart Alltagsthemen mal punkig, mal chansonesk verarbeitet. „Wir sind heute quasi ‚Die Anderen‘“, kommentierten die Vier vor ihrem hörenswerten Auftritt mit Gitarre, Ukulele und Gesang. Das „Experiment“, wie es die Musiker bezeichneten, war durchaus geglückt, das Publikum beeindruckt. Auch von der erst 13 Jahre jungen Ira, für die es eine gelungene Premiere war.

Am Samstagabend übernahmen den musikalischen Part zur Einstimmung auf den Kinoabend Gustav Luthardt aus Mengersgereuth-Hämmern und Freunde. Der Mundartexperte brachte dabei so manche selbst erlebte Geschichte zu Gehör, etwa von der Urlaubsreise mit Frau Renate im Flieger nach Amerika, aber auch von den Bazillen, die heute die Welt beherrschen. Zwischen den Erzählungen warteten Tobias Hein (Gitarre) und Claudia Zobel (Gesang) mit abwechslungsreichem Liedgut auf, das von einer deutschen Version eines finnischen Volksliedes über Musik aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis zu Reinhard Meys „Über den Wolken“ reichte. „Als ich fortging“, einer der meist gecoverten Ostrocksongs der Band „Karussell“, kam beim Publikum ebenso gut an. Aber auch Marlene Dietrichs „Sag mir wo die Blumen sind“, das in der aktuellen weltpolitischen Situation noch ebenso aktuell ist wie bei seiner Entstehung vor 60 Jahren, brachten Zobel, Hein und Luthardt gemeinsam zu Gehör. Als vierter im Bunde reihte sich Musikschullehrer Michael Spindler ein. Gemeinsam mit Gustav sang er ein ganzes Lied übers Rollo, gefolgt von Erinnerungen an die Kinderzeit als Indianer mit Hühnerfedern im Haar. Auch die „Motorbiene“ durfte als Mitsinglied fürs Publikum natürlich nicht fehlen. Bei selbigem kamen dann auch die beiden Filme zu fortgeschrittener Stunde gut an.

Einheimische packen mit an

Der Grundgedanke der Schwarzwurzler, Einheimische zum Mitwirken zu gewinnen, hatte übrigens ebenfalls funktioniert. Sechs junge Steinacher – Sophia, Florentine, Tina, Max, Arthur und Louis - griffen nicht nur beim Aufbau auf dem Schlosshof mit zu. Sie blieben auch am Abend noch und halfen tatkräftig bei der Versorgung der Besucher mit leckeren Cocktails und anderen kühlen Getränken. „Wir würden das auch wieder machen“, lautete ihr Kommentar im Nachgang. Die sich anbahnenden Kontakte zum Freizeitzentrum „Reich“ setzte Sören Kruppa schon einmal in Gestalt aktiver Mithilfe beim Auf- und Abbau um. Ihnen allen gilt ein großes Dankeschön seitens des Vereinsvorstandes. Ebenso natürlich den Musikern, Rüdiger Koch von den „Schwammastürern“, der Stadt Steinach, den Sponsoren und den Vereinsmitgliedern für ihr Engagement und ihre Unterstützung.

„Die beiden gut besuchten Abende haben uns gezeigt, dass wir so etwas als Team trotz langer Pause noch immer gut zusammen stemmen können“, freute sich Kurtz. Das mache auch Mut für die Zukunft. So haben die Schwarzwurzler für den Herbst noch ein Lesedinner geplant, voraussichtlich im Restaurant des Sporthotels „outdoor inn“, wo man damit schon gute Erfahrungen gesammelt hat. Das Sommerkino soll im kommenden Jahr auf jeden Fall fortgesetzt werden, so Vereinsvorstand Kurtz.

Die Musiker und Bands sind übrigens demnächst (fast) alle wieder zu hören bei den nächsten Events im Landkreis. „Gülleschiss“ und „Frau Lehmann“ (dann hoffentlich wieder in voller Besetzung) beim „Open Air, Bitte Sehr“ am Lauschaer Schotterwerk, das vom 19. bis 21. August ansteht. Und Gustav Luthardt und Michael Spindler schon etwas früher beim Open Air-Wochenende in Döhlau am 5. und 6. August.