Solidarität mit den Ukrainern Helfen, wenn Hilfe gebraucht wird

Groß ist die Hilfsbereitschaft hierzulande gegenüber den aus der Ukraine geflüchteten Menschen. Solidarität stellten auch viele Rhöner in dieser Woche unter Beweis – Spenden über Spenden gingen ganz kurzfristig ein.

 
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Fischbach/Friedewald - Schreckliche Bilder erreichen uns in diesen Tagen aus der Ukraine – Tod und Zerstörung sind seit gut einer Woche dort an der Tagesordnung. Betroffen sind an erster Stelle die Menschen, die dort lebten, für die Krieg bislang unvorstellbar war und vor dem viele sich vorerst in Sicherheit bringen wollen. Wie aber diesen Flüchtlingen helfen, direkt, auf die Schnelle?

Marco Sell aus dem osthessischen Friedewald wusste darauf eine Antwort. Quasi über Nacht organisierte er gemeinsam mit seinem Sohn Lucian eine Spendenaktion, fragte bei Bekannten und Geschäftskunden aber auch gleich nach Transportmöglichkeiten, um Hilfsgüter dorthin transportieren zu können, wo sie gebraucht werden. Etliche Firmen stellten sogleich Transporter und sogar Lkw zur Verfügung. Davon erfuhr Frank Mindum aus Unterbreizbach, ein Freund Sells. Mindum wiederum arbeitet bei K & S mit Emerson Schöne aus dem Kaltennordheimer Ortsteil Fischbach zusammen. Und so wussten dann auch die Rhöner von jetzt auf gleich über Aufrufe im Internet und bei Whatsapp von der Aktion. Emersons Frau Sabine und Nadine Arnrich aus Fischbach erklärten sich bereit, die eingehenden Spenden zu sammeln und zu sortieren – ebenso wie dies auch in Friedewald, Unterbreizbach und vielen anderen Orten beiderseits der Landesgrenze geschah.

„Das Ganze ist zum Selbstläufer geworden, so viele haben angerufen und wollten sich beteiligen“, freut sich Sabine Rimbach-Schöne. „Bei uns zu Hause war schnell kein Platz mehr, da stellte man unkompliziert das Gemeindeamt in Fischbach zur Verfügung“, ergänzt Nadine Arnrich. Auch in anderen Orten gab es Sammelstellen. Hygieneartikel, Windeln, Medikamente, Winterkleidung, Kinderwagen, Konserven, alles, was schnell organisiert werden konnte oder zu Hause lag, brachten die Leute. „Helfen, wenn Hilfe gebraucht wird.“ Von der Resonanz waren die Organisatoren selbst überrascht – auf dem eigens eingerichteten Spendenkonto sammelten sich bis Donnerstag 27 000 Euro. Auch Sachspenden nahmen so zu, das ständig neue Transporter geordert werden mussten. Dafür fehlte es an Freiwilligen, schließlich müssen die Fahrzeuge rund 1000 Kilometer gefahren werden. Viele Geschichten weiß Sabine Schöne, die Helfern und Spendern dankbar ist, inzwischen zu erzählen. Von einem Bauern, der Kartoffeln in Säcken mit dem Traktor brachte, Apotheken wie die Rhön-Apotheke in Kaltennordheim, die Medikamente und Verbandsmaterial eigens bestellten und kostenlos abgaben, die Chefin eines Marktes für Heimtierbedarf, die Futter für Haustiere anlieferte, und und und. Am Donnerstagabend wurde in Fischbach ein Transporter beladen – manches musste vorerst zurückbleiben. Am Freitag machten sich die Fahrer samt Begleiter in mehreren Konvois auf, in Richtung Polen zu fahren – vor Ort hat man Kontakte zu einer polnischen Frau geknüpft. Ziel soll Medyka sein, zehn Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt, wo sich ein Grenzübergang befindet. Dort wollen die Fahrer, zu denen Emerson Schöne und Frank Mindum gehören, am heutigen Samstag alles an Annahmestellen vor Ort abgeben. Sonntag oder Montag wollen sie zurück sein – hoffentlich ohne selbst Schaden zu nehmen.

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