So wird das Ergebnis bewertet Ralf Luthers Bart bleibt dran

Die Südthüringer Grünen warteten mit ihrer Direktkandidatin Stephanie Erben (Zweite von rechts) in Meiningen auf das Wahlergebnis. Foto: /Lena C. Stawski

Wie bewerten Politiker der Region das Wahlergebnis im Bund und im Wahlkreis 196? Die Redaktion hat am Sonntagabend nachgefragt.

 
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Meiningen - Als ehemaliger Landrat ist Ralf Luther noch immer ein politisches Schwergewicht der CDU in der Region. Er zählte zu den Unterstützern der Kandidatur von Hans-Georg Maaßen, wollte gar seinen Bart opfern, wenn er das Rennen macht. Dieses Opfer muss Luther nun nicht bringen. „Ich gratuliere Frank Ullrich zu seinem Wahlsieg. Wir hatten einen schwierigen Wahlkampf, auch mit Widerstand aus den eigenen Reihen. Aber ich finde, Hans-Georg Maaßen hat das ganz toll gemacht. Ich hoffe, dass er in der Region bleibt und uns hilft, die CDU wieder auf Kurs zu bringen“, sagte Luther. Dass er prozentual über dem Zweitstimmen-Ergebnis der CDU liege sei da ein wichtiges Signal. „Was das Ergebnis im Bund angeht, finde ich, dass die CDU keine Forderungen stellen sollte. Vielleicht ist es gut, mal in die Opposition zu gehen und das Profil zu schärfen. Das sollte meiner Meinung nach wieder viel konservativer werden“, so Luther weiter.

Klaus Tumma, AfD-Fraktionschef im Meininger Stadtrat, verfolgt am Sonntagabend den Wahlkrimi fernab der Heimat auf Sizilien. Mit Blick auf des Bundes-Ergebnis freut er sich, dass „im Durchschnitt Links eine Klatsche bekommen hat“. Für den Wahlkreis-Gewinner Ullrich kann er sich nicht begeistern. „Das ist für mich unverständlich. Der Mann ist ein blasser und profilloser Typ.“ Tumma hätte sich Maaßen gewünscht, der in Berlin gegen den Strom geschwommen wäre. Dass der eigenen AfD-Kandidat Treutler nicht das Rennen gemacht hat, wundert Tumma nicht: „Seine Heimatverbundenheit war nicht glaubwürdig, der Wahlkampf nicht mitreißend.“ Stolz ist Tumma allerdings auf das Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei.

Genau das macht dem Meininger FDP-Stadtrat Alexander Andree allerdings große Sorgen: „Das AfD-Ergebnis im Wahlkreis stellt auch für alle Kommunalpolitiker eine Herausforderung für die Zukunft dar.“ Andree, der den Wahlabend von Südafrika aus verfolgt, kann das AfD-Ergebnis „nicht nachvollziehen“, das Erststimmen-Ergebnis von Treutler bezeichnet er als „mittlere Katastrophe“. Rational ließe sich das kaum erklären. Vom Ergebnis der Liberalen auf Bundesebene ist er hingegen begeistert: „Die Liberalen sind endlich wieder in der Mitte der Gesellschaft angekommen.“ Jetzt müsse man „mutig und verantwortungsvoll“ in Koalitionsverhandlungen gehen und „sich der Verantwortung stellen“. Auch das Wahlkreis-Ergebnis sei „ordentlich“ und auch der kompetenten Arbeit Gerald Ullrichs geschuldet, der mit viel Erfahrung überzeugt habe. Was die CDU angeht, konstatiert Andree: „Das Fischen am rechten Rand hat sich nicht ausgezahlt.“

Die Südthüringer Grünen warten im Saal des indisches Restaurants „Bombay“ in Meiningen auf das Wahlergebnis. Dort ist man schon mit wenig zufrieden. Und so schaut Direktkandidatin Stephanie Erben lieber weit über den Wahlkreis-Tellerrand: „Ich freue mich, weil ich lange Thüringer Landesvorsitzende geblieben bin. Heute sind schöne Sachen passiert“, sagt sie mit Blick auf die Wahlen im Bund und vor allem im Land Berlin, wo das grüne Ergebnis überraschend gut ausfiel. Wenn aber lange glaubhafte Lokalpolitik gemacht werde, wie Ulrich Töpfer sie in Meiningen mache, dann hätten die Grünen auch Chancen in Thüringen, glaubt Erben.

Ulrich Töpfer selbst freut sich über das Ergebnis seiner Partei auf Bundesebene, wenngleich dies unter den Erwartungen geblieben sei. „Wir haben zugelegt.“ Das gelte auch für den Wahlkreis, wenngleich es dort nur ein knappes Prozent mehr geworden ist im Vergleich zur letzten Bundestagswahl. Noch größer ist seine Freude aber über die Schlappe von Hans-Georg Maaßen: „Das Fischen der CDU Südthüringen am rechten Rand hat nichts gebracht. Das Ergebnis ist ein Denkzettel! Die Christdemokraten müssen jetzt dringend ihren Kurs ändern.“ Was die Zukunft der Grünen im grünen Herzen Deutschlands angeht, ist Ulrich Töpfer durchaus optimistisch: „Wir haben viele neue und vor allem junge Mitglieder gewinnen können. Die werden sich engagiert für eine bessere Zukunft einbringen.“

Der Meininger Landtagsabgeordnete Patrick Beier (Die Linke) ist über das Zweitstimmen-Ergebnis seiner Partei in Thüringen „enttäuscht“. Die Bundesergebnisse der Linken müssten diskutiert und analysiert werden. Die Wahlkreis-Kampagne der Linken um „Maaßen zu verhindern“, habe jedoch funktioniert: „Es ist positiv, dass sich Maaßen nicht durchgesetzt hat.“

Piraten-Kandidat Christian Horn aus Meiningen zeigt sich mit dem Wahlergebnis zufrieden: „Angesichts des Umstandes, dass im Wahlkreis sehr polarisiert wurde und viele Parteien antraten, ist das schon ein gutes Ergebnis“, sagt er und bezieht sich dabei vor allem auf sein Erststimmen-Resultat in Meiningen. „Wenn wir die starke Konkurrenz bedenken, konnten wir uns auch im Wahlkreis leicht verbessern.“

Für ÖDP-Kandidat Stefan Schellenberg aus Kleinschmalkalden ist das Wahlergebnis „ernüchternd“. „Es hätte mehr sein können“, findet er. Schön sei, dass das Resultat der Erststimme im Wahlkreis besser ausfiel, als das der Zweitstimme. „Wir müssten mehr zwischen den Wahlen auftreten. In Zukunft gibt es viel zu tun“, so Schellenberg. rwm/ls/ilg

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