Skilanglauf Wiedersehen macht Freude

Coletta Rydzek und Federico Pellegrino siegen beim Skihallen-Sprint in Oberhof. Victoria Carl holt Bronze, Helen Hoffmann wird Sechste.

 
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Wochenend‘ und Sonnenschein – aber nicht für die deutsche Langlauf-Elite. Zum Abschluss der traditionellen Testwoche in Oberhof warteten beziehungsweise warten auf die Athleten am Freitag die Deutsche Sprint-Meisterschaft in der frostigen Skihalle, ein Crosslauf am Samstag und zum Abschluss der Rennsteig-Rollskilauf von Gräfenroda hinauf nach Oberhof am Sonntag.

Ein richtiges Heimspiel also für die starke Thüringer Damen-Gilde mit Olympiasiegerin und Sprint-Titelverteidigerin Victoria Carl (Zella-Mehlis) an der Spitze sowie den beiden Junioren-Weltmeisterinnen Lisa Lohmann und Helen Hoffmann (beide Oberhof). Carl zeigte sich am Ende der kurzweilig-flotten Sprints mit Rang drei hinter den Spezialistinnen Coletta Rydzek und Sofie Krehl (beide Oberstdorf) „sehr zufrieden“, Hofmann setzte mit Rang sechs ein dickes Ausrufezeichen. Lara Dellit (Asbach) wurde Neunte, Lohmann landete auf dem 14. Rang.

Team-Olympiasiegerin Katarina Hennig (Oberwiesenthal) hatte sich am Donnerstag beim Frisbee verletzt und konnte nicht starten. „Wir rechnen aber mit keinem längeren Ausfall“, sagte Athletik-Bundestrainer Axel Teichmann. Katherine Sauerbrey aus Steinbach-Hallenberg fehlte erkrankt.

Bei den Männern triumphierte unterdessen der favorisierte Italiener Federico Pellegrino, immerhin zweifacher Silbermedaillengewinner bei den Olympischen Spielen 2018 und 2022. Den Deutschen Meistertitel holte sich überraschend der junge Rheinländer Jan Stölben. Als bester Thüringer kam Thomas Bing (Dermbach) als 15. ins Ziel.

„Ich habe harte Trainingswochen hinter mir, habe mein Pensum im Vergleich zum Vorjahr nochmals erhöht und bin mit dem aktuellen Leistungsstand absolut zufrieden“, erklärte Carl im Anschluss an die Wettbewerbe und freute sich redlich über Bronze. Nach einem schwachen Start im Finale sah sie sich von Beginn an in der Defensive und konnte die verlorenen Meter auf der kurzen 0,9-km-Runde nicht vollständig aufholen. „Ja, am Start habe ich es vermasselt“, bestätigte die 27-jährige Zella-Mehliserin, die am Stützpunkt in Oberhof mittlerweile bei Axel Teichmann und nicht wie ursprünglich geplant in der Gruppe von U23-Bundestrainer Cuno Schreyl trainiert.

„Wir denken in vielen Dingen gleich, sind aber nicht ganz auf einer Wellenlänge“, beurteilte sie das Verhältnis zu Schreyl, „und ich denke, dass es für beide Seiten jetzt die beste Lösung ist.“ Dies bestätigte auch der Coach aus Altersbach mit versöhnlichen Worten: „Ja, so ist es für alle gut.“

Beim Crosslauf am Samstagvormittag wird Carl schon nicht mehr dabei sein: „Das war vorab so geplant, zumal wir Samstagmittag direkt zum Club der Besten nach Italien abreisen werden.“ Nach dem Kurz-Urlaub in Kalabrien und ein paar Trainingstagen in Oberstdorf wartet anschließend bereits der nächste Abstecher in den Schnee auf die Südthüringerin – beim Auswahl-Lehrgang auf dem Dachsteingletscher im Ramsau.

Im Schatten der Team-Olympiasiegerin entwickeln sich unter Schreyls Regie weitere Talente aus der hiesigen Region. „Helen ist knapp am Finale gescheitert und gute Sechste geworden. Man darf da aber die Messlatte nicht zu hoch anlegen, sie ist keine gemachte Sprinterin. Ich bin mit ihrem Auftritt sehr zufrieden“, kommentierte der Trainer das Abschneiden der aktuellen Junioren-Weltmeisterin Helen Hoffmann im Sprint.

Die obligatorische und traditionelle Testwoche in Oberhof sei laut Schreyl „eine gute Standortbestimmung für die jungen Sportlerinnen“. In der Tat sind die Möglichkeiten, sich national mit den Besten zu messen, äußerst rar. Schreyl: „Die Chance ist eigentlich nur im Sommer gegeben. Im weiteren Saisonverlauf sieht man sich nicht mehr.“

Für Helen Hoffmann, Lisa Lohmann und Lara Dellit ist die U23-WM Ende Januar in Kanada das große Saisonziel. „Dort wollen wir nicht nur hinfahren, dort wollen wir auch wieder was mitnehmen“, sagt Schreyl. Sollte dies gelingen, ist sogar ein Start bei der „großen“ WM, die erst Ende Februar in Planica beginnt, denkbar. „Vom Zeitpunkt her und mit Blick auf den Formaufbau könnte das im Optimalfall sogar gut passen“, blickte der Trainer voraus. Ein Wiedersehen mit der Elite in Planica würde gewiss Freude machen.

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