Stadtrat Arjen Kapteijns (Grüne) meint dazu: „Das ist nicht akzeptabel. Die Frauen müssen sich sicher fühlen in unseren Straßen und auf unseren Stränden.“ Der Stadtrat ist mit seiner Meinung nicht alleine.
Das Haager Stadtparlament hat am Mittwoch eine Anti-Sexismus-Kampagne gestartet. Unter dem Motto „#gedraagje“ – Beherrsche Dich – läuft sie in den sozialen Medien und auf Plakaten. Außerdem wird eine Webseite unter „scheveningenmeldt.nl“ eingerichtet. Das ist ein digitale Meldeadresse, bei der Frauen angeben und melden können, wenn und wo sie öffentlich am Strand oder auf der Straße sexuell belästigt worden sind.
„Der Strand gehört uns allen“
„Das kann und darf so nicht weitergehen. Jetzt, da am kommenden Wochenende wieder tropische Temperaturen vorhergesagt sind, wird es am Strand von Scheveningen für Frauen wieder sehr unangenehm werden“, fürchtet Danielle Harkx.
In einem Interview mit dem „Algemeen Dagblad“ berichtet die 51-Jährige ausführlich darüber, was ihr am Strand von Scheveningen von Männern schon so alles nachgerufen und angeboten wurde. „Ich bin wirklich nicht auf den Mund gefallen. Aber manchmal verschlägt es mir die Sprache, wenn ich höre, was so manche Männer zu mir sagen, wenn ich am Strand spazieren gehe“, sagt sie. Sie fühle sich dann richtig bedroht. „Jetzt passiert mir das. Aber ich will nicht, dass das meiner 13-jährigen Tochter auch passiert. Der Strand gehört uns allen. Dort will ich nicht sexuell belästigt werden.“
Seit 30 Jahren lebt sie in Scheveningen. „Aber so schlimm wie heutzutage war es noch nie. Ich hoffe, dass die Kampagne der Stadt Wirkung zeigt und dass bestimmte Männer wieder lernen, sich zu beherrschen.“ Harkx ist wütend, weil sie ihr geliebtes Scheveningen und den dortigen Strand nicht mehr wiedererkennt. Früher ging es dort entspannt, offen, fröhlich zu. „Das war einmal“, erzählt Harkx.
Dass sich die Atmosphäre an dem größten Sandstrand in Südholland in den vergangenen Jahren so dramatisch zum Schlechten verändert hat, liegt unter anderem daran, dass viele Jugendliche hier ihre Bühne suchen, um sich zu profilieren. Sie rasen beispielsweise über die bisher noch für Autos zugänglichen Teile des Boulevards mit ihren frisierten Fahrzeugen, hupen wie verrückt und machen Party. Am Strand betrachten sie Frauen, die einen Bikini tragen, als „Freiwild“.
Große Teile des rund 2,5 Kilometer langen Scheveninger Boulevards sind deswegen für den Autoverkehr geschlossen worden. Haager Polizisten bekommen nun eine Sonderausbildung, um gegen den zunehmenden Sexismus am Strand in Scheveningen angemessen vorgehen zu können.