Seligenthaler Heimatabend HO-Ernst, Waldfest-Hugo und Shiguli-Karl

Annett Recknagel

Lachsalven und Jubelstürme begleiteten den „Seligenthaler Heimatabend“ in der Sporthalle – das Ortsjubiläum ging damit in die nächste Runde.

 
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Wer einst so alles in Seligenthal zu Hause war: Der HO-Ernst, der Kaas-Döllef, der Shiguli-Karl und auch der Waldfest-Hugo lebten dort. Nicht zu vergessen den Knacker oder die Schääs, den Müssjäächer und den Speckfresser. Als ehemalige Postfrau wusste Renate Holland-Nell genau Bescheid. Ihre Mappe mit der Aufschrift „702 Jahre alt und immer noch bissig“ beinhaltete gefühlt 1000 Spezialnamen, im Volksmund „Spitznuume“ genannt.

Als die gemütliche Dame auf der Bühne Platz genommen hatte, ahnte noch niemand, dass sie zum Heimatabend für Brüller im Saal sorgen würde. Tränen lachte das Publikum auch bei Sketchen in Platt und dem Theaterstück, das ebenfalls in Mundart einstudiert worden war. Selbst Bürgermeister Ralf Holland-Nell meinte: „Ich habe selten so gelacht“.

Der Heimatabend in der Sporthalle war seit Wochen ausverkauft. Im Raum stand die Luft – trotz offener Türen und Fenster. Wasser und Bier gingen sehr gut. Auch Bratwürste und Brätel. „Herzlichen Glückwunsch an uns alle“, eröffnete Nicole Bunge von der „Interessengemeinschaft Seligenthal 700“ den Heimatabend und gab das Wort weiter an Marlen Leffler, die den Abend in Mundart moderierte. Als relativ kleine Gruppe hatte man das gesamte Festprogramm inklusive Heimatabend gestemmt. Die Technik funktionierte. Man war in Feierlaune.

Nicht nur die Mundartbeiträge wurden bejubelt. Auch der Zeitzeugenfilm kam an. Hier waren Dorfälteste befragt worden – allesamt im Ort gut bekannt. Sie erzählten vom Leben früher. Irmgard Fräbel beispielsweise meinte: „Früher waren die Leute zufriedener.“ Herta Kolbe sprach von einem sehr schönen Zusammenhalt im Dorf und erzählte einiges über ihr Pflichtjahr. Ihr Mann erinnerte sich an die Jahre nach dem Krieg, als er seinem Vater in der Schmiede mitgeholfen hatte. Lore Römer erzählte von Spielabenden. „Die ganze Familie saß am Tisch, es gab keinen Fernseher.“ Dame, Mühle, Schwarzer Peter seien beliebt gewesen.

Weiter hörte man viel von der schlechten Zeit nach dem Krieg, aber auch über die DDR-Zeit war etliches zu erfahren. Eine Zeitreise durch das Dorf eben. Auch Horst Katzensteiner kam zu Wort und meinte: „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Leben.“

Erinnerungen hatte auch Dieter Fräbel mitgebracht. Der einstige Lehrer sprach über das Gasthaus „Zum Löwen“, besser bekannt unter dem Namen „Casino“, das seine Familie in Atzerode mehr als 100 Jahre betrieb. Gerade die alten Fotos wurden mit großer Begeisterung angeschaut. Ein jeder wusste, dass anno dazumal Bergleute im Casino Stammkunden waren. „Es wurde gegessen, getrunken und angeschrieben“, sagte Fräbel. Wenn der Monat vorbei gewesen wäre, dann hätten die Bergleute bezahlt. „Einer kam einmal ein Jahr zu spät, aber immerhin. Er hat´s noch gemerkt.“ Fräbels Mutter Irmgard betrieb das Casino mit großer Leidenschaft. Er selbst habe tüchtig mitgeholfen. Als er von den Bäcker-Erb-Brötchen erzählte, ging ein großes „Och“ durch den Saal. Ähnlich war es bei den „Fisch-Hopf-Rollmöpsen“. Fräbel bekam einen tosenden Applaus.

Sämtliche Beiträge des Abends wurden lautstark beklatscht. Ein jeder lachte und war stolz, Seligenthäler zu sein. Landrätin Peggy Greiser kam vor Beginn des Programms mit etlichen ins Gespräch und lobte diejenigen, die „im Ehrenamt mehr tun, als sie tun müssen.“ Bürgermeister Ralf Holland-Nell bezeichnete Seligenthal als starkes Dorf und meinte: „Wir müssen Veränderungen annehmen und uns mit ihnen entwickeln, dabei aber auch unsere Traditionen bewahren.“

Freilich wurde an dem Abend auch gemeinsam gesungen. Volker Römer griff zur Gitarre und alle gemeinsam stimmten das Seligenthal-Lied an. Sofort wurde mitgeschunkelt – Stimmung und Atmosphäre passten.

Ein Gruß ging auch an Uta Kieschnik, die das Fest als Hauptorganisatorin mit vorbereitet hatte, aus Krankheitsgründen aber nicht teilnehmen konnte. Die Versorgung lag in den Händen des Sportvereins und nach dem Programm klang der Abend mit „JET“ musikalisch aus. Zum „Tag der offenen Höfe“ am Sonnabend wurde nur Lobenswertes über den Heimatabend berichtet.

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