Unter Wasser betrug die Sicht trotz Lampen, die die Eistaucher dabei hatten, nur zehn bis 15 Zentimeter. „Man sieht also so gut wie nichts. Und wenn, dann taucht es urplötzlich vor der Maske auf“, so Kirchner. „Im konkreten Fall war da nichts mehr zu retten, nur noch zu bergen.“ Luftaufnahmen zeigen unterschiedliche Färbungen des Eises, das an einigen Stellen kreisförmige Blasen bildet. Laut Kirchner liegt das an Strömungen und Unterwasserpflanzen. Beides führt zu unterschiedlichen Temperaturen und damit unterschiedlichen Stärken der Eisdecke. Was letztendlich wohl zu der Katastrophe führte. „Das Eis hat ein ganzes Stück weit getragen, bis es dann plötzlich gebrochen ist. In dem Moment ist man geschockt und voller Adrenalin“.
Und müsste eigentlich Ruhe bewahren und versuchen, entweder möglichst großflächig aufs Eis zu kommen oder – wenn das nicht möglich ist, es einzuschlagen und sich Stück für Stück zum Ufer vorzukämpfen. Tragisch ist, dass die Geschwister es soweit auf den See geschafft haben und ihnen die Kraft zurück fehlte. „Wir gehen von einem Unglücksfall aus und dass sich die beiden eigenständig aufs leicht überfrorene Wasser begeben haben. Aus welchem Grund auch immer“, sagt Vivien Glagau. Hinweise auf Fremdverschulden gebe es keine. Dennoch ermittelt die Kriminalpolizei Suhl.
Der Schock sitzt tief. Eltern haben beide Kinder verloren. Der Kriseninterventionsdienst kommt zum Einsatz, kümmert sich um die Hinterbliebenen. Sie werden ins Krankenhaus gebracht. „Das Leid kann man nicht nehmen, nur da sein, die Familie unterstützen“, sagt Vivien Glagau, die „so etwas Schreckliches noch nicht miterlebt“ hat. Im Dorf Westhausen ist es an diesem Tag ungewöhnlich still. Und auch Bürgermeister Ulf Neundorf fehlen am Samstagnachmittag die Worte. „Es ist Wahnsinn, eine schreckliche Tragödie.“ Doch – so traurig es klingt: Er sei froh, dass die Kinder gefunden worden sind. Das bringe wenigstens Klarheit. „Ganz, ganz großes Beileid der Familie. Wenn Unterstützung gebraucht wird – wir helfen“, sagt er.