Seifenkisten in Steinach Wintersportler wechseln Skipiste gegen Rennstrecke im Sommer ein

Madlen Pfeifer

Am Sonntag, 21. August, startet um 14 Uhr das erste Seifenkistenrennen im Rahmen der Stänichä Kerwa. Die Abteilung Wintersport des SV 08 Steinach organisiert die Debüt-Veranstaltung und geht selbst mit einem Team an den Start.

 
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Annika Stauch wird am Sonntag zum Rennen für das Quartett der Abteilung Wintersport des SV 08 Steinach an den Start gehen. Pascal Mika (2. von links) und Arthur Mika (rechts) sowie Bruder Sebastian Stauch feuern ihre Pilotin dann an der Strecke an. Foto: Carl-Heinz Zitzmann/Carl-Heinz Zitzmann

Den Berg hinabdüsen, damit kennen sich Annika, Sebastian, Pascal und Arthur aus. Allerdings mit Brettern unter den Füßen bei winterlichen Bedingungen. Diesmal aber tauschen die vier Steinacher die Abfahrtsskier gegen Bereifung oder vielmehr gegen ein Gefährt mit drei Rädern aus, mit dem sie nun mitten im Hochsommer am Sonntag, 21. August, zum ersten Seifenkistenrennen im Rahmen der Stänichä Kerwa an den Start gehen.

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Gut. Ganz verzichtet das Quartett nicht auf die Skier. „Wir brauchen was Gewohntes“, sagt Sebastian Stauch, als er hinüber zu den beiden Brettern schaut, die an der schwarzen Seifenkiste lehnen. „Die müssen noch ran. An die Seiten. Als Markenzeichen für den Wintersport“, erklärt Pascal Mika. Denn er und die übrigen drei Mitstreiter sind genau dort aktiv, in jener Abteilung des SV 08 Steinach, die das erste Rennen dieser Art veranstaltet.

„Ohne Highlight ist die Kerwa nur ein großes Fressen“, sagt Andreas Stauch aus den Reihen der Leitung der Sektion Wintersport überspitzt – mit Blick darauf, dass auch heuer auf den traditionellen Umzug zur Kerwa verzichtet wird. Also musste was anderes her. Und weil man ja auch sonst Rennen – eben im Winter – organisiere, habe sich das mit den Seifenkisten schlichtweg so ergeben. Ganz klar, dass dann die Wintersportler selbst nicht nur organisatorisch, sondern auch aktiv mitmischen.

Trainingspausen zum Werkeln genutzt

Vor mehr als drei Monaten haben sich Sebastian und Pascal zusammengesetzt und im Internet recherchiert, wo man ein gebrauchtes Gefährt herbekommen kann. Ein eigenes von Grund auf neu zusammenzubauen, dafür wäre, wie die Vier sagen, der Aufwand in der Kürze der Zeit zu groß gewesen. Abgesehen davon, dass es ihnen auch ein Stück weit an Erfahrung gefehlt hätte. Im Netz auf einem Online-Marktplatz sind sie schließlich fündig geworden. Wenngleich auch nicht ganz in der Nähe. Eines haben sie im Allgäu, ein anderes in Herford in Nordrhein-Westfalen aufgetan. Letzteres ist es dann geworden. Pascal und Bruder Arthur haben sich am Muttertag ins Auto gesetzt und die mehr als vierstündige Hin- und ebenso lange Rückreise auf sich genommen, um die alte Seifenkiste dort abzuholen.

Um die fünf Jahre – so hat es der vorherige Eigentümer erzählt – habe das Gefährt nur in der Garage gestanden. Heißt: Das erste, was das doppelte Geschwister-Duo in Angriff genommen hat, war „durchchecken, was noch geht“, so Pascal. Sind die Räder in Ordnung? Funktionieren die Bremsen? Das und mehr galt es anfangs zu prüfen und folglich wieder in Schuss zu bringen. An dem Äußeren selbst haben die Vier kaum etwas verändert. Abgesehen von den zahlreichen Aufklebern, die sie entfernt haben. „Uns ging es vorrangig darum, dass die Kiste fährt“, sagt Sebastian. „Die Optik ist uns nicht so wichtig.“

Insgesamt hat das Quartett mit Recherche, aber ohne Autofahrt geschätzte 20 Stunden in das Gefährt gesteckt. „Am meisten haben wir hier im Trainingslager daran gearbeitet“, meint Pascal. „Zwischen den Trainingseinheiten“ des Wochenendlagers vom 8. bis 10. Juli. „Und sonst immer wenn wir so ein bisschen Zeit hatten.“

Anmeldungen sind noch möglich

Das ausgerechnet die Stauch- und Mika-Geschwister eine Mannschaft für das Seifenkistenrennen stellen, habe nahe gelegen. Schließlich seien sie auch sonst eine gemeinsame Trainingsgruppe, erklärt Sebastian, „dadurch sind wir ein relativ eingespieltes Team“. Ob das bei den übrigen, bisher gemeldeten Teilnehmern auch so ist, wissen sie nicht. Ebenso wenig, wie deren Gefährte aussehen. „Wir haben gehört, dass jemand aus einer Mülltonne eine Seifenkiste baut“, erzählt Pascal. Ob das stimmt, erfahren die Vier dann aber voraussichtlich erst am Sonntag, wenn die antriebslosen Mini-Fahrzeuge an- und dann die Rennstrecke von der Kreuzung Berggasse die Kirchstraße bis zur Dr.-Max-Volk-Straße hinabrollen.

Kurz vorm Start heißt es für das Quartett des SV 08 dann aber „nicht nur“ noch mal den Reifenluftdruck zu checken, sondern auch bei allen anderen Rennvorbereitungen mit anzupacken – ob Kabel für die Beschallung verlegen, die Strecke absperren oder den Zieleinlauf mit Strohballen auspolstern. „Wir helfen mit“, sagt Sebastian. Und Vater Andreas ergänzt, dass auch sonst für Unterstützung gesorgt sei – etwa seitens der Feuerwehr, der alten Herren des SV 08 oder der DRK Sanitätsbereitschaft Steinach.

Bisher halten sich die Anmeldezahlen in Grenzen: Kaum ein Dutzend von 50 möglichen Teilnehmern ist gelistet. Doch die Organisatoren vom SV 08 sind guter Dinge. Denn das Renngeschehen im Winter zeige immer wieder, so Andreas Stauch, dass Anmeldungen oft erst kurz vorm Wettkampf eingehen. Ob es so kommt, wird sich zeigen. Fakt ist jedenfalls, dass Urkunden, Medaillen und Pokale bereitstehen, um die Schnellsten und Kreativsten des Debüt-Rennens in den Altersklassen unter und über 15 Jahren circa eine halbe Stunde nach dem Wettkampf auf der Bühne auf dem Marktplatz zu ehren.

Renninfos

Anmeldung
Bis Freitag, 19. August, 18 Uhr können sich gewillte Teilnehmer bei Andreas Stauch von der Abteilung Wintersport des SV 08 Steinach per Mail an andy.stauch@t-online.de oder per Post an Schottland 16a, 96523 Steinach anmelden. Es fällt ein Nenngeld von 25 Euro an. Nachmeldungen sind bis eine Stunde vor Wettkampfbeginn – Sonntag, 21. August, 13 Uhr – möglich. Die Nachmeldegebühr beträgt 10 Euro. Teilnehmen dürfen Fahrer ab zehn Jahren (Stichtag 31. Dezember 2021).

Wettkampfbestimmungen
Die Seifenkisten müssen mindestens drei Räder haben und ausreichend Platz für mindestens einen Fahrer bieten. Zudem braucht es eine funktionierende Lenkung – Lenkrad oder Querlenker – und wirksame Bremsen. Die Seifenkiste, die maximal 2,50 Meter lang sein und 150 Kilogramm wiegen darf, muss obendrein an der Front und am Heck einen festen Punkt zum Befestigen eines Seiles haben und für den Start von einer Rampe geeignet sein. Ein Antrieb ist nicht gestattet.