Sechs Meininger im Kongo Alles nach Plan – Überraschungen inklusive

Joachim Strobel
Chefkoch Thomas Wolf überraschte Eberhard Förtsch (Foto) mit einer Mango-Geburtstagstorte. Foto:  

Zum dritten Mal weilt jetzt ein Fachleute-Team aus Meiningen zu einem humanitären Einsatz im Kongo, um die Stromversorgung im Krankenhaus von Kikwit zu verbessern. An dieser Stelle berichten sie von ihren Herausforderungen und Eindrücken.

 
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Meiningen/Kikwit - „Lions on the move“ titelte ein Beratungskonzern vor Jahren seine Analyse des Kontinents – die Löwen brechen auf – eine Anspielung auf den asiatischen Tiger. Und das gilt im wahrsten Sinn auch für uns – die Meininger brechen auf nach Afrika, in die Demokratische Republik Kongo, exakt nach Kikwit, einer Provinzhauptstadt mit circa 200 000 Einwohnern, circa 500 Kilometer östlich der Hauptstadt Kinshasa. In ein Land, das zu den ärmsten der Welt gehört, aber gleichzeitig eines der rohstoffreichsten ist. Nur ein Drittel der Bevölkerung verfügt über Geldeinkommen, die Inflation liegt bei 40 Prozent. In diesem Land – mit 90 Millionen Einwohnern und sechs Mal so groß wie Deutschland – bezahlt der Staat seine Angestellten nicht. Es existiert kein funktionierendes Gesundheitssystem – Malaria, Masern Cholera, jetzt wieder Ebola sind allgegenwärtig. Die sozialen Dienste werden mehrheitlich von der katholischen Kirche übernommen. Aber Covid gibt es nur in der Hauptstadt Kinshasa, in Kikwit ist davon nichts zu merken und es ist auch kein Fall bekannt.

Ein Ruck ging durch Afrika, aber es war in manchen Ländern nur ein Strohfeuer, genährt hauptsächlich durch hohe Rohstoffpreise und genutzt hat es nur einer schmalen Elite. Hier haben wir den Eindruck – es ist unser vierter Aufenthalt in den letzten sechs Jahren –, dass nichts vorangeht. Kongo erweist sich als unregierbar. Viele Wirtschaftsbranchen entziehen sich jeder staatlichen Kontrolle.

Zu spüren ist das bereits am frühen Morgen. Wir stehen meist um 5.30 Uhr auf und frühstücken gegen 6.30 Uhr – beim Broteinkauf vom fliegenden Straßenhändler (2 US-Dollar für sechs Baguettes).

Mit dem Jeep geht es anschließend ins Hospital. Donnerstag und Freitag haben wir in den OP-Sälen der Kinderstation für die Hilfsorganisation Hammer Forum die neue Elektroinstallation angebracht. Bei der Mittagspause dürfen natürlich Thüringer Würste nicht fehlen, aber auch Avocados, Mangos, Erdnüsse und insbesondere die schmackhaften Bananen runden die Brotzeit ab. Und natürlich Wasser in rauen Mengen – der Wasserverlust lässt sich tagsüber kaum ausgleichen. Gegen 18 Uhr beenden wir den anstrengenden Arbeitstag mit einem wohlverdienten Schluck im „Feuchten Eck“ von Kikwit – und ab in die Dusche, die Erfrischung zumindest für kurze Zeit bringt.

Danach kommt die große Zeit unseres Chefkochs Thomas. Sei es ein afrikanischer Eintopf, eine deftige Gemüsesuppe oder eine Mangotorte zum Geburtstag von Eberhard – alles, was er zubereitet, schmeckt köstlich und wir genießen das abendliche Menü. Ein Schluck zur Verdauung rundet den Tag ab – manchmal ist dann die Müdigkeit zu groß, manchmal müssen auch die Emotionen des Tages umgesetzt werden.

Heute, am Samstag, können wir den Tag gelassen angehen. Wir haben das OP-Gebäude fertiggestellt und auf unserem Wohnhaus auch noch eine kleine Solaranlage montiert. Aber kurz nach dem Abendessen gegen 20 Uhr müssen Thomas und Andreas noch einen elektrischen Notfall im Hospital entschärfen. Jeder Tag hat bei uns zwar seinen Plan, aber mit Überraschungen und Wendungen ist immer zu rechnen. Und bisher konnten wir alle, oftmals mit Unterstützung unserer afrikanischen Helfer – Louis, Bienvenue und Mathieu seien hier stellvertretend genannt – lösen.

Nach einer Woche Aufenthalt sind wir mit dem Erreichten sehr zufrieden, wissen aber, dass wir noch viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um das Erreichte auf Dauer zu sichern. Denn wir, um es mit den Worten von Nelson Mandela, dem großen südafrikanischen Staatsmann zu sagen, träumen von einem Afrika, das mit sich selbst im Frieden ist. À bientôt (bis bald) – die Meininger im Kongo. Joachim Strobel

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