Eklatante Vertragsverletzungen
Reaktionen, die zunächst den Anschein erwecken, dass der Busfahrer mit seinen Vorwürfen offenbar in ein Wespennest gestochen hat. Um den Sachverhalt aufzuklären, finden in der Folgezeit zwei Gesprächstermine statt: Mit Vize-Landrat Dirk Lindner und mit dem Geschäftsführer der Arnstädter Moveas und Werrabus Gmbh, Knut Gräbedünkel. Dabei kommt heraus, dass hinter den Kulissen des Firmengeflechts schon in der Vergangenheit nicht alles reibungslos abgelaufen ist. So habe es auch aufseiten der Subunternehmen und der Busfahrer eklatante Vertragsverletzungen gegeben, sagt Knut Gräbedünkel. Die Werrabus GmbH habe daraufhin mit Strafzahlungen und schriftlichen Abmahnungen reagiert.
Fakt ist, dass es zwei Verträge gibt. Der Landkreis hat einen Verkehrsvertrag mit der Werrabus GmbH, die zur Moveas GmbH gehört. Und Werrabus hat einen Vertrag mit der SBG, unter deren Dach die Busbetriebe im Landkreis ihre Leistungen zu erbringen haben. In beiden Verträgen ist festgelegt, dass der Manteltarifvertrag des Verbandes der Mitteldeutschen Omnibusunternehmer (MDO) anzuwenden ist.
Nach Auskunft von Vizelandrat Dirk Lindner und dem Nahverkehrsbeauftragten des Landkreises, Felix Meyer, haben Busfahrer beispielsweise im November 2022 in acht Fällen ihre Bustouren vorzeitig abgebrochen. Sie hätten die letzte Einstiegshaltestelle nicht mehr angefahren, offenbar weil sie glaubten, da würde kein Busnutzer mehr zusteigen. Für derartiges Fehlverhalten sieht der Vertrag Strafzahlungen in Höhe von 200 Euro vor. Darüber hinaus, so Lindner, sei ein Koordinierungsteam gegründet worden, nachdem es Vorwürfe gegen die Werrabus GmbH gegeben hatte. Diese fährt vertragsgemäß ein Zehntel der Buslinien im Landkreis Hildburghausen selbst. Dabei soll sie sich anfangs die lukrativsten und umsatzstärksten Buslinien rausgesucht haben. Generell, so sagt Vizelandrat Lindner, funktioniere der Busverkehr im Landkreis jedoch überwiegend reibungslos. Erfreulich sei gewesen, dass nach der Ausschreibung ein Unternehmen den Zuschlag bekommen hat, das die Subbusbetriebe im Landkreis mit einbinde. „Und die meisten Busfahrer machen auch einen ausgezeichneten Job. Ziel ist es, einen attraktiven und modernen ÖPNV im Landkreis zu etablieren, sodass mehr Fahrgäste auf den umweltfreundlicheren Busverkehr umsteigen“, so Lindner.
Kritik der Moveas GmbH
Nach Angaben von Moveas-Chef Knut Gräbedünkel haben fast alle Subunternehmen gegen den Tarifvertrag verstoßen und Busfahrern nicht alles ausbezahlt, was die Werrabus GmbH dafür an die SBG überwiesen habe. Deshalb habe es schriftliche Abmahnungen gegeben. Das neue Fahrkarten-Drucksystem habe in einem Einzelfall fehlerhaft funktioniert, was aber sofort korrigiert wurde, so Gräbedünkel. Weitere Fälle seien möglicherweise auf eine Fehlbedienung seitens der Busfahrer zurückzuführen.
Generell und prinzipiell sei die Basis des Fahrkarten-Drucksystems zertifiziert. Lediglich für die neue Softwareaufspielung, die nötig geworden sei, weil die alte Software nicht mehr unterstützt wurde, gebe es vom Softwarehersteller noch kein Zertifikat. Das soll aber nachgeholt werden. Außerdem würden alle detaillierten Dienstpläne sowie die geteilten Dienste in Absprache mit der SBG und den beteiligten Sub-Busbetrieben erstellt, sagt Moveas- und Werrabus-Chef Gräbedünkel. Und im Gebäude der Werrabus GmbH in Hildburghausen gebe es auch einen Aufenthalts- und Pausenraum für die Busfahrer.
Im Anschluss an die Recherchen unserer Redaktion, sagt der namentlich bekannte Busfahrer und Whistleblower auf Nachfrage, seien die Geschäftsführer der SBG und der Sub-Busbetriebe nach Arnstadt zur Werrabus und Moveas GmbH zitiert worden. Der Geschäftsführer von Domhardt-Reisen und der SBG, Dieter Domhardt, bestätigt in einem Telefonat, dass in der Zusammenarbeit mit der Werrabus und Moveas GmbH nicht alles völlig geräuschlos und ideal abgelaufen sei. Aber er bittet zugleich um Verständnis, dass er sich als SBG-Chef im Detail offiziell nicht äußern könne. Nach Rücksprache mit den vier Sub-Busbetrieben habe er dafür kein grünes Licht bekommen.
Fazit: Es rumort offenbar unter einigen Busfahrern und Busbetrieben im Landkreis Hildburghausen. Zumindest scheint Unzufriedenheit darüber zu herrschen, wie der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) nach der Übernahme von Werrabus durch die Moveas GmbH abgewickelt und organisiert wird. Vielleicht könnte ein gemeinsamer ÖPNV-Gipfel auf Landkreisebene mit allen beteiligten Subfirmen, Busfahrern sowie der Werrabus- und Moveas-GmbH helfen, alle Streitigkeiten der Vergangenheit und der Gegenwart auszuräumen. Um damit wieder Frieden zu schaffen im Firmenkonstrukt sowie für die Busfahrer und Mitarbeiter des Linien- und Schülerbusverkehrs. „Der Landkreis steht dafür jederzeit zur Verfügung“, sagt Vizelandrat Dirk Lindner.