Schneller Einsatz Feuertaufe lag vor der Fahrzeugweihe

Wolfgang Swietek

Die Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr aus Gerhardtsgereuth – offiziell Feuerwehr Hildburghausen, Wache vier – konnten ein neues Fahrzeug in Betrieb nehmen. Im Einsatz war es kurz zuvor schon im Nachbarort gewesen.

 
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Wie sich die Bilder in Gerhardtsgereuth gleichen: Nahezu der gleiche Personenkreis, das gleiche Ritual, und gleich schönes Wetter – bei der Einweihung des Feuerwehr-Gerätehauses und nun bei der Weihe des neuen Feuerwehrfahrzeuges. Dazwischen liegen jedoch fast auf den Tag genau zwanzig Jahre.

Vor 25 Jahren hatte die Stadt Hildburghausen beschlossen, vor der Anschaffung neuer Fahrzeuge erst die Gerätehäuser in Ordnung zu bringen, sie um- oder auszubauen oder gar neue zu errichten. „Eigentlich eine gute Entscheidung“, sagt der stellvertretende Wehrleiter von Gerhardtsgereuth, Mike Fritz, „wenn da nicht 20 Jahre dazwischen liegen würden.“

Erstmals war die Wehr in dem kleinen Ort im Jahr 1994 mobil, konnte ab da auch über die Ortsgrenze hinaus Hilfe leisten. Und das nur, weil ihnen der Jagdpächter Franz Holzknecht ein erstes Fahrzeug – ein Tragkraftspritzenfahrzeug Baujahr 1966 – geschenkt hatte, das er in Österreich erwerben konnte.

Lange hat dies seinen Dienst geleistet. „Doch leider machte unser Fahrzeug auf Grund des Alters immer mehr Probleme“, blickt Mike Fritz zurück, „diese zu beseitigen, dafür gab es kaum noch Ersatzteile. Doch wir hatten einen findigen Bürgermeister, welcher bei Ebay ein anderes Fahrzeug fand und es für 2350 Euro ersteigerte. Warum die Wehr aus Norddeutschland dieses Fahrzeug verkaufte, wurde schnell klar. Es folgten einige größere Reparaturen, aber wir hatten immerhin ein Fahrzeug, das den Sicherheitsansprüchen genügte. Bei Indienststellung im Jahr 2004 war das Fahrzeug aber auch schon 30 Jahre alt und somit keine langfristige Lösung. 2014 bekamen wir dann das Fahrzeug von Weitersroda und waren damit immerhin mit dem Baujahr in die 1980er Jahre gerutscht.“

Ein großer Schritt nach vorn war – unabhängig von dem zur Verfügung stehenden Fahrzeug – der Bau des neuen Gerätehauses, bei dem die Kameraden rund 8000 Stunden an Eigenleistung erbracht haben. Am 31. August 2002 fand die feierliche Einweihung statt. Danach beschäftigte die Kameraden weiterhin die Suche nach einer langfristigen Lösung für ein Fahrzeug, das ihren Ansprüchen genügt und nicht immer nur eine Übergangslösung darstellt. Hoffnung kam auf, als die Stadt Hildburghausen im Jahr 2020 die erforderlichen Mittel in den Haushalt einstellen konnte.

„Leider wurde der Haushalt erst im August beschlossen“, erinnert sich Mike Fritz, „nach einigem Auf und Ab haben wir am 9. November dann doch den Fördermittelbescheid erhalten und am 11. November konnte die Ausschreibung endlich auf den Weg gebracht werden. Am 8. Januar 2021 wurde von der Stadt Hildburghausen der Auftrag für das Tragkraftspritzenfahrzeug Wasser neu „TSF-W“ und einen Schlauchtransporthänger „STA 800“ (für 800 Meter Schlauchleitung) vergeben werden. Nach der Lieferung der beiden Fahrzeuge konnte die bisherige Technik vom Baujahr 1982 außer Betrieb gestellt werden, sie war immerhin bereits 40 Jahre alt.

Welche Bedeutung eine funktionierende, zuverlässige Technik hat, sollte sich bald herausstellen. Denn bereits vor der offiziellen Inbetriebnahme und feierlichen Fahrzeugweihe, die nun am Wochenende erfolgte, waren die Kameraden damit bereits bei einem Einsatz im Nachbarort Neuendambach. Es hat die Feuertaufe also bereits vor der Fahrzeugweihe erlebt.

Viele Gratulanten waren gekommen, um dieses Ereignis mitzuerleben – von Hildburghausen Bürgermeister Tilo Kummer und Stadtbrandmeister Marcel Koch, auch Kreisbrandmeister Falk Stickel und Kreisbrandinspektor im Ruhestand, Michael Friedel wollten es nicht versäumen, ihre Kameraden zu beglückwünschen und mit ihnen gemeinsam zu feiern.

Die Stützpunktwehren seien zwar wichtig, hieß es, doch ohne die kleineren Wehren werde es auch in Zukunft nicht gehen. Deshalb wurde ihnen immer wieder gedankt. Denn die Kameraden stehen auf, wann immer sie gebraucht werden, nachts, an Sonn- und Feiertagen – und erledigen dabei Aufgaben, für die eigentlich die Stadt verantwortlich ist.

Bewegende Worte fand auch Pfarrer im Ruhestand, Ullrich Triemer: „Ich war 15 Jahre Polizei- und Notfallseelsorger. Ich weiß also, was es heißt, wenn von Unfällen die Rede ist. Die Kameraden einer Feuerwehr sind mit die ersten, die an eine Unfallstelle kommen und helfen müssen. Sie müssen nicht nur anderen helfen, sie müssen auch selbst die oft schrecklichen Bilder verarbeiten. Deshalb will ich nicht nur das Fahrzeug segnen, sondern vor allem euch! Der Segen Gottes ist das Beste, was ich zu vergeben habe. Und so wünsche ich euch: Gott möge euch beistehen in all eueren Vorhaben. Ich wünsche euch Sensibilität im Umgang miteinander und mit denen, die Schaden genommen haben. Und euch allzeit die richtige körperliche und seelische Kraft.“

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