Schmalkalden Viel Ehrenamt im Hintergrund

Erik Hande
Das Bürgerfest 2019 in Herges-Hallenberg wurde von Achim Hofman (links) und Wolfgang Diller (Zweiter von links) mit dem Wettbewerb der Jugendfeuerwehren eröffnet. Foto: Erik Hande

Feuerwehrvereine halfen örtlichen Wehren stets mit Geld, Tatkraft und Ideen. In Corona-Zeiten ist das aber nahezu zum Erliegen gekommen. Zugleich fehlen die Einnahmen aus den Veranstaltungen.

 
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Region - Die Ausstattung der Jugendbetreuer mit leichter Dienstkleidung konnte der Fambacher Feuerwehrverein im März vorigen Jahres gerade noch abschließen. Einen Zuschuss der Rhön-Rennsteig-Sparkasse und Lottomittel hatte er dafür eingeworben, damit die Ehrenamtlichen bei Schulungen und Veranstaltungen mit der Zwergen- und der Jugendfeuerwehr nicht immer die deutlich schwerere Einsatzkleidung tragen müssen. Die Kinder und Jugendlichen erhielten zudem Sweatshirts für ihren „Dienst“ in der Nachwuchstruppe.

Doch mit dem ersten Lockdown ab 13. März 2020 fielen in den nächsten Wochen deren Treffen und vieles andere aus. So zum Beispiel der „Tag der offenen Tür“ am 1. Mai, der in Fambach wie in anderen Orten der Region für die Öffentlichkeitsarbeit genutzt werden sollte. Die Aufgaben der Feuerwehr wollte der Verein zusammen mit der Einsatzabteilung vorstellen, Einblicke in die Technik geben und gemeinsam einige frohe Stunden verleben. Doch das war nicht mehr gestattet. „Veranstaltungen, Versammlungen ... und sonstige Zusammenkünfte mit mehr als zwei Personen sind verboten“, besagte im Frühjahr Paragraf 3 der Thüringer Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus.

„Wir haben in dieser Zeit nicht eine Schulung, Veranstaltung oder sonstiges Treffen durchgeführt“, schildert Vereinsvorsitzender André Stötzel. Dadurch fehlten dem Verein auch einkalkulierte Einnahmen. Zum Beispiel für die zusätzliche Waldbrandausrüstung. Das Land Thüringen hatte damit Feuerwehren mit besonderen Aufgaben ausgestattet. Die kleineren Wehren hingegen gingen leer aus. Weil die Fambacher aber viel Wald um den Ort haben, erachteten sie diese Ausrüstung ebenfalls als wichtig. „Mithilfe des S&N-Baustoffmarktes, der uns schon viele Jahre fördert, und eigenen Rücklagen konnten wir die Waldbrandausrüstung auch für unsere Wehr anschaffen“, berichtet Stötzel. Spenden der Tankstelle an der Ölmühle und von Vereinsmitgliedern trugen ebenso zur Finanzierung bei.

Gesetzlich ist der Brandschutz und die Feuerwehr eine Pflichtaufgabe der Kommune. Diese hat Ausrüstung und Ausstattung zu finanzieren und zu organisieren. Hier können sich die Fambacher Floriansjünger stets auf ihre Kommune verlassen. Darüber hinaus arbeiten auch Gemeinde und Feuerwehrverein in Fambach stets Hand in Hand und somit werden hier zusätzliche Maßnahmen, Schulungen und Veranstaltungen, die nicht aus dem Gemeindebudget bereitgestellt werden können, von Vereinsseite finanziert.

„Eigentlich müssten sie Feuerwehr-Fördervereine heißen“, betont Achim Hofmann an der Stelle. Schließlich, so der Vorsitzende des Kreisfeuerwehrverbandes Schmalkalden-Meiningen, bilden die Feuerwehrvereine das „Rückgrat“ der Ordnungsbehörde Feuerwehr, die zu den Einsätzen ausrückt. In Fambach zählt der Verein zum Beispiel wesentlich mehr Leute als die Einsatzabteilung Kräfte hat. 128 Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche sind im Verein organisiert.

Sie im Frühjahr und Sommer auf dem Laufenden zu halten, in Aktionen einzubinden und Vereinsleben zu organisieren sei fast unmöglich gewesen, so André Stötzel. Gemeinhin führe man alle zwei Monate eine Versammlung, ein Treffen oder ähnliches durch. 2020 war das ein einziges Mal mit 30 Personen möglich. Im August habe man namentlich eine erste Gruppe eingeladen und über Aktuelles und Vorhaben des Vereins informiert, mit 14 Tagen Abstand die zweite Gruppe.

Viele Ältere hätten von sich aus auf eine Teilnahme verzichtet, blickt der Fambacher Vorsitzende zurück. Nur vereinzelt konnten voriges Jahr Projekte realisiert werden. Beim Umbau des Gerätehauses habe man beim Reinigen der Umkleiden im Frühjahr geholfen. Da seien immer nur einige Kameraden mit Abstand vor Ort gewesen. „Das Jahr lief dahin und Du konntest sonst nichts machen“, fasste André Stötzel den Rest zusammen.

Über soziale Medien wurde Kontakt gehalten und zu Jahresbeginn startete für die Jugendwehr jetzt eine erste Online-Schulung. Zwei Wehrleute befanden sich im Gerätehaus an den Fahrzeugen und zeigten Ausrüstung und Ausstattung. Die Kinder und Jugendlichen mussten sie benennen – Gerätekunde digital eben.

Für die Kameraden der Alters- und Ehrenabteilung gab es am Jahresende Präsente, Grußkarten für alle Mitglieder des Vereins und für die Kinder Nikolaus-Geschenke. Das alles habe der Verein bezahlt, organisiert und teils mit Abstand persönlich überreicht, dankte Stötzel für das ungebrochene Engagement.

Ähnlich erging es dem Herges-Hallenberger Feuerwehrverein. Der musste unter anderem das beliebte Bürgerfest auf der „Kurzen Seite“ absagen. Das bietet neben dem Wettbewerb der Jugendwehren stets auch Tanz und Unterhaltung, ist Anlass für das Treffen mit der Partnergemeinde Lohra und das „Entenrennen“ des Hergeser Kindergartens findet dann obendrein statt. 600 bis 800 Stunden Arbeit stecken seitens des Feuerwehrvereins stets darin. „Es war alles geplant für Mitte Juni – und wir haben alles komplett wieder abbestellt“, schildert Vereinsvorsitzender Wolfgang Diller. Die Einnahmen hätte man gut gebrauchen können.

Schließlich unterstützt der Verein mit der Übernahme aller Kosten für den Tatra-Tanklöschwagen samt dessen gewaltiger Wasser-Reserve die Feuerwehr. Gerade im Fall eines Waldbrandes ist das Auto eine echte Hilfe, weiß Wolfgang Diller. So musste der Verein in die Rücklagen greifen und für die Fahrzeugunterhaltung einige hundert Euro aus seiner Finanzreserve aufbringen. „Wir haben dieses Jahr nichts eingenommen, leben nur von unseren Mitgliedsbeiträgen“, umriss der Hergeser. Selbst die Jahreshauptversammlung des Vereins Ende März 2020 fiel aus.

Eigentlich sollte bei dem Termin der Vorstand neu gewählt werden. Das steht nun immer noch aus. Die 64 Mitglieder hätten sich zudem im Herbst zu ihrem jährlichen Wandertag getroffen. Meist führte der Weg von Oberhof bis zum Forsthaus Oberschönau, wo der Tag bei den Wagners musikalisch immer gemütlich ausklang. Auch dieser Höhepunkt im Vereinsleben wurde coronabedingt gestrichen. Ebenso die Zeltlager der Jugendwehren, zum einen das im Haseltal, zum anderen die Teilnahme am Kreiszeltlager. Kurzum, es gab nichts in Sachen Vereinstätigkeit. „Schließlich will man sich doch an die Hygieneregeln halten“, sagt Wolfgang Diller, der selbst eine Corona-Infektion überstanden hat.

Ebenso hatten die Hergeser an der Nikolaus-Aktion aller Feuerwehren und -vereine des Haselgrundes teilgenommen. Die Idee und erste Aktion dazu stammte in der Region vom Feuerwehrverein Floh. „Das war eine coole Aktion und hat Spaß gemacht“, meinte Diller. Man habe gespürt, dass die Vereinsmitglieder froh waren, wieder helfen und Einsatz zeigen zu können.

Nun geht sein Blick nach vorn: „Wir haben das Bürgerfest wieder geplant“. Alle Vereinbarungen seien aber so getroffen, dass der Verein bei den Verträgen eine Rücktrittsklausel vereinbart hat. Für den Fall, dass das Fest coronabedingt nicht stattfinden kann. Auch das „Entenrennen“ mit dem Förderverein des Kindergartens ist wieder vorgesehen, welches der Feuerwehrverein stets unterstützt. In Sachen Zeltlager gebe es allerdings noch keine Neuigkeiten, deren Durchführung sei noch offen.

Allein diese Aufzählung zeige, so Achim Hofmann vom Kreisfeuerwehrverband, wie vielfältig das Engagement der Ehrenamtlichen in den Vereinen ist. Der dabei entwickelte Ideenreichtum zur Aufrechterhaltung der Vereinsarbeit zur Unterstützung der örtlichen Feuerwehren ist ausdrücklich zu würdigen.

Auch bei den Wettbewerben und Veranstaltungen des Kreisfeuerwehrverbandes zeigt sich kein anderes Bild. Nahezu alle überregionalen Veranstaltungen des vergangenen Jahres mussten coronabedingt abgesagt werden. Trotzdem wurde auch hier die Verbandsarbeit weiter aufrecht erhalten. Dies auch dank einer großzügigen Unterstützung durch die Rhön-Rennsteig-Sparkasse. Beratungen erfolgten aufgrund der Situation fast ausschließlich telefonisch.

Trotzdem wurde ein Zeitplan für die Veranstaltungen des neuen Jahres erstellt. Ob dieser umgesetzt werden kann, ist derzeit nicht absehbar. Bedauerlich ist aus Sicht des KFV auch, dass durch den Ausfall von Veranstaltungen die sonst üblichen persönlichen Kontakte auf örtlicher oder kreislicher Ebene zum Wissens- und Erfahrungsaustausch weggefallen sind. Ebenso fehle die Möglichkeit, verdienstvolle Mitglieder in festlichem Rahmen gebührend würdigen zu können. „Daher gilt ihnen an dieser Stelle ein ausdrücklicher Dank für die Arbeit im Ehrenamt!“

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