Schmalkalden Schuhkartons voller Weihnachtszauber

Annett Recknagel

Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ gibt es auch in diesem Jahr wieder. Ingrid und Wolfgang Müller sind gemeinsam mit einer Gruppe fleißiger Helfer seit nunmehr 25 Jahren dafür verantwortlich und hoffen auf eine große Beteiligung.

 
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Leere Schuhkartons können bei Ingrid und Wolfgang Müller abgeholt werden. Das Ehepaar nimmt gepackte Kartons bis zum 18. November im Kanonenweg 14 an. Foto: Annett Recknagel

Ein roter Deckel, das übrige ist in Grün gehalten – Hoffnungsgrün. Über all auf dem Karton sind Sterne zu sehen. Sie erinnern an funkelnde Kinderaugen. Und genau das soll mit solch einem Päckchen erreicht werden – Mädchen und Jungen in Osteuropa eine Freude machen. Natürlich zu Weihnachten. Auch 2024 läuft die Aktion mit Namen „Weihnachten im Schuhkarton“ wieder. In Schmalkalden ist sie mit Ingrid und Wolfgang Müller verbunden.

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„Jetzt gibt es eine große Sammelstelle in Engelsbach“, berichtet Ingrid Müller zuallererst. Bislang kamen die gepackten Kartons immer nach Berlin und von dort aus dann in das jeweilige Bestimmungsland, meist in Osteuropa. 2024 gehen alle Päckchen aus Thüringen nach Engelsbach (Landkreis Gotha) und werden von dort aus nach Rumänien geschickt. Denn in diesem Jahr sollen die Weihnachtsüberraschungen dort Kinderaugen zum Leuchten bringen. „Oft ist es das einzige Geschenk, das Kinder bekommen“, weiß Ingrid Müller. Und deshalb ist es ihr wichtig, einen persönlichen Gruß in Form von einem Foto mit auf die Reise zu schicken.

Die Müllers packen seit 25 Jahren in der Adventszeit Päckchen. Weitergegeben haben sie das an ihre Kinder. Meist werden Geschenke gemeinsam eingekauft. Dass nicht willkürlich alles verschickt wird, ist klar und auf einem Flyer aufgelistet. Kuscheltiere und Puppen für Mädchen. Ein Fußball mit Pumpe oder ein kleines Musikinstrument für Jungs. Springseile, Puzzle, Knete, Buntstifte, Malkasten oder Solartaschenrechner sind auch Geschenkideen, die wunderbar in so einen Schuhkarton passen. Ebenso kann man den Kindern mit Hygieneartikeln wie Zahnbürsten, Waschlappen, Haarbürste oder festem Shampoo eine Freude machen. Kleidung wie Mützen und Schals, Socken und Selbstgestricktes kommt auch immer sehr gut an, weiß Ingrid Müller. „Meine Cousine strickt übers Jahr Schals, meine Freundin die passenden Mützen dazu“, erzählt sie weiter.

Damit werden die Päckchen dann aufgefüllt oder neue Kartons gepackt. Denn: Die Müllers nehmen die gepackten Schuhkartons nicht nur entgegen, sie kontrollieren sie auch. Heißt: Jeder Karton wird von einem Team geöffnet und überprüft, damit alles seine Richtigkeit hat. Gebrauchte Dinge dürfen nicht verschenkt werden.

Alle Artikel sollten neu sein. Zerbrechliches und Lebensmittel müssen ebenso draußen bleiben. Auch auf Süßigkeiten sollte verzichtet werden. Ein persönlicher Gruß und eine Weihnachtskarte dagegen empfehlen Ingrid und Wolfgang Müller.

Wer keinen passenden Karton zur Hand hat, kann im Kanonenweg bei dem Ehepaar Müller vorbei schauen und sich einen gefalteten abholen. Damit ist man auf der sicheren Seite. Auch das Etikett ist bereits auf dem Deckel. Man braucht nur noch anzukreuzen, wen man beschenken möchte. Mädchen oder Junge? Jeweils drei Altersgruppen werden angeboten. Man hat die Wahl zwischen 2 bis 4 Jahre, 5 bis 9 Jahre und 10 bis 14 Jahre.

Den Karton verschließt man am besten mit einem Gummiband. So können die Müllers und ihre Helfer beim Sortieren und Überprüfen den Karton schnell öffnen und auch wieder schließen. „Ab und zu kommt es vor, dass Geschenke aussortiert werden“, sagt Ingrid Müller. Die werden weder zurückgegeben noch entsorgt. Vielmehr werden sie über die Familie Schilling in Seligenthal an ein rumänisches Kinderheim versendet und gehen damit auch an bedürftige Kinder. Manche Familien packen auch mehr als einen Karton. Oft dürfen die Kinder die Geschenke aussuchen. Eine Schmalkalder Familie, berichtet Ingrid Müller, hat bei sich ein Weihnachtszimmer eingerichtet und sammelt das gesamte Jahr über Geschenke.

Sie selbst freue sich über jeden einzelnen Karton. Im Jahr 2000 fuhren die Müllers die ersten 200 gefüllten Kartons zur Sammelstelle nach Berlin. Unterstützt wurden sie von einer Gruppe von Helfern. Auf die konnten sie über das gesamte Vierteljahrhundert bauen. Und auch diesmal helfen alle wieder mit. Schon im Folgejahr war der Kanonenweg eine offizielle Sammelstelle. 704 Päckchen kamen zusammen. 2005 waren es 1176 Stück. 2006, als nur noch neue Artikel in die Kartons wandern durften, ging die Menge zurück. 660 Schuhkartons wurden gezählt. Die Zahl pegelte sich im Laufe der Jahre ein. Selbst in der Coronazeit wurden 681 Schuhkartons auf die Reise geschickt. 2022 waren es 439, 2023 insgesamt 415. Die Krise machte sich bemerkbar. Für ihr Engagement um das Projekt erhielten die Müllers bereits etliche Urkunden.

In Schmalkalden können Päckchen ab sofort im Kanonenweg 14 abgegeben werden. Möglich ist das bis zum 18. November. Außerdem nimmt Frieder Leupold im Käbach in Asbach gefüllte Schuhkartons entgegen. Wer in der Innenstadt wohnt und ein Päckchen abgeben möchte, kann es auch in Liebaugs Kinderstube bringen.