Schmalkalden Kunden kaufen Reh „wie wild“

Thomas Heigl
Ein Jäger schafft ein erlegtes Wildschwein zum Sammelplatz. Foto: Sascha Willms

Die Schmalkalder Förster können gar nicht genug jagen: Wildbret ist Ende 2020 so gefragt wie seit vielen Jahren nicht.

 
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Schmalkalden - Die Mitarbeiter des Forstamtes Schmalkalden sind nicht nur mit Holzverkauf und Neupflanzungen beschäftigt. Zu den Dienstpflichten gehört auch die Jagd, vor allem in den letzten drei Monaten des Jahres. 2020 ist bislang eine außerordentlich stattliche Strecke zusammengekommen. Möglicherweise fällt beim letzten Ansitz in einer kleineren Runde diese Woche sogar der Allzeitrekord.

Abnehmer für das Wildbret dürften sich finden. „Bei der letzten kleinen Jagd war alles rasch verkauft“, sagt Forstamtsleiter Dominik Hessenmöller. „Die Situation hat sich grundlegend verändert.“ In den Vorjahren war das Fleisch von Hirsch, Reh oder Wildschwein nicht unbedingt der Renner. Und 2020 sah es lange aus, als sollte das so bleiben. „Wegen der afrikanischen Schweinepest stand die Wildbretvermarktung unter keinem guten Stern“, erinnert sich Hessenmöller. „Zwar ist die Seuche für den Menschen ungefährlich. Aber ein Werbebonus für Wildfleisch ist das auch nicht.“ Die Wildschweine sind im Landeswald nach den Rehen die am häufigsten gejagten Wildtiere. Und die Strecke steigt seit Jahren.

Durch den ersten Lockdown war der Absatz im Wildhandel gesunken. Letztlich wohl wegen der als Abnehmer ausfallenden Gastronomie, vermutet Hessenmöller. Inzwischen hat sich das Blatt aber gewendet. „Ab Mitte November erleben wir einen richtigen Hype. Unser Wildladen kommt kaum mit der Bestellung hinterher“, erklärt der Forstamtsleiter. Inzwischen gebe es schon Engpässe, der Wildladen im Forstamt komme kaum mit dem Ordern von Braten hinterher, es könne gar nicht genug Wild beschafft werden. Er spricht von Lieferproblemen, auch bei den veredelten Stücken der Fleisch-Vertragspartner. Hintergrund ist nicht etwa, wie manche Bürger in Erinnerung an die DDR vermuten, dass Wild massenhaft in den Export geht. Es werde ganz einfach mehr zu Hause gekocht. „Und Wild ist dann gefragt.“ Im Januar 2021 gibt es noch Jagden, auch größere. Ab der Monatsmitte schweigen die Büchsen. Die meisten Wildtiere genießen dann bis zum Sommer Schonung, Wildschweine ausgenommen. Auch wenn die richtigen Treiben erst im Herbst wieder angeblasen werden, müssen sich Feinschmecker nicht so lange gedulden. Im Mai werden wieder Rehböcke und Schmalrehe geschossen. Im Schmalkalder Forstamt kommen jährlich neun Tonnen Wildbret zusammen. Rotwild, Rehwild und Schwarzwild steuern in etwa gleiche Mengen bei.

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