Schmalkalden Kita-Familie hilft mit: Geld in Herzdose übergeben

„Ganz toll mitgearbeitet“ haben alle Kinder der Krippe und ihre Hände auf dem symbolischen Spendenscheck verewigt, lobt Erzieherin Anna Krah, die Foto: Wolfgang Benkert

Ihre bemalten Hände haben die Kinder von Bens Gruppe auf das Plakat mit der Spendensumme gedrückt. Ein Zeichen dafür, dass die Aktion der Kita-Familie „Aue-Knirpse“ eine Herzensangelegenheit war.

 
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Schmalkalden - Der in einem Beitrag in dieser Zeitung Anfang April geäußerte Wunsch der Eltern Tina Hoffmann und Martin Holland-Nell nach einem neuen Auto fand großes Echo in der Region. Vielen Menschen ging das Schicksal ihres zweijährigen Sohnes Ben, der an der äußerst seltenen Krankheit Morbus Alexander leidet, nahe. Für diese Stoffwechselkrankheit gibt es keine Therapie und keine Heilung.

Leser spendeten spontan auf das Konto des Hilfsvereins der Heimatzeitungen Freies Wort und Südthüringer Zeitung, „Freies Wort hilft – MITEINANDER-FÜREINANDER“. Es gab Aktionen wie das „BBQ für Ben“, wo 9000 Euro zusammenkamen (wir berichteten).

Und auch in Bens zweitem Zuhause, der integrativen Kindertagesstätte „Aue-Knirpse“ in Schmalkalden, wollte man helfen. Kita-Leiter Tony Jahn und seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stellten eine Spendendose auf, taten selbst Münzen und Scheine hinein und baten Eltern um Unterstützung, damit das Geld für ein neues Auto, am besten ein Kleinbus, zusammenkommt. Am Ende war die Dose mit 650 Euro gefüllt.

Das Auto ist deshalb so wichtig, weil der kleine Mann regelmäßig zur Physiotherapie und zu Ärzten gefahren werden muss. Und es abzusehen ist, dass Ben irgendwann nur noch im Rollstuhl sitzen kann. Auch jetzt müssen die Eltern schon viele Gerätschaften transportieren, wenn sie mit Ben unterwegs sind. Im bisherigen Auto geht das nur bedingt. Bens Mama Tina schrieb deshalb Stiftungen und Vereine an und bat um Hilfe. Mit den Spenden der Leserinnen und Leser ist nun genügend Geld zusammengekommen, die Eltern haben den Kleinbus bestellt.

Seit Januar 2020 wird Ben jeden Tag entweder von Mama oder Papa, je nachdem wie die Altenpflegerin und der CNC-Fräser Schicht haben, nach Schmalkalden in die Kita gefahren. Dort gibt es gemischte Gruppen, in denen 35 Kinder mit Förderbedarf integriert sind. „Ben liebt es, mit anderen Kindern zusammen zu sein und spazieren zu gehen“, weiß Anna Krah. Die anderen Kinder zeigen ihm Spielsachen auf dem Tisch oder auf dem Boden oder blättern ein Buch mit ihm durch. „Wenn Ben nicht kommt, fragen die anderen nach ihm.“ Das war zuletzt öfter so, weil Ben erst nach einem Anfall im Krankenhaus und dann für ein paar Wochen zur Reha war.

In der gemischten Krippengruppe sind sieben Kinder. Ben geht normalerweise in die Storchengruppe, aber wegen der Notbetreuung spielten jetzt Störche, Spatzen und Küken zusammen. Ben habe sowieso „überall Freunde“, sagt Anna Krah. Er sei „von allen Kindern total akzeptiert“.

Betreut wird Ben sonst hauptsächlich von Heilerziehungspflegerin Jennifer Buberl. Sie ist für die heilpädagogischen Übungen zuständig, die Ben benötigt, um seine Erkrankung möglichst stabil zu halten. „Therapien, die zu einer Heilung führen, gibt es bei dieser Krankheit nicht. Wir sind schon froh, wenn er das, was er bisher gelernt hat, nicht so schnell verliert“, erklärt Tina Hoffmann. Leider hat Corona auch Bens Krippenzeit verkürzt. Im März 2020 war die Einrichtung ganz geschlossen, dann fast nur noch in Notbetreuung, zu der anfangs Bens Mama nicht zählte.

150 Aue-Knirpse sei Maximalbelegung, erklärt Tony Jahn, aktuell waren 130 da. 32 Erzieher, Heilerziehungspfleger, Heil- und Sozialpädagogen gehören zum Team. Elternbeirat, Elternschaft und Kollegium hätten sofort mitgemacht, als die Sammelaktion für Ben ins Leben gerufen wurde.

Im Sommer wechselt Ben von der Krippe in den Kindergarten, denn er wird am 6. September drei Jahre alt. Vielleicht kann er an diesem Tag schon mit dem Kleinbus in den Kindergarten gefahren werden. Das Autohaus hat Hoffnung gemacht, dass es vielleicht im September klappen könnte mit der Lieferung.

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