Schmalkalden Jugendparlament erinnert an Überfall auf die Sowjetunion

Annett Recknagel
Das Jugendparlament Schmalkalden mit Eckard Simon, Jana Lenk, Jens Büttner, Bürgermeister Thomas Kaminski und Stadtrat Klaus-Dieter Kaiser vor dem Relief zum Gedenken der Opfer von Gewalt. Foto: Annett Recknagel

Vor 80 Jahren begann der Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion – das Jugend­parlament der Stadt Schmalkalden organisierte am Dienstag an der Kirche ein mahnendes Gedenken.

 
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Schmalkalden - „Verzichte auf Gewalt, sei warm und nicht eiskalt“ – Salome sprach diese Worte, mit denen das Gedenken am gestrigen Mittwoch vor der Schmalkalder Stadtkirche begann. Nils erinnerte an das Datum, dem sie gewidmet waren. Der 22. Juni 1941 veränderte das Leben ganzer Nationen. Die Deutsche Wehrmacht überfiel die Sowjetunion.

3,3 Millionen Soldaten griffen ohne Kriegserklärung auf breiter Front zwischen Ostsee und Schwarzem Meer an, obwohl seit August 1939 ein Nichtangriffspakt zwischen Berlin und Moskau bestand. Ziel war es, einen Blitzkrieg-Erfolg zu erreichen. Der Überfall war vom NS-Regime geplant, Hitler wollte den Krieg, der mit dem Einmarsch in die Sowjetunion ein Vernichtungskrieg mit unermesslichem Leid wurde.

Lilly und Anne unterhielten sich vor dem Relief zum Gedenken an die Opfer von Gewalt an der Mauer der Schmalkalder Stadtkirche darüber. „Das ist alles so weit weg“, waren sich die Beiden einig. Eckard Simon konnte helfen. „Ich musste mich auch erst erinnern lassen – mein Vater war damals weg. Er musste an die russischen Grenze und wir saßen zu Hause und hatten Angst, dass er nicht wieder kommt“, sagte er. Heute ist Eckard Simon selbst 80 Jahre alt. Aus der schlimmen Zeit habe er die Angewohnheit mitgenommen, kein Essen weg zu werfen.

Die Mädels und Jungs vom Jugendparlament der Stadt Schmalkalden hörten ebenso aufmerksam zu wie ein Publikum, dem diese Veranstaltung wichtig war. „Es macht mir Angst, dass sich so etwas wie vor 80 Jahren wiederholen könnte“, meinte Elias. Und Anne fragte: „Wie können aus Feinden Freunde werden?“ Eckard Simon hatte die Antwort: „Man muss sich kennenlernen, spüren, dass man gleiche Interessen hat, nämlich in Frieden und Freiheit miteinander zu leben.“ Anne unterstrich das Gesagte mit einem Poetry Slam. Darin hieß es unter anderem: „Wir können nicht denken, dass es nur eine Meinung gibt, die richtig ist. Wir müssen Vielfalt akzeptieren und aus der Geschichte lernen.“ Um das Ziel zu erreichen, müsse man zusammenarbeiten. Nur zusammen sei man stärker, könne sich gegenseitig aufbauen, sich Mut machen und glücklich sein.

Eine Schweigeminute, Orgelmusik von Kantor Andreas Conrad und der Song „Let me walk alone“ von Michael Schulte, den Klara Lochner sang und dazu auf der Ukulele spielte, gehörten ebenso zu der kleinen Gedenkfeier. Initiiert wurde sie vom Bündnis für Demokratie und Toleranz. Ausführende waren die Mädels und Jungs des Jugendparlaments der Stadt Schmalkalden.

Nur zwei Wochen hatten sie Zeit, sich auf diese Gedenkveranstaltung vorzubereiten. Ihre Ideen setzten sie recht eindrucksvoll um und erhielten vom Publikum reichlich Applaus. Die Daumen von Dekan Ralf Gebauer und Bürgermeister Thomas Kaminski nach der Aufführung gingen eindeutig nach oben.

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