„Luther war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort“, betont Lehmann und nimmt die Gäste mit auf einen historischen Exkurs. Dabei streift er die Entdeckung Amerikas, die Expansion des Osmanischen Reiches, die Handelshäuser der Fugger und den wissenschaftlichen Fortschritt dieser Zeit. Hier bringt Lehmann Kopernikus und dessen Weltbild ins Spiel. „Es fühlt sich verdammt schwer an, an Gott zu glauben, wenn man nicht mehr weiß, wo er genau wohnt“, meint er. Auch der Ablasshandel spielte eine Rolle. Man habe zu Luthers Zeit Ablässe für Sünden, die man noch gar nicht begangen hatte, erwerben können. Das müsse man sich einmal vorstellen. Der oberste Klerus sei bis ins Mark verkommen gewesen und das Volk habe Angst gehabt, im Fegefeuer zu enden, so Lehmann.
Luther habe die Käseglocke dieser Angst durchbrochen und von einem liebenden Gott gesprochen, auf dessen Gnade man vertrauen könne. Außerdem habe Luther selbst unter Schutz und Schirm gestanden. „Ohne den Schmalkaldischen Bund wäre Luther die 19. Fußnote geblieben und ohne den Schmalkaldischen Bund hätten wir diese Ausstellung nicht machen können“, erklärt Lehmann und lobt den Schmalkalder Grafiker Roland Heim, der die Inhalte „grandios“ umgesetzt habe. Auch an die Firmen geht ein dickes Dankeschön. Egal ob Tischlereien, Metallfirma, Design, Elektrounternehmen und Druck - alle hätten Großes geleistet. „Wir können auf unser Know-how hier stolz sein. Wir sind eine starke Region.“
Die Ausstellung im Westflügel nimmt drei Räume ein. Im ersten sind die Reformatoren vor Martin Luther zu sehen. Der zweite Raum beschäftigt sich mit den 18 Bibelübersetzungen vor Luther und im dritten erfährt man Kurioses zur Bibel. „Wir haben das vermeintlich langweilige Thema genial umgesetzt“, sagt Lehmann und die Besucher geben ihm Recht. Die Optik wird hoch gelobt.
Auch mit den Inhalten beschäftigten sich die Gäste detailliert. Vieles darf angefasst und aufgeklappt werden. Man sollte Zeit mitbringen, zu entdecken gibt es jede Menge. Zu sehen ist die Sonderausstellung, die bis zum Jahresende läuft, täglich von 10 Uhr bis 18 Uhr. Vielleicht wird sie künftig auch als Wanderausstellung unterwegs sein.