Schmalkalden Familien wertvolle Zeit schenken

Annett Recknagel

Fünf interessierte Frauen kamen zum Informationsabend in das Regionalbüro des Kinderhospizdienstes in Schmalkalden. Im Zentrum stand die Ausbildung zum ehrenamtlichen Familienbegleiter.

 
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Jana Schmidt als Leiterin des Thüringer Kinderhospizdienstes war sehr erfreut über die Resonanz auf den Informationsabend. Foto: Annett Recknagel

Ist eine Diagnose mit dem Wort lebensverkürzend verbunden, dann ist das ein Schock für den Betroffenen und seine Familie. Ein noch größerer ist es, wenn es sich um ein Kind handelt. Nicht selten geraten die Familien dann aus dem Gleichgewicht. Tag für Tag warten neue Herausforderungen. Der Thüringer Kinderhospizdienst will betroffene Familien begleiten.

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Im Freistaat gibt es derzeit 57 ehrenamtliche Familienbegleiter, die fast alle im Einsatz sind. „Wichtig ist immer, die Familien bei der Bewältigung ihres Alltags zu entlasten und da zu sein – für das betroffene Kind, seine Geschwister und die Eltern“, sagt die Leiterin des Thüringer Kinderhospizdienstes, Jana Schmidt.

Seit November war sie bislang in jeder der vier Geschäftsbereiche, um Informationsveranstaltungen zum Thema ehrenamtliche Familienbegleiter durchzuführen. Nach Nordhausen, Erfurt und Mühlhausen hatte sie zur Wochenmitte in das Regionalbüro nach Schmalkalden eingeladen.

Gleich fünf interessierte Frauen waren gekommen. Und das freute Jana Schmidt ganz besonders. Denn schon im März 2025 startet ein neuer Kurs. Er umfasst 100 Unterrichtsstunden und ein Praktikum. Stattfinden wird er ausschließlich an Wochenenden, wobei der Grundkurs online abläuft. Das sind zwei Samstage, an denen die Teilnehmer viel Wissenswertes über die Kinderhospizarbeit erfahren. Auch der gegenseitige Austausch wird nicht zu kurz kommen.

Jana Schmidt erklärte bereits zum Informationsabend, was auf die Kursteilnehmer zukommen wird. Da wäre zunächst die Frage nach der Motivation. Bevor die Anwesenden zu Wort kamen, berichteten zwei erfahrene ehrenamtliche Familienbegleiterinnen von ihren Erfahrungen. Jana Weiprecht beispielsweise wohnt in Benshausen und ist Kartographin. Der Mutter dreier Kinder ist die Familie besonders wichtig. Über die Musikschule, wo ihre Kinder unterrichtet werden, hatte sie vom Kinderhospiz erfahren und sich sofort informiert. Nach nur kurzer Zeit habe für sie festgestanden: „Das ist das, was ich machen möchte“. Seit 2017 gehört sie zum Team der ehrenamtlichen Familienbegleiter. Vier Familien durfte sie bereits betreuen.

Kathrin Just aus Floh entdeckte die Flyer vom Kinderhospiz und der damit verbundenen Ausbildung zur ehrenamtlichen Familienbegleiterin bei der Ergotherapie und wurde sofort aufmerksam. Sie wollte mit Familien ins Gespräch kommen, sich austauschen.

Der Thüringer Kinderhospizdienst begleitet betroffene Familien im häuslichen Umfeld vom Tag der Diagnose über den Verlauf der Krankheit bis zum Verlust des geliebten Kindes hinaus. Basis und tragende Säule des Kinderhospizdienstes sei dabei das Engagement der ehrenamtlichen Familienbegleiter, so Jana Schmidt. Oft seien es die kleinen Dinge, die die Familien entlasten. Hier nannte Jana Schmidt das Betreuen der Geschwisterkinder, Hilfe auf Ämtern, beim Bügeln, beim Putzen oder einfach das Zuhören. Die Familie gelte es ganz individuell nach deren Vorstellungen zu stärken. „Als Kinderhospizdienst kommt es uns darauf an, Zeit zu schenken“, so Schmidt. Allein das Dasein für das kranke Kinder oder die Geschwisterkinder verschafften den Eltern wertvolle Momente für sich selbst, um aufzutanken.

An den Grundkurs der Ausbildung schließt sich ein Intensivseminar an. „Das ist eine Mitmach-Ausbildung mit hohem Selbsterfahrungsanteil“, erklärte Jana Schmidt. Unter anderem ist das Thema „Pflege verstehen“ mit einem Wochenende im Kinderhospiz in Tambach-Dietharz verbunden. Weitere Samstage stehen unter den Überschriften „Kraftquellen“, „Kommunikation“ und „Koordination“. Ganz wichtig ist auch die Zusammenkunft zur Trauerbegleitung. Jana Schmidt würde sich sehr freuen, außer den fünf interessierten Frauen weitere für den neuen Ausbildungskurs zum ehrenamtlichen Familienbegleiter finden zu können.