Schmalkalden Entwicklungsförderung durch Musik

Annett Recknagel
Die beiden Musiktherapeutinnen Saskia Füssel und Cordula Queck haben sehr viele Musikinstrumente, die sie gern mit Kindern und Erwachsenen ausprobieren und entdecken wollen. Foto: Annett Recknagel

An der Schmalkalder Musikschule soll ab Januar mit Musiktherapie begonnen werden. Interessenten können sich ab sofort melden. Mit Cordula Queck und Saskia Füssel stehen zwei Lehrkräfte in den Startlöchern.

 
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Es braucht keine Noten, nur Instrumente. Und davon präsentieren Cordula Queck und Saskia Füssel jede Menge. Zum Beispiel einen großen Gong. Oder Trommeln. Zum Ausprobieren laden auch Klangschalen ein. Und Ocean drums. Das sind Schalen, mit denen Meeresrauschen erzeugt werden kann. Dann gibt es auch Klangwiegen oder Schlitztrommeln. Alles multisensorische Instrumente, die in der Musiktherapie verwendet werden.

Und genau das soll ab Januar in der Schmalkalder Musikschule möglich sein. Genauer im ehemaligen Jugendraum des Reinhard-Naumann-Hauses. Dort wollen die beiden Musiktherapeutinnen Saskia Füssel und Cordula Queck ihre Dienste anbieten. Ganz ohne Überweisung eines Arztes oder Zusage einer Krankenkasse. „Es ist eine wertvolle Ergänzung zu dem, was wir hier machen“, meint Musikschulleiter Johannes Eberlein und freut sich darauf, die Musik als Medium zu nutzen, um Fortschritte in der Persönlichkeitsentwicklung zu erreichen oder gar bei der Gesundung nach einer entsprechenden Diagnose.

Ansprechen will man Kinder und Erwachsene zugleich. Auch das Wort Inklusion fällt. „Über die Therapie wollen wir ein Angebot unterbreiten, bei dem Menschen niederschwellig erreicht werden“, so Eberlein und fügt hinzu: „Synergieeffekt wären freilich sehr schön.“ Das meint, bei Kinder nach der Therapie vielleicht die Möglichkeit zum Erlernen eines Instrumentes geweckt zu haben. Zudem sei das Angebot eine gute Ergänzung zur Arbeit von Anke Bak, die im Förderbereich mit Kindern und Jugendlichen schon lange Zeit sehr erfolgreich musiziert. Mit Saskia Füssel und Cordula Queck gibt es gleich zwei Musiktherapeutinnen, die bereit für ihre Aufgaben sind. Letztgenannte hat seit 2008 Erfahrung in diesem Beruf, ist entsprechend zertifiziert und arbeitet in verschiedenen Kliniken freiberuflich. „Wir haben alle unsere Musik für unsere Stimmungen“, sagt Cordula Queck und freut sich auf die neue Herausforderung. In der Musiktherapie gehe es weniger ums Lernen. Vielmehr stehe das Erleben im Mittelpunkt. Natürlich steht zu Beginn ein intensives Anamnesegespräch. Schließlich will man beim Interessenten mögliche vorhandene Nachteile abbauen. Das können Entwicklungsstörungen sein, Defizite im sozialen Bereich, aber auch Konzentrationsmängel. Musiktherapie ist nicht zuletzt eine besondere Form einer Psychotherapie. „Um Verhaltensauffälligkeiten abzubauen zum Beispiel“, meint Eberlein.

Cordula Queck hat während ihrer Tätigkeit oft genug beobachtet, dass gerade Kinder, beim Ausprobieren der Instrumente schnell gefangengenommen werden. Von der Musik. „Musik geht aufs limbische System – das ist die emotionale Seite unseres Gehirns. Wir kommen mit der Musik direkt in die Gefühlswelt“, sagt sie. Kinder hüpften gern von einem Instrument zum nächsten. Und das sei auch gut so. Sie könnten sich ransetzen und loslegen. Und Fortschritte seien bei Kindern sehr schnell feststellbar. Im Krankenhaus lerne sie die Kinder immer nur über eine kurze Zeit kennen. Und trotzdem gebe ihr das auch viel Kraft. „Einmal hat ein Kind zu mir gesagt: Jetzt bin ich endlich wieder froh – das war so schön“, berichtet die zweifache Mutti.

Mit der Musiktherapie an der Musikschule freut sie sich jetzt auf Kontinuität. „Es ist bestimmt sehr schön, Kinder über einen längeren Zeitraum behandeln zu dürfen“, sagt sie. Wobei die Musiktherapie auch für Erwachsene hilfreich ist. Zum Beispiel für Schlaganfallpatienten. In Krankenhäusern war Cordula Queck damit auch bereits auf Palliativstationen. Bei Kindern ist viel freies Spiel dabei. Ziel ist eine Entwicklungsförderung. Cordula Queck spricht vom Nachnähren, das viel mit vertrauen, Gehalten- und Verstanden sein werden zu tun hat.

Auch Saskia Füssel freut sich auf die bevorstehenden Aufgaben. Die Breitungerin ist derzeit noch in Ausbildung. Im Dezember beendet sie sie und will sich in einer Klinik dann eine Stelle als Musiktherapeutin suchen. Beide junge Frauen hoffen, Interessenten in der Musikschule zu finden. Je nach Nachfrage wird die Musiktherapie einmal pro Woche für eine dreiviertel Stunde im Reinhard-Naumann-Haus angeboten. Bei Interesse kann man einfach in der Musikschule anrufen.

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