Schmalkalden Der Wirtschaftsmotor verliert Öl

Thomas Heigl

Schmalkaldens-Meiningens ökonomischer Stolz, die Industrie, schmiert ab. Für den April weist die Thüringer Landesstatistik verheerende Zahlen aus.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

  Foto: Michael Bauroth

Vierter im Freistaat mit einem Industrieumsatz von 175 Millionen Euro, erzielt von gut 10 000 Menschen in 75 Betrieben mit wenigstens 50 Beschäftigten: Der Landkreis Schmalkalden-Meiningen als einer der Großen im Thüringer Wirtschaftsviertel. Doch das ist Geschichte, die Zahlen markieren den Stand vom April 2019, der Vor-Coronazeit also. Inzwischen hat sich die Situation ganz erheblich verschlechtert. Podestplätze sind meilenweit entfernt. Das verarbeitende Gewerbe ist beim Umsatz auf den achten Platz abgerutscht. Ein Schock für das Selbstverständnis des sowohl bei der Fläche, als auch bei der Einwohnerzahl, recht großen Kreises. Gleichwohl ist das nur die Bestätigung einer Tendenz, die schon seit Monaten anhält.

Nach der Werbung weiterlesen

Im April dieses Jahres haben die Unternehmen einen Umsatz von 151 Millionen Euro erzielt. Die Thüringer Spitze schaffte mindestes doppelt so viel. Der Kreis Gotha 294 Millionen Euro, der Ilmkreis satte 311 Millionen Euro, und der Wartburgkreis starke 390 Millionen Euro. Traditionell schwach ist die Industrie in den kreisfreien Städten Gera, Weimar und Suhl, die sehr deutlich unter der 100-Millionen-Grenze liegen.

Für den Kreis Schmalkalden-Meiningen verspricht das wenig Trost. Sehr viel schmerzhafter ist jedoch, dass die Zahl der berichtspflichtigen Betriebe mit 50 und mehr Beschäftigten auf nur noch 66 gefallen ist. Nach allem, was man weiß, ein Allzeittief für einen April.

Eine Ursache dürfte Personalabbau in Unternehmen sein, sie fallen nun mit einem kleinen Personalstamm aus der Wertung. Der sehr viel gravierendere Grund dürften jedoch Betriebsschließungen sein, Marelli Brotterode ist der ganz schwere Fall aber kein Ausnahmefall. Die Landesstatistik meldet vor diesem Hintergrund gerade noch 8867 Industriebeschäftige. In den drei Thüringer Spitzenkreisen sind es erheblich mehr, jeweils über 10 000.

Für den dramatischen Ölverlust des Wirtschaftsmotors des Kreises Schmalkalden-Meiningen spricht aber auch der Umsatz je Arbeitsstunde. Zu den Großmeistern der Produktivität gehörte die hiesige Industrie zwar noch nie. Die für April 2024 ausgewiesenen 129 Euro je Arbeitsstunde sind jedoch der zweitschlechteste Wert in Thüringen. Nur in Sonneberg (124) schaut es noch mieser aus. Dabei hatte sich die Industrie gerade bei dieser wirtschaftlichen Kennziffer im vergangenen Jahr verbessert, klare Produktivitätsfortschritte erzielt.

Einen Lichtblick gibt es dann doch noch. Die Exportquote liegt knapp über 30 Prozent. Das ist zwar auch kein Grund zum Jubeln, in den meisten Kreisen produziert die Industrie doch einiges mehr für das Ausland. Dennoch ist das Niveau passabel. Zu viel Abhängigkeit vom Außenhandel kann auch schwierig sein. Die Hälfte der Geschäfte, 23 Millionen Euro, wurden mit Kunden aus dem Wirtschaftsraum der Europäischen Union gemacht.