Stellen weg, weil zu wenig Arbeitslose
Als diese Entscheidung 2018 anstand, war Eckhard Lochner, der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Suhl, bei den Bürgermeistern der Region unterwegs, um ihnen das zu vermitteln. „Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt hatte zur Folge, dass auch die Arbeitsagentur ihren Ressourceneinsatz neu überdenken musste“, sagt Lochner. „Wir haben Stellen verloren – auch dort, wo die Kunden ohne Termin direkt einen Ansprechpartner hatten.“
Schmalkalden hatte und hat im Vergleich zu anderen Regionen eine niedrige Arbeitslosenquote, zudem verfügt der Landkreis über zwei Agentur-Geschäftsstellen. „Deshalb gab es hier den Einschnitt.“ Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski hatte sich damals über diesen Schritt „nicht gerade gefreut“, andererseits aber Verständnis dafür gezeigt, dass die Ressourcen sinnvoll verteilt werden mussten. Gibt es schließlich weniger Arbeitslosigkeit, hat die Agentur weniger zu tun.
Im Gespräch machte der Stadtchef seinerzeit aber bereits deutlich, dass es dennoch irgendwie eine andere Lösung geben müsse. Und Lochner signalisierte, dass daran gearbeitet werde, aber es wohl noch einige Zeit dauere. „Auf solch ein Wort konnte man sich verlassen, Schmalkalden ist nicht vergessen worden“, sagte Kaminski zur Einweihung des Videoterminals am Montag.
Immerhin: Eine solche Möglichkeit wird derzeit deutschlandweit nur in einem Dutzend der Arbeitsagentur-Geschäftsstellen erprobt – Schmalkalden ist die einzige Station in Thüringen. Ab sofort kann das Terminal dienstags und donnerstags jeweils von 8 bis 12 Uhr genutzt werden. „Wenn die Nachfrage groß ist, wird nachgesteuert“, so Lochner. Überhaupt will man Erfahrungen sammeln und sehen, ob ein solches Projekt lohnt. Die Kundenresonanz wird wohl entscheiden.
Wer übrigens vor dem Terminal sitzt, mit den Fachkräften der Arbeitsagentur per Bildschirm redet und das eine oder andere bestätigte Formular benötigt, wird nicht leer ausgehen. Gleich neben dem Sitzplatz befindet sich ein Drucker, sodass entsprechende Papiere sofort entgegengenommen werden können.
In Corona-Zeiten war die Tendenz, vieles über Telefon oder online mit der Arbeitsagentur zu regeln, verstärkt worden. „Trotzdem gibt es nach wie vor den Wunsch nach einem persönlichen Gespräch“, weiß Eckhard Lochner. In den benachbarten Geschäftsstellen sei dies zu versetzten Zeiten an den Wochentagen möglich und in Schmalkalden nach Terminvereinbarung, sodass es zahlreiche Angebote im Verlaufe einer Woche gebe. Mit dem Terminal in Schmalkalden halte man nun noch ein besonderes, zusätzliches Angebot bereit.
Sich offiziell und fristgemäß arbeitslos zu melden ist an diesem Videoplatz jedoch nicht möglich. Dafür ist nach wie vor die persönliche Meldung vor Ort in einer Geschäftsstelle erforderlich oder die Online-Anmeldung, die allerdings einen elektronischen Personalausweis voraussetzt. Doch auch hier ist der Kunde im Nachgang verpflichtet, das persönliche Gespräch in der Agentur zu suchen.