Schmalkalden Der schnelle Draht zur Arbeitsagentur

Birgitt Schunk
Alles ziemlich einfach: Klicken und ranhalten – so bekommt man direkt Kontakt zu Ansprechpartnern der Arbeitsagentur. k Foto: Birgitt Schunk/Birgitt Schunk

Bislang konnten Kunden in der Arbeitsagentur Schmalkalden nur mit Termin persönlich vorsprechen. Seit dieser Woche gibt es nun Hilfe und Beratung per Bildschirm – ohne vorherige Anmeldung. Ein Videoterminal macht dies möglich.

 
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Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski hat das neue Video-Terminal gleich mal ausprobiert. Zugegeben: Der Stadtchef kennt sich mit den neuen Medien aus – für ihn ist das also keine Hürde. Doch nach dem ersten Test ist er überzeugt: „Das ist alles wirklich für jedermann einfach zu handhaben“, sagt er.

In der ersten Etage der Agentur für Arbeit in Schmalkalden im Eichelbach 1 steht dieser Computer, der seit dieser Woche die direkte, persönliche Beratung der Kunden durch eine Fachkraft der Agentur für Arbeit ermöglicht – und zwar ohne Termin, aber mit konkretem Ansprechpartner von Angesicht zu Angesicht. Der sitzt zwar nicht mehr hinterm Tresen wie vor einigen Jahren, sondern wird per Bildschirm zugeschaltet – doch das geht wahrlich recht unkompliziert.

Wer diesen Raum ansteuert, trifft auf einen Computer, auf dem bereits das Feld „Kontakt aufnehmen“ erscheint. Nur zwei Klicks ist der Kunde nun noch vom konkreten Ansprechpartner entfernt. Lediglich das Blatt mit dem QR-Code muss noch vor den Bildschirm gehalten werden – und los geht’s. Thomas Kaminski hat das genauso gemacht – links auf dem Schreibtisch sind zudem alle Schritte im Detail noch einmal beschrieben. Dann gibt der Bürgermeister der freundlichen Kollegin, die auf dem Bildschirm erscheint und von einer der anderen Geschäftsstellen zugeschaltet ist, gleich mal einige fiktive Fragen mit auf dem Weg: Nach 72 Wochen läuft das Krankengeld bald aus – was soll danach werden? Der Betroffene hat gehört, dass er sich bei der Arbeitsagentur melden muss. Aber wie geht es weiter? Die Mitarbeiterin bleibt keine Antwort schuldig. Der prominente Test-Kunde hat Fragen, die gleich beantwortet werden können. So wünschen sich das die Kunden.

Thomas Kaminski ist froh, dass es nun solch eine Möglichkeit in Schmalkalden gibt. Noch vor Jahren war dieses Gebäude voll besetzt durch die Agentur für Arbeit. Im Jahr 2000 dürften es an die 40 Beschäftigte gewesen sein, die hier in Schmalkalden ihrer Arbeit nachgingen. Damals allerdings waren auch noch mehr Aufgaben bei der Arbeitsagentur angesiedelt, die heute teilweise durch den Landkreis erledigt werden. Derzeit sind nur noch ein Dutzend Beschäftigte hier tätig – die untere Etage reicht dicke aus. Sie sind zudem im Außendienst an Schulen und bei Arbeitgebern unterwegs.

Kunden können hier weiterhin das persönliche Gespräch suchen – allerdings nur nach vorheriger Terminvergabe. Wer spontan am Tage den direkten Kontakt zur Arbeitsagentur benötigt, muss auf benachbarte Geschäftsstellen wie Suhl, Meiningen oder Bad Salzungen ausweichen.

Stellen weg, weil zu wenig Arbeitslose

Als diese Entscheidung 2018 anstand, war Eckhard Lochner, der Geschäftsführer Operativ der Agentur für Arbeit Suhl, bei den Bürgermeistern der Region unterwegs, um ihnen das zu vermitteln. „Die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt hatte zur Folge, dass auch die Arbeitsagentur ihren Ressourceneinsatz neu überdenken musste“, sagt Lochner. „Wir haben Stellen verloren – auch dort, wo die Kunden ohne Termin direkt einen Ansprechpartner hatten.“

Schmalkalden hatte und hat im Vergleich zu anderen Regionen eine niedrige Arbeitslosenquote, zudem verfügt der Landkreis über zwei Agentur-Geschäftsstellen. „Deshalb gab es hier den Einschnitt.“ Schmalkaldens Bürgermeister Thomas Kaminski hatte sich damals über diesen Schritt „nicht gerade gefreut“, andererseits aber Verständnis dafür gezeigt, dass die Ressourcen sinnvoll verteilt werden mussten. Gibt es schließlich weniger Arbeitslosigkeit, hat die Agentur weniger zu tun.

Im Gespräch machte der Stadtchef seinerzeit aber bereits deutlich, dass es dennoch irgendwie eine andere Lösung geben müsse. Und Lochner signalisierte, dass daran gearbeitet werde, aber es wohl noch einige Zeit dauere. „Auf solch ein Wort konnte man sich verlassen, Schmalkalden ist nicht vergessen worden“, sagte Kaminski zur Einweihung des Videoterminals am Montag.

Immerhin: Eine solche Möglichkeit wird derzeit deutschlandweit nur in einem Dutzend der Arbeitsagentur-Geschäftsstellen erprobt – Schmalkalden ist die einzige Station in Thüringen. Ab sofort kann das Terminal dienstags und donnerstags jeweils von 8 bis 12 Uhr genutzt werden. „Wenn die Nachfrage groß ist, wird nachgesteuert“, so Lochner. Überhaupt will man Erfahrungen sammeln und sehen, ob ein solches Projekt lohnt. Die Kundenresonanz wird wohl entscheiden.

Wer übrigens vor dem Terminal sitzt, mit den Fachkräften der Arbeitsagentur per Bildschirm redet und das eine oder andere bestätigte Formular benötigt, wird nicht leer ausgehen. Gleich neben dem Sitzplatz befindet sich ein Drucker, sodass entsprechende Papiere sofort entgegengenommen werden können.

In Corona-Zeiten war die Tendenz, vieles über Telefon oder online mit der Arbeitsagentur zu regeln, verstärkt worden. „Trotzdem gibt es nach wie vor den Wunsch nach einem persönlichen Gespräch“, weiß Eckhard Lochner. In den benachbarten Geschäftsstellen sei dies zu versetzten Zeiten an den Wochentagen möglich und in Schmalkalden nach Terminvereinbarung, sodass es zahlreiche Angebote im Verlaufe einer Woche gebe. Mit dem Terminal in Schmalkalden halte man nun noch ein besonderes, zusätzliches Angebot bereit.

Sich offiziell und fristgemäß arbeitslos zu melden ist an diesem Videoplatz jedoch nicht möglich. Dafür ist nach wie vor die persönliche Meldung vor Ort in einer Geschäftsstelle erforderlich oder die Online-Anmeldung, die allerdings einen elektronischen Personalausweis voraussetzt. Doch auch hier ist der Kunde im Nachgang verpflichtet, das persönliche Gespräch in der Agentur zu suchen.

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