Schmalkalden Das Handwerk kneift bei der Ausbildung nicht

Thomas Heigl
Zum 31. Dezember 2020 waren im Bereich der Handwerkskammer Suhl laut Hauptgeschäftsführerin Manuela Glühmann 564 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Das Büro reizt, das Auto lockt, aber auch die Backstube und Zerlegehalle finden Interessenten. Die Handwerksbetriebe im Landkreis bilden Hunderte junge Menschen in den verschiedensten Berufen zu Fachleuten aus.

 
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Schmalkalden - Die Industrie ist die Wuchtbrumme, aber auch das Handwerk ist, um im Bild zu bleiben, echt der Hammer: Die beiden Wirtschaftsabteilungen erwirtschaften jedes Jahr kreisweit neunstellige Euro-Umsätze; auch das Handwerk schafft die Milliarde. Dafür sorgen viele Meister mit ihren Gesellen und den Lehrlingen. Im Werben um den Nachwuchs muss sich das Handwerk mit starker Konkurrenz messen – und zeigt sich durchaus wettbewerbsfähig. Zum 31. Dezember 2020 waren im Bereich der Handwerkskammer Suhl laut Hauptgeschäftsführerin Manuela Glühmann 564 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen worden. „Darunter 175 aus dem Kreis Schmalkalden-Meiningen“, bekräftigt Kammersprecherin Ellen Mangold. „Das ist sehr ordentlich, fast ein Drittel aller Ausbildungsverhältnisse. Auch wenn Schmalkalden-Meiningen ein großer Kreis ist.“ Im Wartburgkreis, der nach Einwohnern etwas kleiner ist, haben die Firmen 129 Lehrlinge eingestellt, in der Stadt Eisenach 70.

Die nordwestlichen Nachbarn werden von der in Suhl sitzenden Handwerkskammer betreut, bei der Industrie ist ihr Kammersitz Erfurt. Im Landkreis Hildburghausen sind 86 Ausbildungsverträge unterschrieben worden, im Landkreis Sonneberg 57, in der kreisfreien Stadt Suhl 47. Zwar haben Unternehmer und Azubis etwas weniger zum Füllfederhalter gegriffen, Ausbildungsverhältnisse sind insgesamt leicht rückläufig. Doch das Minus ist mit 17 Lehrstellen überschaubar.

„Die stabilen Zahlen widerspiegeln die enormen Anstrengungen unserer Ausbildungsbetriebe. Dabei ist es wichtig, immer wieder die Gleichwertigkeit von dualer und akademischer Bildung in den Fokus zu rücken“, so Hauptgeschäftsführerin Glühmann. „Und die Politik daran zu erinnern, die Ausbildungsbetriebe im Handwerk dauerhaft, auch unabhängig von Corona, zu entlasten. Denn sie tragen neben der Ausbildungsvergütung auch anteilig die Kranken- und Pflegesicherung sowie die Renten-und Pflegeversicherung ihrer Azubis. während Studenten bis 25 Jahre meistens familienversichert sind.“

Vorne in der Gunst der jungen Menschen stehen Ausbildungsverhältnisse, die sich um Fahrzeug und Technik drehen. Der Kfz-Mechatroniker hat sich in der Liste der Wunschberufe ganz nach oben geschraubt. 30 Jugendliche aus dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen wollen den Autos unter die Haube schauen. Sechs Schulabgänger kümmern sich als Elektroniker um Schaltschränke und Stromtechnik, 16 weitere erlernen den anspruchsvollen Beruf eines Anlagenmechanikers für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik. Doch auch die Metallbauer bekommen „Stifte“. Eine Elf ist es, die Konstruktionen aus Stahl schweißen, nieten oder anderweitig zusammenzufügen erlernt. Begehrt sind Kaufmannsberufe. An der Spitze stehen die Kaufleute im Einzelhandel (9).

Um Technik die begeistert und verkleistert geht es beim Handwerkszeug der Maler und Lackierer. Acht junge Leute wollen Zimmer tapezieren, Treppenhäuser tünchen oder Außenputz anbringen.

In einigen klassischen Handwerksberufen sah es bisweilen etwas mau mit dem Nachwuchs aus. Lehrstellen in der Backstube etwa gingen nicht mehr wie warme Semmeln weg. Doch immerhin werden im Kammerbezirk neun junge Leute diesen ehrbaren Beruf erlernen, darunter drei im Kreis Schmalkalden-Meiningen.

Eine Elf wird Naschwerk weiter veredeln, Berge von Kuchen zu Tortenstockwerken zusammenfügen. Im Landkreis sind es sogar fünf Konditorenlehrlinge. Bei den Fleischern sieht es schlechter aus: Fünf Azubis in Südthüringen, einer im Kreis.

Das Fracksausen des einen oder anderen Darstellers kann sie wohl nicht verhindern. Dafür sorgen, dass Hose, Hemd und Kostüme sitzen, aber schon. Eine junge Frau erlernt am Meininger Theater den Beruf einer Maßschneiderin.

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