Besonders betroffen seien die Ost-West-Verbindungen Wiesbaden-Frankfurt-Leipzig-Dresden sowie Hamburg-NRW-Bonn-Frankfurt-Nürnberg-Wien, auf denen künftig öfter der zweite Zugteil fehlen werde. "Für uns Fahrgäste bedeutet das kurz und knapp: Es wird eng und voll. Verkehrswende - nein, danke", sagte Iffländer.
Bahn verkauft KISS-Züge
Konkret hat die Bahn im April dieses Jahres 14 ältere ICE 3 der Baureihe 406 aus dem Betrieb genommen. Zehn weitere Züge der Baureihe 415 - der sogenannte ICE T - gelten ebenfalls als störanfällig und wartungsintensiv und sollen schrittweise bis zum Jahresende in Ruhestand gehen.
Hinzu kommen rund drei Dutzend ICE-2-Züge, die bereits seit 1996 im Einsatz sind. Bis Ende 2027 sollen sie nach und nach aus dem Verkehr genommen werden. Schließlich hat die Bahn kürzlich 17 Doppelstockzüge vom Typ "Intercity 2 KISS" an die Österreichische Bundesbahn verkauft. Die Bahn hatte die Züge erst 2019 gebraucht erworben, "um Lieferprobleme bei anderen Fahrzeugen zu überbrücken", wie es hieß. Diese seien inzwischen behoben.
Flottenzahl wird schwanken
Es sei fraglich, ob die wegfallenden Züge durch die teils verzögerten Neuzugänge schnell genug ersetzt werden könnten, betonte Iffländer. Die Folgen seien schon jetzt sichtbar. "Der Frühzug ab Leipzig entfällt zum Fahrplanwechsel, weil er bisher mit einem fünfteiligen ICE T gefahren wird, die zum Fahrplanwechsel abgestellt werden sollen", sagte er.
Die Bahn räumt ein, dass die ICE-Flottenzahl in den kommenden Jahren infolge der Ausmusterungen und des Zulaufs neuer Züge leichten Schwankungen unterliegen werde. Mittelfristig verbleibe die Zahl aber "auf vergleichbarem Niveau bei steigenden Sitzplatzzahlen".
Pro Bahn skeptisch
Auch da ist Iffländer skeptisch. "Auf dem Papier wächst zwar theoretisch bis 2029 die Sitzplatzkapazität, praktisch sinkt sie aber wegen schlechter Flottenverfügbarkeit, da auch neuwertige Fahrzeuge inzwischen oft defekt vor den Werken stehen", teilte er mit.
Während die Flotte bei der Bahn zwar jünger, aber nicht unbedingt größer wird, hat der Wettbewerber Flixtrain zuletzt eine größere Zugoffensive angekündigt: Rund 30 neue Schnellzüge hat das Unternehmen bestellt. Dazu gibt es die Option auf 35 weitere Züge, wie Flixtrain mitteilte. Inklusive Wartung kostet das Paket demnach bis zu 2,4 Milliarden Euro. Geordert hat Flix die Züge ebenfalls beim spanischen Hersteller Talgo. Bis wann sie ausgeliefert werden sollen, ist unklar.