Nach dem Abitur 2004 in Schwallungen und dem Zivildienst in einem Kindergarten hatte der gebürtige Wernshäuser ein Lehramtsstudium für Geschichte und Sozialkunde in Erfurt begonnen. Das unterbrach er 2009 für ein Auslandssemester in Finnland. 2011, nach dem Studienabschluss, begann die Referendarzeit an einer Regelschule in Trusetal. Hier unterrichtet er mit Ausnahme eines kurzen Intermezzos 2013 in Hessen heute immer noch, wobei Krech selbst junge Lehrer am Seminarschulverbund Hildburghausen ausbildet und sogar fachfremd in Mathematik eingesetzt ist. Mittlerweile wohnt der zweifache Vater mit seiner Lebensgefährtin in Fambach.
Welche Spiele sind Steffen Krech, der nach Jahren bei Schwarz-Weiß Fambach nun wieder für den SV Wernshausen pfeift, vor allem in Erinnerung geblieben? Hier nennt er die Oberligabegegnung Germania Halberstadt gegen Sachsen Leipzig (3:0) am 29. Mai 2011. Zu der reiste er als Assistent mit Torsten Jauch. Die gesamte Geschichte zum Spiel vor fast 1.400 Zuschauern würde den Rahmen deutlich sprengen. Nur soviel: Es gab einen Platzsturm der rund 250 Fans von Leipzig, der geplant war und von dem die Polizei und auch der NOFV-Sicherheitsbeauftragte, der die Schiedsrichter in der Halbzeit warnte, wussten. Aber die Ordnungshüter konnten ihn nicht verhindern, sorgten aber dafür, dass die Anhänger des Absteigers wieder zurückgedrängt wurden und die Partie zu Ende gespielt werden konnte. Deutlich weniger aufregend, dafür fußballerisch gut und von vielen Besuchern (500 beziehungsweise 800) umrahmt, waren das Spiel der Regionalklasse 8 zwischen dem Herpfer SV 07 und dem VfL Meiningen 04 (5:1) am 23. Oktober 2019 und das in der Verbandsliga Hessen zwischen dem FC Eichenzell und dem SV Buchonia Flieden (1:3) am 10. August 2019. Freilich hätte er auch noch manch anderes Spiel nennen können. Die erste Partie, die er in der Thüringenliga leitete, war am 17. August 2019 die zwischen dem SG 1. FC Sonneberg 04 und dem SV 09 Arnstadt (2:1) zu ungewöhnlicher Anstoßzeit an einem Samstagabend um 18 Uhr.
Ambitionen, in die Oberliga aufzusteigen, hat Steffen Krech, der auf etwas mehr als 600 Spiele als „Chef“ oder an der Linie zurückblicken kann, nicht mehr: „Mein Ziel ist es vielmehr, den Leistungsstand zu halten und jede Begegnung bestmöglich zu leiten. Und ich will auch weiter Spaß am Pfeifen haben. Aber es wird in meinem Alter nicht noch mal in eine höhere Leistungsklasse gehen. Man spricht in so einem Fall ja auch gern vom Schiedsrichter ohne Perspektive.“
Das hält ihn aber nicht von weiteren Ehrenämtern ab. So ist Krech Abteilungsleiter Fußball beim SV Wernshausen. Der Verein, der einige Jahre mit BW Fambach eine Spielgemeinschaft bildete, hat 2018 wieder mit dem eigenen Spielbetrieb begonnen und nach drei Aufstiegen in Folge nun die Kreisoberliga erreicht. Natürlich steht einem Sozialkundelehrer auch eine Tätigkeit in der Kommunalpolitik gut. Zunächst war es die als Stadtrat in Schmalkalden, jetzt die als Gemeinderat in Fambach.
Von 2011 bis 2016 hat er auch die Nachwuchsfördergruppe im Kreis-Fußballausschuss (KFA) Rhön-Rennsteig geleitet und konnte hier jungen Leuten wie Chris Hollandt, Christopher Wittler, Lukas Riedel, Max Storch, Felix Köhler, Patrick Beck und Jan Weltzien zum Aufstieg ins Land verhelfen. Noch heute ist er als Pate im Kreis aktiv und unterstützt junge Unparteiische.
Wie bei allen anderen, bedeutet die Auszeit durch Corona auch für Krech eine stärke Besinnung auf die Familie. „Das ist natürlich schön, aber andere verwandtschaftliche Kontakte sind jetzt leider eingeschränkt. Mir hatte zwar im ersten Lockdown wenig gefehlt, aber als wir wieder zu den Fußballspielen fuhren und die Bekannten trafen, war das schon sehr gut. Es ist ein Hobby, das Spaß macht und bei dem man sich bewegt. Im der Schule nervt jedoch das Homeschooling, weil auch die Schulcloud noch nicht so funktioniert.“
Aber Steffen Krech ist trotz aller momentanen Widrigkeiten ebenso gern Lehrer wie Schiedsrichter, zumal die Pädagogik ein verbindendes Element ist.
Hartmut Gerlach