Scheine beim Förster Brennholzklau geht um

Thomas Heigl

Die Teuerung bei Gas, Öl und anderen Energieträgern entfalten eine unangenehme Nebenwirkung: Immer mehr Menschen haben sich wieder Öfchen zugelegt und holen sich ohne Genehmigung Heizmaterial aus dem Wald. Das ist so nicht erlaubt.

 
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Ein Stapel Holz im Wald. Foto: picture alliance/dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Hier ein paar Rundhölzer, dort ein ganzer Baum: In den Schmalkalder Wäldern geht seit einigen Wochen der Holzklau um. Es sind zwar keine ganzen Wagenladungen, die da auf einen Ruck verschwinden und dann an größere Kunden weitergereicht werden. „Kleine Mengen, Brennholz halt“, sagt der Schmalkalder Forstamtsleiter Dominik Hessenmöller. „Man kann die Leute verstehen, die sich noch schnell einen Vorrat für den Winter zulegen wollen. Aber so geht das nicht, wir können keine Selbstbedienung im Wald dulden. Das sind Eigentumsdelikte. Da muss man sich vorher Brennholzlesescheine holen.“

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Zunder und Reibereien ums Brennholz hat es gerade in früheren Jahrhunderten gegeben. Der natürliche Kraftstoff war knapp, weil die Wälder wegen des großen Bedarfs der lokalen Eisenverhüttung oft heruntergewirtschaftet waren, aber die Menschen eben aus Mangel an Alternativen mit Holz heizten. In jüngerer Vergangenheit wurde zwar weniger Holz geklemmt. Das hat sich spätestens anno 2022 mit dem Ukrainekrieg und der Angst vor Engpässen bei Öl und Gas geändert. Holz steht durchaus für Unabhängigkeit. Aber es ist gar nicht mehr so einfach zu bekommen, in vielen Märkten sind die Scheite aus. „In einigen Kommunen gibt es kein Brennholz mehr, weil die den Wald anders bewirtschaften“, so der Schmalkalder Forstamtsleiter. Ein Fachmedium berichtet über die Hansestadt Lübeck. Dort setzt man darauf, Holz länger als Kohlenstoffspeicher zu nutzen und so Kohlendioxid in haltbaren Produkten zu binden. Beim Verfeuern von Holz hingegen kommt das einst von den Bäumen aus der Luft entnommene Gas wieder schneller in Umlauf.

Die Stadt Meiningen arbeitet mit einem ähnlichen Modell. „Wir haben wohl auch deswegen viele Anfragen von Kunden aus dem Meininger Raum, die von uns Brennholz kaufen wollen“, sagt Hessenmöller.

Anfragen ist der richtige Weg. Den Menschen kann gewöhnlich weitergeholfen werden, von Brennholzknappheit im Schmalkalder Beritt ist noch nichts bekannt. Die Kunden bekommen dann vom zuständigen Revierförster, auch in den Gemeinden, gegen ein gewisses Entgelt einen Schein. Sie können beispielsweise dort Holz holen, wo zuvor die Harvester im Einsatz waren. „Aber einfach ohne Genehmigung vom Stapel herunternehmen und mitgehen lassen ist frech“, so der Forstamtsleiter. „Im Staatswald werden die Delikte angezeigt.“ Wenn Wanderer sich ein trockenes Ästchen aufheben und mit sich tragen, ist das natürlich kein Fall für den Kadi. „Aber einen umgefallenen Baum aufarbeiten und ins Auto packen schon.“

Zumindest für die geplagten Waldbesitzer bringt die hohe Nachfrage Vorteile: Sie können das Holz, das immer noch vergleichsweise sehr billig ist, zu besseren Preisen verkaufen.