Schalkau Großes Herz für Patientinnen mit Brustkrebs

Eine spezialisierte Fachabteilung am Suhler Zentralklinikum und die „Initiative kreative Frauen AG Schalkau“ haben bei einer ganz besonderen Aktion zueinander gefunden.

Im Bild: Oberarzt Uwe Rhein, Bärbel Steiner, Psychoonkologin Andrea Toepfer und Julia Hausdörfer (von links). Foto: Jacob

Rund 200 erkrankte Frauen behandeln Dr. Uwe Rhein und sein Team im zertifizierten Südthüringer Brustkrebszentrum Suhl pro Jahr. 200 Neu-Diagnosen von Brustkrebs, die in den allermeisten Fällen den Fokus der betroffenen Frauen im Leben verändern und die mehr brauchen als nur Medizin. Viel mehr als 200 einfühlsame Gespräche, Erklärungen, individuelle Behandlungspläne. Und ganz viel Hoffnung.

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Genau zum letzten Punkt tragen Julia Hausdörfer und Bärbel Steiner bei. Nicht mit Medizin, auch nicht mit Psychologie oder Naturheilkunde. Wohl aber mit jeder Menge Zuneigung und Liebe, heißt es es in einer Mitteilung des SRH Zentralklinikums Suhl vom Dienstag.

Im Februar 2025 haben sich einige kreative Frauen aus Schalkau und Umgebung zusammengefunden, um gemeinsam zu nähen, zu stricken und zu häkeln. Die Idee dazu kam von Julia Hausdörfer. Aus anfangs wenigen Frauen wurden mittlerweile 20, die sich als „Initiative kreative Frauen AG Schalkau“ mit Unterstützung von Bürgermeister Mark Schwimmer im alten Schalkauer Museum einen eigenen Raum gesichert haben, schildert SRH-Sprecher Christian Jacob. Immer dienstags treffen sie sich dort zum gemeinsamen Nähen, Stricken, Häkeln und Fachsimpeln. „Sie tauschen Erfahrungen aus und unterstützen sich gegenseitig. Zwischen 30 und 85 Jahren sind sie und treffen sich vor allem zum Spaß, als Hobby und um die Gemeinschaft zu stärken.“

Betroffene in der Arbeitsgruppe

Doch nur zur eigenen Freude zusammenzukommen, war der Gruppe nicht genug. „Wir haben überlegt, was wir Gutes für andere tun können. Weil wir selbst geheilte Brustkrebs-Patientinnen in unserer Gruppe haben, kam schnell die Idee auf, diese Herz-Kissen zu nähen“, erklärt Bärbel Steiner.

Psychotherapeutin und Psychoonkologin Andrea Toepfer ordnet ein: „Herz-Kissen haben ihren Ursprung in den USA: Die dänische Krankenschwester Nancy Friis-Jensen brachte die Idee 2006 von dort nach Europa mit und rief das ‚Heart Pillow Project‘ ins Leben, entwickelte eine Schnittanleitung und begann, die Idee zu verbreiten. Auch bei uns in Suhl kommen die Kissen schon lange zum Einsatz.“

Rhein ergänzt: „Das Kissen passt unter die Achsel und mindert Druck- und Narbenschmerz, schützt vor Stößen – auch beim Autofahren - und unterstützt den Lymphabfluss. Die Kissen spenden darüber hinaus Trost und geben Halt“, ist der Mediziner überzeugt.

Mehr als moderne Medizin

Herz-Kissen gehören, neben moderner Medizin, neuartigen Diagnostik- und Behandlungsmethoden und psychoonkologischer Begleitung, seit langer Zeit fest zum Behandlungs- und Therapiespektrum im Suhler Brustkrebszentrum. Weil sie nachgewiesen helfen und weil sie mit ganz viel Leidenschaft genäht werden.

Dass die Schalkauer Frauen auf das Suhler Brustzentrum zugekommen sind, bezeichnet der Mediziner Rhein als eine wunderbare, regionale Fügung: „Unsere Herz-Kissen stammen bisher vor allem aus dem sächsischen Beucha, teils von der Simson Privat Akademie Suhl. Es ist toll, dass wir jetzt eine weitere regionale Kooperation mit Schalkau haben.“

Genäht werden die Kissen aus gespendeten Stoffresten und nach vorgegebenem Schnittmuster. Laut Anleitung werden sie mit etwa 170 Gramm Watte gefüllt. „Die spendet uns der Marcus von Fleischmanns Wasserbetten, das wollen wir unbedingt erwähnen“, freut sich Bärbel Steiner.

Gemeinsam mit ihrer ehrenamtlichen Kollegin hat sie erst einmal 53 Herz-Kissen an das Suhler Brustkrebszentrum geliefert. Weitere sollen regelmäßig folgen. „Das soll keine Eintagsfliege sein, sondern eine feste Kooperation werden“, zeigen sich beide Frauen fest entschlossen.

Oberarzt Rhein und Psychotherapeutin Andrea Toepfer freut das. Nicht nur, weil viele ihrer Patientinnen aus dem Raum Sonneberg, Schalkau und Eisfeld kommen, sondern weil zu ihrer Behandlung neben dem offenen Ohr und innovativer Medizin immer ganz viel Herz gehört.

Die ambulante Krebsberatungsstelle Südthüringen des Suhler SRH-Zentralklinikums bietet – neben Sprechstunden in ihrer Zentrale am Klinikum Suhl - Außensprechstunden unter anderem in der Kreisstadt in Sonneberg an. Sie unterstützt Krebserkrankte und Angehörige bei der psychischen Bewältigung ihrer Erkrankung sowie bei sozialrechtlichen Fragestellungen (wie bspw. AHB oder Behindertenausweis). Sprechstunden in Sonneberg finden nach vorheriger Anmeldung unter Tel. (03681) 35-6530 statt.

Aktion Lucia: Lesung im Coburger Ribollita und Comedy-Abend mit Anne Vogd in Sonnefeld

Der Oktober steht unter dem Motto „Licht in das Thema Brustkrebs“ bringen. Mit verschiedenen Veranstaltungen will Aktion Lucia zeigen: Brustkrebs ist behandelbar – und niemand muss allein durch diese schwere Zeit gehen.

In der Region Coburg gibt es ein starkes Netzwerk rund um das Klinikum. Es hilft Frauen mit Brustkrebs und ihren Familien – medizinisch, psychologisch und menschlich. Zwei besondere Veranstaltungen setzen in diesem Jahr   

Zeichen:  Am Donnerstag, 23. Oktober,  sprechen im Ribollita, Steinweg 40  in Coburg, zwei Frauen über schwere Zeiten – und über Wege hinaus. Nicole Putschky-Kaiser weiß, was es heißt, wenn sich das Leben von einer auf die andere Sekunde ändert. In ihrer Lesung „Jammer nicht – lebe!“ erzählt sie offen von ihrer Angst, ihrem Schmerz – aber auch von kleinen Erfolgen und neuem Lebensmut.

Ihre Botschaft: Du darfst schwach sein – aber du darfst auch wieder stark werden. An ihrer Seite: Jutta Wülferth, erfahrene Therapeutin. Sie erklärt, warum wir so fühlen, wie wir fühlen – und zeigt Wege, mit Ängsten, Wut und Verzweiflung umzugehen. Zusammen schaffen beide Frauen einen Raum, in dem man sich verstanden fühlt. Ein Abend, der berührt und Mut macht. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr, eine kostenlose Karte für Platzreservierung gibt’s im Ribollita.

Am Freitag, 24. Oktober, tritt Anne Vogd in der Sonnefelder Domäne auf die Bühne. Die Kabarettistin und Kolumnistin aus Nordrhein-Westfalen kommt mit ihrem aktuellen Comedy-Programm und bringt eine Mischung aus scharfem Witz, Alltagsbeobachtungen und einer ordentlichen Portion Selbstironie mit. Sie wurde 2016 mit dem SWR3 Comedy Förderpreis ausgezeichnet.

Sie  seziert mit feinem Humor das Zeitgeschehen: klug, scharfsinnig und manchmal auch herrlich verrückt. Sie spricht über das Leben, über Familie, über Körper und Klima. Ihre Pointen sind mal leise, mal laut – immer aber treffen sie ins Schwarze.  Vogd zeigt: Lachen hilft – auch in schwierigen Zeiten.

Der Erlös des Abends geht an den regionalen Hilfefonds „Aktion Lucia“. Damit werden Frauen mit Brustkrebs in der Region unterstützt. Tickets für die Comedy-Lesung mit Anne Vogd gibt es im Vorverkauf für 15 Euro bei der Touristinfo Coburg, Restkarten kosten an der Abendkasse 20 Euro. Die Veranstaltung beginnt um 19.30 Uhr.  

Beide Veranstaltungen stehen unter der Schirmherrschaft von Kerstin Frobel-Kraft. Unterstützt wird die Aktion von vielen Partnern: dem Netzwerk SenoCura, den Gleichstellungsstellen von Stadt und Landkreis Coburg, dem mammanetz der Sana Kliniken, der Siemens Betriebskrankenkasse (SBK) und der Gesundheitsförderung des Gesundheitsamtes Coburg.