Bad Salzungen - Im Rahmen des Salz & Sound-Festivals machte der Comedian Station in der Stadt und hatte in seiner unnachahmlich kernigen Art vom ersten Satz an die Gäste auf seiner Seite. Er hatte allerdings leichtes Spiel, so ausgehungert nach Unterhaltung wie das Publikum war. Aber auch der Meister selber hatte nach anderthalb Jahren fast schon Entzugserscheinungen. Endlich wieder Auftritte, endlich wieder chic anziehen. Keine Jogginghosen und Adiletten mehr! Folgerichtig begann er sein Programm mit einem der vielen in der langen „Freizeit“ entstandenen Lieder. „Das fühlt sich gut an …!“ Gut fühlte es sich auch an, dass aus 300 Kehlen mitgesungen wurde. Was dann folgte, war eine Vielzahl von kleinen Alltagsgeschichten, deren Feuerwerk an Pointen dem Publikum die Lachtränen in die Augen trieben. Von seinen Erfahrungen beim Apfelbreikochen mit ungeschälten Äpfeln ohne Thermomix-Topf kam er über Homeoffice und Homeschooling zu Dorothee Bär, der Staatsministerin und Bundesbeauftragten für Digitalisierung, dem Problembär der Bundesregierung. Und appropos Homeoffice, das Allheilmittel. Man stelle sich vor, ein Metzger arbeite im Homeoffice und nehme die Sau erst einmal mit nach Hause. Und bevor sie geschlachtet wird, ziehen sie sich noch gemeinsam in aller Ruhe zwei Rosamunde-Pilcher-Filme rein – „das gibt dann ein gaaanz ein zartes Fleisch.“ Anschließend zappte er sich durchs Fernsehprogramm, nahm Bauer sucht Frau und die Landfrauenküche aufs Korn und kam immer wieder zu persönlichen Lebenserfahrungen. Da wäre zum Beispiel der Hausumbau. Eigentlich sei er ganz zufrieden gewesen, wenn er auf seiner orangerotterracottafarbenen Couch gelegen habe. Als sie dann aber irgendwann zu zweit auf der orangerotterracottafarbenen Couch lagen, war orangerotterracottafarben doch nicht mehr so gut und auch einiges mehr und man plante einen Veränderung. Damit trat Architekt Rudi in sein bis dahin beschauliches Leben. Zwischendurch kam er auf die nach 1990 geborenen Kinder zu sprechen, allesamt Weicheier. Wenn früher was nicht geblutet oder komisch weggestanden hat, wurde weiter gespielt. Heute, und bei den Eltern – undenkbar. Der rote Faden des Abends war zweifellos Architekt Rudi, der immer mit neuen Ideen um die Ecke kam. Offen blieb, ob der Umbau erfolgreich abgeschlossen wurde, oder ob Michl Müller heute noch auf der orangerotterracottafarbenen Couch liegt.