Grundlage für ukrainische Gegenangriffe?
Experten gehen fest davon aus, dass der Leopard 2 im Gefecht gegen russische Panzertruppen deutlich überlegen ist. Ein Grund ist, dass er eine stabilisierte Waffenanlage hat und damit auch aus laufender Fahrt heraus schießen kann, der von den russischen Streitkräften vielfach eingesetzte T-72 für den Schuss aber stehen muss.
Mitte März hatten die ukrainischen Leopard-2-Besatzungen ihre Ausbildung auf dem Leopard mit einem Gefechtsschießen abgeschlossen. Zum Abschluss des Trainings hatten die Besatzungen auf dem niedersächsischen Truppenübungsplatz Bergen Angriff und Rückzug von einem Feind geübt. Ausbildungsziel war es, "dass diese Kräfte dazu befähigt sind, völlig selbstständig mit diesem sehr modernen, eigentlich dem modernsten Kampfpanzer, den wir zu bieten haben, kämpfen zu können", hatte Brigadegeneral Björn Schulz, Kommandeur der Panzertruppenschule der Bundeswehr, dort erklärt. Zwischen 82 und 85 Prozent der Zieldarstellungen wurde bei den Übungen zerstört. Die deutschen Ausbilder bewerteten das als sehr gut.
Vier Soldaten sind die Besatzung im Leopard 2, aus dem sie nur "aufgesessen" den Kampf führen, also aus dem Fahrzeug heraus: der Kraftfahrer, ein Richtschütze, ein Ladeschütze und der Kommandant. Mit überlegener Feuerkraft und seiner Feuerleitanlage ist der Leopard in der unmittelbaren Konfrontation mit dem Gegner auf Sicht "duellfähig".
Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), bezeichnete die Lieferung als einen wichtigen Schritt hin zur Verteidigung der Freiheit der Ukraine. Sie forderte: "Wir dürfen nun nicht nachlassen in unserem Einsatz dafür, dass die Ukraine wieder zu Freiheit und Frieden finden kann."
Scholz: Keine Debatte über Lieferung von Kampfjets
Wie geht es nun weiter? Gibt Scholz demnächst grünes Licht für weitere Waffensysteme? Danach sieht es nicht aus. In Rotterdam machte er erneut klar, dass er die Debatte über die Lieferung von Kampfjets nicht führen will. Die Frage, was die Ukraine nun brauche, beantwortete er mit den Worten: "Von alledem, was wir jetzt schon gemacht haben, vor allem mehr. Und das ist das, was wir auch jetzt zur Verfügung stellen." Die gelieferten Waffen müssten außerdem mit ausreichend Munition bestückt werden. "Das ist das, worauf wir uns konzentrieren, und nicht auf Debatten, die nicht anstehen", sagte Scholz mit Blick auf die Kampfjets.
Der niederländische Ministerpräsident Rutte wählte da eine ganz andere Tonlage. "Ich wiederhole: Wir haben keine Tabus. Wir schließen nichts aus." Rutte betonte, dass es konkrete Gespräche zur Lieferung von Kampfjets gebe. "Aber zu diesem Moment ist noch nichts entschieden." Mehrere osteuropäische Staaten haben angekündigt, Kampfjets sowjetischer Bauart zur Verfügung zu stellen. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hatte aber erst in der vergangenen Woche beim EU-Gipfel per Videobotschaft auch Flugzeuge westlicher Bauart gefordert.