Präsident Wladimir Putin hatte vor dem Hintergrund des Kriegs gegen die Ukraine den Raketenstart im April zu Drohungen gegen den Westen genutzt. Die Waffe könne alle Arten der Raketenabwehr überwinden und zwinge "jene zum Nachdenken, die im Feuereifer einer abgebrühten, aggressiven Rhetorik versuchen, unser Land zu bedrohen", sagte er.
Schröder weiter in der Kritik
In Deutschland setzte sich die Diskussion um die Russland-Verbindungen von Ex-Kanzler Gerhard Schröder fort. Dabei geht es jetzt darum, ob der 78-Jährige nach seinem Verzicht auf den Aufsichtsratsposten beim Energiekonzern Rosneft auch seine Jobs bei den Gazprom-Töchtern Nord Stream niederlegen muss - so wie das beispielsweise Kanzler Olaf Scholz (ebenfalls SPD) verlangt. FDP-Vize Wolfgang Kubicki mahnte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, bei Schröder die "Grenze zur Demütigung" nicht zu überschreiten.
Selenskyj appelliert an Moral der Truppen
Selenskyj appellierte an die Moral der eigenen Truppen. Jeder Tag, an dem Russlands Pläne durchkreuzt würden, sei ein Beitrag auf dem Weg zum Sieg. Vermutet wird, dass russische Soldaten, die bislang in Mariupol gebunden waren, nun anderswo einsetzt werden. Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs versuchten die Russen erfolglos, Ortschaften rund um Sjewjerodonezk zu stürmen. Ebenso hart werde um Dörfer südlich der Trasse Lyssytschansk-Bachmut gekämpft. Vermutet wird, dass Russland die komplette Kontrolle über die Gebiete Luhansk und Donezk erlangen will, um einen Landkorridor auf die 2014 annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim abzusichern.
Schicksal der Kämpfer aus Mariupol offen
Unklar ist, was nach der Eroberung des Stahlwerks in Mariupol nun mit den gefangen genommenen Ukrainern geschieht. Nach Angaben der russischen Seite haben sich mehr als 2400 Soldaten ergeben, darunter auch 78 Frauen und einige Ausländer. Als Kriegsgefangene stehen sie eigentlich unter Schutz. Der russische Außenpolitiker Leonid Sluzki brachte auch einen Austausch gegen den prorussischen Politiker Viktor Medwedtschuk ins Spiel. Später erklärte er, die Kämpfer müssten vor Gericht gestellt werden. An diesem Montag wird in der Ukraine im ersten Kriegsverbrecherprozess gegen einen 21 Jahre alten russischen Soldaten das Urteil erwartet.
Ukraine auch Thema von Scholz-Reise nach Afrika
Kanzler Scholz verteidigte unterdessen den Kurs der Bundesregierung bei den deutschen Waffenlieferungen. "Die Grenzen in Europa dürfen nicht mit Gewalt verschoben werden", sagte er bei einem Auftritt in Hildesheim. Der Konflikt wird auch Thema seiner ersten Afrika-Reise als Regierungschef. Der Kontinent ist unter anderem von drastisch steigenden Getreidepreisen betroffen. Zum Auftakt traf Scholz am Sonntag im Senegal ein.
Manche Experten vermuten, dass Russland in Afrika und im Nahen Osten absichtlich Hungerkrisen auslösen will. Der ehemalige deutsche Botschafter in Russland, Rüdiger von Fritsch, sagte dem "Tagesspiegel" (Sonntag): "Putins Kalkül besteht darin, dass nach dem Zusammenbruch der Getreidelieferungen die hungernden Menschen aus diesen Regionen fliehen werden und versuchen, nach Europa zu kommen." Die Ukraine ist einer der größten Getreideproduzenten der Welt. Nach westlichen Angaben blockiert Russland in der Ukraine die Ausfuhr von 20 Millionen Tonnen Getreide. Auch Silos wurden bombardiert.
Andrzej Duda in Kiew
Als erster ausländischer Staatschef seit Beginn des russischen Einmarsches hielt der polnische Präsident Andrzej Duda am Sonntag eine Rede im ukrainischen Parlament. "Die freie Welt hat das Gesicht der Ukraine", sagte Duda in seiner Ansprache.
Immer wieder erhoben sich die Parlamentarier, um dem Gast aus Polen zu applaudieren. Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj war anwesend. Niemand könne die polnisch-ukrainische Einheit stören, sagte Duda. "Polen wird alles in seiner Macht stehende tun, um der Ukraine zu helfen, Mitglied der Europäischen Union zu werden."
Der polnische Staatschef sprach zudem von der Absicht, ein polnisch-ukrainisches Freundschaftsabkommen zu schließen. Details waren dazu zunächst nicht bekannt. Dudas Solidaritätsbesuch wurde überraschend erst am Sonntagmorgen bekannt. Der 50-Jährige reiste bereits zum zweiten Mal seit Kriegsausbruch in die Ukraine.
Knapp 3,5 Millionen ukrainische Flüchtlinge sind seit Beginn des russischen Angriffskrieges am 24. Februar in Polen eingereist. Polen hat mit Abstand den meisten der insgesamt rund 6,5 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine Zuflucht gewährt. In der Ukraine lebten vor Kriegsbeginn rund 44 Millionen Menschen.