Rollstuhlfahrer Mehr Unabhängigkeit trotz Rollstuhl

Jana Henn

Sich in Pandemie-Zeiten selbstständig zu machen, ist zweifellos eine Herausforderung. Alexander Heiderich und Marcus Mansius aus Frauensee haben sich eineinhalb Jahre dafür Zeit gelassen und im März dieses Jahres ihr Herzensprojekt gestartet.

 
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Marcus Mansius und Alexander Heiderich (links) zeigen, wie das neuartige Liftsystem funktioniert. Foto: Jana Henn

Frauensee - Seit einem Unfall ist Alexander Heiderich auf den Rollstuhl angewiesen. Dabei ist es ihm wichtig, sich so viel Selbstständigkeit wie möglich zu erhalten. Er weiß genau, was er an Unterstützung im Alltag braucht und wie er das umsetzen möchte. So war es auch, als das Thema Fahrzeugumbau im Raum stand. Verschiedene Möglichkeiten hat Alexander Heiderich getestet, war aber nicht restlos überzeugt. Wenn er seine eigenen Vorstellungen kundtat, kamen als Antwort der Anbieter: „Das gibt es nicht.“ Und: „Das geht auch nicht.“

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Aber der Rollstuhlfahrer aus Frauensee blieb dran am Thema und gab auf Verdacht seine Suche in verschiedenen Fremdsprachen im Internet ein. So gelangte er auf die Homepage von René Weersink aus Enschede in den Niederlanden. Er bot eine Lösung an, wie Alexander Heiderich sie sich vorgestellt hatte. Dabei wird der Aktivrollstuhl zum Fahrersitz im Auto. Dank eines Hydrauliklifts kann der Fahrer nicht nur in sein Auto, sondern auch hinter das Lenkrad kommen. Bisher waren ähnliche Systeme nur für Elektrorollstühle zugelassen. Marcus Mansius und Alexander Heiderich schwärmen vom Erfinder des Systems René Weersink. Die Hochachtung der beiden wird klar, wenn sie ihn als „technisches Genie“ oder „Daniel Düsentrieb“ bezeichnen. Dabei brauchen sie nicht zurückzustecken. Alexander Heiderich hat in seinem Fahrzeug bereits selbst Umbauten vorgenommen, die ihm das Fahren erleichtern. Um das Liftsystem in Deutschland zuzulassen, war der TÜV in Nordrhein-Westfalen eine große Hilfe. Denn der Erfinder sicherte sich das Patent für Europa und Nordamerika und spielte mit dem Gedanken zu expandieren. Das ließ bei den Männern aus Frauensee den Funken überspringen. Alexander Heiderich meint dazu: „Mir wurde geholfen. Nun kann ich anderen damit helfen.“ Seit März betreiben sie die exklusive Distribution für Deutschland unter dem Namen „ParaCar Mobility“. Dabei bieten sie nicht nur den Umbau des Fahrzeugs an, sondern das „Rundum-Sorglos-Paket“. Dazu gehört, dass Alexander Heiderich als Peer Counselor für die Fördergemeinschaft für Querschnittsgelähmte unterwegs ist. Das bedeutet nichts anderes, als dass er fachlich kompetent Menschen in einer ähnlichen Lebenssituation beraten und ihnen zum Beispiel bei Fördermittelanträgen helfen kann.

Mittlerweile haben Marcus Mansius und Alexander Heiderich in der Region Partner gefunden. Das Team ist im Gespräch mit Sanitätshäusern und Kliniken. Zu den wichtigsten Partnern gehört zweifellos „Die Autowerkstatt“ mit den Werkstattmeistern Axel Schlechtweg und David Wagner. Perspektivisch wollen „ParaCar Mobility“ und „Die Autowerkstatt“ gemeinsam wachsen. Sie alle werden geschult auf dieses besondere Liftsystem und seine Komponenten. Die Schulungen finden im europäischen Ausland statt, sodass bisher noch keine Termine gefunden werden konnten.

Beeindruckend sind schon jetzt die Bilder von umgebauten Fahrzeugen. In Wohnmobilen fungiert das Liftsystem auch als Innenlift und hilft Querschnittsgelähmten beispielsweise ins Bett. Vorteile gibt es viele. Eine individuelle Anpassung an jeden Einzelnen ist die Passion von „ParaCAR Mobility“. So viel Hilfe wie möglich, aber auch nur so viel Hilfe wie nötig, um die Selbstständigkeit zu erhalten.

Man spürt, dass dies ein Herzensprojekt von zwei Freunden ist, die sich seit Jugendtagen kennen.

Kontakt

Wer Interesse hat, kann sich an Marcus Mansius und Alexander Heiderich wenden. Weitere Informationen

findet man auf der Homepage www.paracar.de. Individuelle Beratungen können vereinbart werden unter (036963/220035 oder per

E-Mail kontakt@paracar.de.