Rollende Ambulanz Hilfe für Post-Covid-Patienten

und Katrin Zeiß

Für Betroffene von Covid-Spätfolgen gibt es nur wenige Behandlungszentren. In Thüringen wird deshalb ein Post-Covid-Bus getestet, der durchs Land fährt.

 
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Koordiniert wird das Projekt von Andreas Stallmach und Christina Lemhöfer. Foto: Michael Szabó/UKJ

Zur Behandlung von Menschen mit Langzeitfolgen einer Corona-Infektion geht in Thüringen ein Post-Covid-Bus auf Tour. Die rollende Ambulanz ist Kern eines Forschungsprojekts, mit dem das Universitätsklinikum Jena neue Versorgungsformen für Betroffene im ländlichen Raum entwickeln will. Die Studie kombiniert wohnortnahe Untersuchungen mit umfassender telemedizinischer Betreuung wie Videosprechstunden, wie das Klinikum am Donnerstag mitteilte. Das Projekt hat nach Angaben von Studienleiter Andreas Stallmach Modellcharakter für Deutschland, Post-Covid-Busse gebe es hier bislang nicht.

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„Auch nach milden Infektionsverläufen sind die Betroffenen noch Monate später in ihrer Leistungs- und Belastungsfähigkeit eingeschränkt, und das im körperlichen, geistigen und seelischen Bereich“, so Stallmach weiter.

Erkrankte werden bisher vor allem in Spezialambulanzen meist an Universitätskliniken betreut. Deren Kapazitäten seien nicht ausreichend, sagte Stallmach. Allein am Uniklinikum Jena stünden 700 Betroffene auf der Warteliste. Teilweise müssten sie Anreisewege von bis zu 300 Kilometern auf sich nehmen, was für körperlich beeinträchtigte Menschen beschwerlich sei. „Wenn die Patienten nicht zu uns kommen können, müssen wir zu den Patienten kommen“, sagte der Mediziner.

In dem mit Geräten für Lungenfunktions-, Konzentrations- und Gedächtnistests ausgestatteten Bus werden die Patienten untersucht. Sie erhalten dort eine Einweisung für die Videosprechstunde und ein Behandlungsprogramm unter anderem mit Rehasport und Gedächtnistraining, das sie eigenständig zu Hause absolvieren sollen. Ein wichtiger Partner im Projekt sei die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen. Sie koordiniere die Kommunikation mit den hausärztlichen Praxen, die am Projekt teilnehmen möchten. „Unsere hausärztlichen Kollegen erleben täglich, wie groß der Bedarf für ein evaluiertes und gut verfügbares Therapieangebot bei Post-Covid ist“, sagte die Vorsitzende Annette Rommel. Das Projekt stärke ihre Rolle als wichtigste Ansprechpartner für die Patienten und als Koordinatoren für die gesamte Behandlung. Nach Angaben Rommels sind es die Hausärzte, an die sich Betroffene wegen einer Aufnahme in das Programm wenden müssen. Sie übernähmen Voruntersuchungen und vermittelten den Kontakt zum Projektteam. Teilnehmende würden dann einen wohnortnahen Termin im Bus erhalten.

Die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sagte zum Projektauftakt: „Post-Covid-Erkrankungen zeigen sehr unterschiedliche Symptome. Die Therapie der verschiedenen Krankheitszeichen braucht neue Strukturen und Wege.“ Eine koordinierte Zusammenarbeit der verschiedenen Fachbereiche und eine engmaschige Betreuung der Betroffenen sei dafür unabdingbar. Das Projekt biete einen innovativen Versorgungsansatz, mit dem Thüringen zum Vorreiter sektorenübergreifender und vernetzter Behandlungsangebote werde.

Der Post-Covid-Bus soll über einen Zeitraum von zwei Jahren durch Thüringen fahren, erste Station ist in der kommenden Woche Weimar. Die Studie ist auf insgesamt 680 Patienten ausgelegt, im Sommer 2026 sollen die Studienergebnisse vorliegen.